Jahrelang haben uns CDU und SPD in die Abhängigkeit geführt. Trotz aller Warnungen wurde unsere Gasversorgung zu einem erheblichen Teil in die Hände von Monopolisten verkauft. Russland habe schließlich selbst in den schlimmsten Auseinandersetzungen des Kalten Krieges weiter Gas geliefert.
Dass es dennoch keine gute Idee war, vor allem die deutschen Gasspeicher an Tochterfirmen des russischen Gazprom-Konzerns zu verkaufen, fiel auch schon vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf.
Gazprom ließ Gasspeicher verdächtig leer
Denn Gazprom ließ die Speicher im Winter 2021/22 verdächtig leer. Während um die Versorgung bemühte Betreiber für den Winter Gasspeicher auffüllen sollten, lag der durchschnittliche Füllstand der Speicher am 8. November vor zwei Jahren, also rund drei Monate bevor Putin-Russland die Ukraine angriff, bei läppischen 18 Prozent!
Nicht einmal zu einem Fünftel waren sie also gefüllt. Der größte Gasspeicher Deutschlands im niedersächsischen Rehden war sogar nur zu acht Prozent voll. Bis Anfang April 2022 sank der Stand dort auf 0,5 Prozent!
Plötzlich erreichen die Speicher Füllstände von über 100 Prozent
Anfang dieser Woche meldete die zuständige Bundesnetzagentur nun einen Füllstand der deutschen Gasspeicher von über 100 Prozent - ein lange nicht erreichter Spitzenwert. Auch ein Gesetz regelt nun, dass sie am 1. November zu 95 Prozent befüllt sein müssen. Trotz mancher Unsicherheiten kann Netzagenturchef Klaus Müller recht optimistisch in die Zukunft blicken.
Das ist in jeder Hinsicht eine gute Nachricht. Deutschland hat sich endlich von den Erpressungsversuchen Russlands gelöst, kauft sein Gas nun von unterschiedlichen Anbietern ein, betreibt seine Speicher wieder unabhängiger als vor dem Ukraine-Krieg.

Märchen vom billigen russischen Gas entblößt
Das entblößt das Märchen vom billigen russischen Gas. Russland setzt seine Energiepolitik als Waffe ein, das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Schlimm genug, dass viele in Deutschland zu lange durch die Russlandbrille geschaut und dieses Märchen geglaubt haben.
Denn in anderen europäischen Ländern, die Russland traditionell kritisch gegenüber stehen, hat man auch vorher schon LNG-Terminals gebaut und so vor Russlands-Angriff auf die Ukraine den Preis der Russen erfolgreich gedrückt. In Deutschland wollte man das hingegen lange nicht hören.
Doch mittlerweile dürfte klar sein: Energieversorgung ist ein strategisches Interesse. Und sich abhängig von nur einem Lieferanten zu machen, ist niemals eine gute Idee - denn den Preis kann drücken, wer andere Angebote hat. Hoffen wir nun, dass das Gedächtnis der Politiker sich nicht so leicht verflüchtigt wie das Gas in den Speichern.