Seltener Ausraster mitten in einer Sendung des russischen Staatsfernsehens! In einem Interview mit dem Russen-Propaganda-Sender RT platzte dem israelischen Politiker Amir Weitmann der Kragen. Weitmann drohte: „Russland wird bezahlen!“. Er bezog sich damit auf eine mögliche Unterstützung der palästinensischen Terrororganisation Hamas durch Russland.
Der Chef des libertären Flügels der Likud-Partei des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprach dabei nicht nur sehr aufgebracht sondern auch sehr direkt aus, wie Israels Reaktion aus eine Unterstützung des Hamas-Terrors durch Russland aussehen könnte.

Israelischer Politiker rastet in Russen-TV aus
So sagte Weitmann: „Lasst es mich Euch sagen: Wir beenden diesen Krieg, wir werden ihn gewinnen, weil wir stärker sind. Und danach wird Russland den Preis bezahlen!“. Darüber zeigte sich der Moderator im Russen-TV sichtlich irritiert und fragte nach: „Russland?“
Weitmann unterstreicht seine Aussage daraufhin: „Russland unterstützt die Feinde Israels. Russland unterstützt Nazi-Leute die einen Genozid an uns begehen wollen. Und Russland wird den Preis bezahlen“, so der Likud-Mann. Doch da ist noch nicht einmal ansatzweise fertig. „Hört mir ganz genau zu. Wir bringen das mit diesen Nazis zu Ende. Wir gewinnen diesen Krieg. Es wird dauern aber wir werden diesen Krieg gewinnen. Danach werden wir nicht vergessen, was ihr tut. Wir werden kommen und dafür sorgen, dass die Ukraine gewinnt. Wir werden dafür sorgen, dass ihr den Preis dafür zahlt, was ihr getan habt. Ihr als Russland.“
Amir Weitmann, powerful member of Netanyahu’s Likud party in Israel, went live on Russia Today and, oh Boy, tore into Russia’s stance. I was only waiting for him to step through the screen. What an epic statement.
— (((Tendar))) (@Tendar) October 19, 2023
This is exactly what will resonate in Moscow, especially with… pic.twitter.com/1pUN1nuQKZ
Likud-Mann ist kein gewählter Abgeordneter
Die Ansage ist die bisher offenste aus Israel in Richtung Russland. Ob der Likud-Mann, der bisher kein offizielles Mandat in einem Parlament inne hat, sich mit der Regierung oder der Parteiführung abgesprochen hat, ist unklar. Dennoch sind die offenen und Sätze ein deutliches Zeichen, dass sich die Stimmung in Israel selbst in der Netanjahu-Partei gegen Russland dreht.
Denn bisher hat sich Israel trotz seiner West-Bindung auffällig mit Aussagen zu Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zurückgehalten. Waffen hatte es zunächst nicht geliefert. Die Ukraine war besonders an der Lieferung des israelischen Raketenschutzschirms Iron Dome zur Luftverteidigung des angegriffenes Landes und dem Schutz vor den ständigen Angriffen durch Russland mit Drohnen und Raketen interessiert.

Israel sieht Zusammenrücken von Russland und Iran als Bedrohung
Doch auch in Israel ist die seit Februar 2022 immer weiter verstärkte Zusammenarbeit Russlands mit Israels Erzfeind Iran nicht unbemerkt geblieben. Iran lieferte Russland Drohnen und andere Waffen, die es gegen die Ukraine einsetzt. Im Gegenzug hat Moskau Teheran vor allem Technologie und wohl vermutlich Unterstützung für die Raketenprogramme der Mullahs zugesichert.
Diese kann Iran auch gegen Israel einsetzen – eine direkte Bedrohung für den jüdischen Staat. „Auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass der Iran eng an der Planung des Hamas-Angriffs beteiligt war, leistet er seit langem logistische und militärische Unterstützung für die militante Bewegung sowie für andere Stellvertretergruppen in ihrer zunehmend dezentralisierten ‚Achse des Widerstands‘“, so Hannah Notte, Expertin des Center for Strategic and International Studies in einem Beitrag in der US-Zeitschrift Foreign Policy. Die Hamas hatte am 7. Oktober in einem terroristischen Angriff die Grenze von Gaza zu Israel gestürmt und mehr als 1400 Menschen brutal getötet - die überwiegende Mehrheit davon Zivilisten.

Russisches Staatsfernsehen hetzt gegen Israel
Auch zur Unterstützung der gegen Israel operierenden Hisbollah, soll Russland Teheran seine Luftwaffenstützpunkte in Syrien zur Verfügung gestellt haben. Israel hatte zuvor die Landebahnen des Assad-Regimes nutzlos bombardiert. Zudem hat sich Moskau deutlich auf die Seite der Palästinenser gestellt.
Das Staatsfernsehen hetzt ununterbrochen gegen Israel und die „Zionisten“ und auch die Falschinformationen eines Bombentreffers auf ein Krankenhaus in Gaza verbreiteten die Russen-Medien schnell und die Regierungssprecherin Maria Sacharowa forderte Beweise von Israel, dass die Israelischen Streitkräfte es nicht getroffen hätten. Doch: „Trotz aller Rücksichtnahme auf pro-palästinensische Gefühle will Russland keinen Bruch mit Israel“, erklärt Hannah Notte. Dass der jüdische Staat die Ukraine in naher Zukunft deutlich unterstützt, scheint daher wohl eher unwahrscheinlich.

Männerfreundschaft Netanjahu-Putin bekommt Risse
Bisher noch hielt das Verhältnis zwischen Israel und Russland. Benjamin Netanjahus Regierung steht nach dem Massaker vom 7. Oktober aber heftig in der Kritik. Putin rief seinen Freund Netanjahu zudem erst zehn Tage nach dem Pogrom an, um sein Beileid auszudrücken. Die USA hingegen haben sofort einen Flugzeugträger in die Region gesandt. Ein zweiter soll folgen. Und wenn schon einzelne Likud-Mitglieder sich so laut gegen Russland äußern, dann könnte sich in Israel auch der Wind für die Männerfreundschaft Netanjahu-Putin drehen. Das Statement von Weidmann jedenfalls gab einen Vorgeschmack darauf, was Moskau dann blühen könnte.
Auf die Aussage des Moderators, dass dies eine sehr leidenschaftliche Aussage sei, setzt Weitmann nach: „Meine Leute wurden massakriert von euren Stellvertretern. Ihr werdet bezahlen. Ist das klar?“. Und was es bedeutet, wenn die Israelis Rache nehmen, das mussten schon einige schmerzhaft erfahren.