Nach Hamas-Terror

Israel-Politiker flippt im Putin-TV aus: „Russland wird bezahlen!“

In einer Livesendung eines russischen Staatsfernsehens platze Amir Weitmann der Kragen. Russland unterstütze die Hamas und Israel werde das nicht vergessen.

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Das Verhältnis zwischen Benjamin Netanjahu und Wladimir Putin könnte sich durch die Hamas-Terrorattacke und die Unterstützung Russlands für den Iran eingetrübt haben.
Das Verhältnis zwischen Benjamin Netanjahu und Wladimir Putin könnte sich durch die Hamas-Terrorattacke und die Unterstützung Russlands für den Iran eingetrübt haben.Russian Look/Imago

Seltener Ausraster mitten in einer Sendung des russischen Staatsfernsehens! In einem Interview mit dem Russen-Propaganda-Sender RT platzte dem israelischen Politiker Amir Weitmann der Kragen. Weitmann drohte: „Russland wird bezahlen!“. Er bezog sich damit auf eine mögliche Unterstützung der palästinensischen Terrororganisation Hamas durch Russland.

Der Chef des libertären Flügels der Likud-Partei des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sprach dabei nicht nur sehr aufgebracht sondern auch sehr direkt aus, wie Israels Reaktion aus eine Unterstützung des Hamas-Terrors durch Russland aussehen könnte.

Die Hamas tötete mehr als 1400 Menschen, zum Großteil Zivilisten, bei dem Terrorangriff auf den Süden Israels.
Die Hamas tötete mehr als 1400 Menschen, zum Großteil Zivilisten, bei dem Terrorangriff auf den Süden Israels.Ilia Yefimovich/dpa

Israelischer Politiker rastet in Russen-TV aus

So sagte Weitmann: „Lasst es mich Euch sagen: Wir beenden diesen Krieg, wir werden ihn gewinnen, weil wir stärker sind. Und danach wird Russland den Preis bezahlen!“. Darüber zeigte sich der Moderator im Russen-TV sichtlich irritiert und fragte nach: „Russland?“

Weitmann unterstreicht seine Aussage daraufhin: „Russland unterstützt die Feinde Israels. Russland unterstützt Nazi-Leute die einen Genozid an uns begehen wollen. Und Russland wird den Preis bezahlen“, so der Likud-Mann. Doch da ist noch nicht einmal ansatzweise fertig. „Hört mir ganz genau zu. Wir bringen das mit diesen Nazis zu Ende. Wir gewinnen diesen Krieg. Es wird dauern aber wir werden diesen Krieg gewinnen. Danach werden wir nicht vergessen, was ihr tut. Wir werden kommen und dafür sorgen, dass die Ukraine gewinnt. Wir werden dafür sorgen, dass ihr den Preis dafür zahlt, was ihr getan habt. Ihr als Russland.“

Likud-Mann ist kein gewählter Abgeordneter

Die Ansage ist die bisher offenste aus Israel in Richtung Russland. Ob der Likud-Mann, der bisher kein offizielles Mandat in einem Parlament inne hat, sich mit der Regierung oder der Parteiführung abgesprochen hat, ist unklar. Dennoch sind die offenen und Sätze ein deutliches Zeichen, dass sich die Stimmung in Israel selbst in der Netanjahu-Partei gegen Russland dreht.

Denn bisher hat sich Israel trotz seiner West-Bindung auffällig mit Aussagen zu Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zurückgehalten. Waffen hatte es zunächst nicht geliefert. Die Ukraine war besonders an der Lieferung des israelischen Raketenschutzschirms Iron Dome zur Luftverteidigung des angegriffenes Landes und dem Schutz vor den ständigen Angriffen durch Russland mit Drohnen und Raketen interessiert. 

Der Oberbefehlshaber des Russischen Heeres, Oleg Saljukow, trifft Kioumars Heydari, den Oberbefehlhaber der iranischen Landstreitkräfte. Russland und Iran arbeiten immer enger zusammen.
Der Oberbefehlshaber des Russischen Heeres, Oleg Saljukow, trifft Kioumars Heydari, den Oberbefehlhaber der iranischen Landstreitkräfte. Russland und Iran arbeiten immer enger zusammen.Russisches Verteidigungsministerium/Imago

Israel sieht Zusammenrücken von Russland und Iran als Bedrohung

Doch auch in Israel ist die seit Februar 2022 immer weiter verstärkte Zusammenarbeit Russlands mit Israels Erzfeind Iran nicht unbemerkt geblieben. Iran lieferte Russland Drohnen und andere Waffen, die es gegen die Ukraine einsetzt. Im Gegenzug hat Moskau Teheran vor allem Technologie und wohl vermutlich Unterstützung für die Raketenprogramme der Mullahs zugesichert.

Diese kann Iran auch gegen Israel einsetzen – eine direkte Bedrohung für den jüdischen Staat. „Auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass der Iran eng an der Planung des Hamas-Angriffs beteiligt war, leistet er seit langem logistische und militärische Unterstützung für die militante Bewegung sowie für andere Stellvertretergruppen in ihrer zunehmend dezentralisierten ‚Achse des Widerstands‘“, so Hannah Notte, Expertin des Center for Strategic and International Studies in einem Beitrag in der US-Zeitschrift Foreign Policy. Die Hamas hatte am 7. Oktober in einem terroristischen Angriff die Grenze von Gaza zu Israel gestürmt und mehr als 1400 Menschen brutal getötet - die überwiegende Mehrheit davon Zivilisten.

Im Westjordanland schwenken Palästinenser russische und palästinensische Flaggen
Im Westjordanland schwenken Palästinenser russische und palästinensische FlaggenMamoun Wazwaz/apaimages/Imago

Russisches Staatsfernsehen hetzt gegen Israel

Auch zur Unterstützung der gegen Israel operierenden Hisbollah, soll Russland Teheran seine Luftwaffenstützpunkte in Syrien zur Verfügung gestellt haben. Israel hatte zuvor die Landebahnen des Assad-Regimes nutzlos bombardiert. Zudem hat sich Moskau deutlich auf die Seite der Palästinenser gestellt.

Das Staatsfernsehen hetzt ununterbrochen gegen Israel und die „Zionisten“ und auch die Falschinformationen eines Bombentreffers auf ein Krankenhaus in Gaza verbreiteten die Russen-Medien schnell und die Regierungssprecherin Maria Sacharowa forderte Beweise von Israel, dass die Israelischen Streitkräfte es nicht getroffen hätten. Doch: „Trotz aller Rücksichtnahme auf pro-palästinensische Gefühle will Russland keinen Bruch mit Israel“, erklärt Hannah Notte. Dass der jüdische Staat die Ukraine in naher Zukunft deutlich unterstützt, scheint daher wohl eher unwahrscheinlich.

Ob Israel nun die Ukraine zum Beispiel mit dem Flugabwehrsystem „Iron Dome“ unterstützt, ist unwahrscheinlich.
Ob Israel nun die Ukraine zum Beispiel mit dem Flugabwehrsystem „Iron Dome“ unterstützt, ist unwahrscheinlich.Jack Guez/AFP

Männerfreundschaft Netanjahu-Putin bekommt Risse

Bisher noch hielt das Verhältnis zwischen Israel und Russland. Benjamin Netanjahus Regierung steht nach dem Massaker vom 7. Oktober aber heftig in der Kritik. Putin rief seinen Freund Netanjahu zudem erst zehn Tage nach dem Pogrom an, um sein Beileid auszudrücken. Die USA hingegen haben sofort einen Flugzeugträger in die Region gesandt. Ein zweiter soll folgen. Und wenn schon einzelne Likud-Mitglieder sich so laut gegen Russland äußern, dann könnte sich in Israel auch der Wind für die Männerfreundschaft Netanjahu-Putin drehen. Das Statement von Weidmann jedenfalls gab einen Vorgeschmack darauf, was Moskau dann blühen könnte.

Auf die Aussage des Moderators, dass dies eine sehr leidenschaftliche Aussage sei, setzt Weitmann nach: „Meine Leute wurden massakriert von euren Stellvertretern. Ihr werdet bezahlen. Ist das klar?“. Und was es bedeutet, wenn die Israelis Rache nehmen, das mussten schon einige schmerzhaft erfahren.