Nach Verstoß

Olympia: IOC schmeißt Russland raus – DAS ist der Grund

Das Internationale Olympische Komitee hat Russlands NOK suspendiert. Doch russische Sportler dürfen wohl trotzdem zu den Olympischen Spielen. 

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Das IOC hat Russland ausgeschlossen.
Das IOC hat Russland ausgeschlossen.Jae C. Hong/AP/dpa

Für viele Sportler galt es als längst überfällig: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Russlands Nationales Olympisches Komitee (ROC) aus der Olympischen Familie geschmissen. Die Exekutive unter dem Vorsitz von Präsident Thomas Bach suspendierte das ROC „mit sofortiger Wirkung“ für den „Bruch der Olympischen Charta“ und dreht Russland den Geldhahn zu.

Das IOC hält russischen Sportlerinnen und Sportlern die Tür zu den Sommerspielen in Paris aber weiter auf. 

IOC suspendiert Russland wegen Annektierung von Ukraine-Regionen

Der Grund für den Rausschmiss hängt mit dem Bruch des Völkerrechts durch Russlands zusammen. Denn das ROC hatte die Sportorganisationen der von der Ukraine annektierten Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk als Mitglieder aufgenommen und damit „die territoriale Integrität des NOK der Ukraine verletzt“, teilte das IOC am Donnerstag im indischen Mumbai mit.

Auch DOSB-Präsident Thomas Weikert begrüßte die Entscheidung auf Anfrage des Sportinformationsdienstes als „konsequent und folgerichtig“.

Das NOK der Ukraine nahm die IOC-Sanktion erleichtert zur Kenntnis. „Dies ist eine wichtige Entscheidung. Wir haben mit unseren Partnern besprochen, dass Sport und Politik nicht zu trennen sind, wenn ein terroristisches Land (Russland) Völkermord begeht und Sportler als Propaganda nutzt“, schrieb Andrej Jermak, Stabschef des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, in den sozialen Netzwerken.

Olga Charlan gewann das Duell gegen die Russin Anna Smirnowa, verweigerte ihr aber einen obligatorischen Handschlag.
Olga Charlan gewann das Duell gegen die Russin Anna Smirnowa, verweigerte ihr aber einen obligatorischen Handschlag.AFLOSPORT/Imago

Sorge vor Provokationen russischer Athleten bei Olympia

Auswirkungen auf eine mögliche Teilnahme russischer Athletinnen und Athleten in Paris hat die Suspendierung allerdings nicht. Das betonte IOC-Sprecher Mark Adams. Die Empfehlung an die Weltverbände zur Eingliederung russischer Sportler als „neutrale Athleten“ bleibe in Kraft, die finale Entscheidung über deren Olympiastart werde „zu gegebener Zeit“ getroffen, allerdings noch nicht auf der 141. IOC-Vollversammlung, die am Sonntag in Mumbai beginnt.

Fälle wie das Aufeinandertreffen ukrainischer und russischer Athleten beispielsweise bei der Fecht-WM hatten immer wieder für Aufsehen gesorgt. Die russische Athletin Anna Smirnowa hatte einen Sitzstreik begonnen, nachdem die Ukrainerin Olga Charlan das Duell gegen sie gewonnen hatte, aber der Russin den obligatorischen Handschlag verweigerte und stattdessen nur ein Säbelkreuzen anbot.

Die Ukrainerin wurde disqualifiziert. IOC-Präsident Thomas Bach sicherte ihr daraufhin eine Olympia-Teilnahme zu. Kurz darauf änderte der Fechtverband sein Regelwerk und schaffte den Handschlag ab.

Russen nutzen Auftritte für Propaganda

Das ROC ist nicht zum ersten Mal aus der Olympischen Bewegung verbannt, mehr als drei Jahre nach dem Staatsdopingskandal der Winterspiele 2014 in Sotschi rang sich das Internationale Olympische Komitee zu einer Suspendierung durch.

Dennoch gingen 2018 in Pyeongchang unter dem Titel „Olympische Athleten aus Russland“ über 150 Russinnen und Russen unter neutraler Flagge an den Start, der Staat nutzte die Sanktion zur Propaganda.

Ein Szenario, das sich in Paris wiederholen könnte. Das ROC verurteilte die IOC-Entscheidung bei Telegram bereits als „eindeutig politisch motiviert“ und „kontraproduktiv“, betonte jedoch, dass „die russischen Athleten, von denen die Mehrheit grundlos von internationalen Auftritten ausgeschlossen ist, von diesem Schritt in keiner Weise betroffen sind“.

Der Beschluss des 15-köpfigen IOC-Vorstands in Mumbai kommt nach den Russland-freundlichen Entscheidungen der Vergangenheit überraschend, allerdings ließ das ROC dem Gremium kaum eine Wahl. Der ukrainische NOK-Chef Wadym Hutzajt hatte das IOC in einem Brief auf den russischen Verstoß gegen die Charta hingewiesen. Bach versprach, die Vorgänge zu untersuchen und in Mumbai eine Entscheidung zu treffen.