Sie hatten sich zu einer Beerdigung eines Mannes zusammengefunden, doch es wurde ihre eigene. Bei dem Raketenangriff auf ein Café im Dorf Hroza in der Region Charkiw sollen mindestens 52 Menschen getötet worden sein. Mehrere Personen befinden sich noch auf Intensivstationen. Die Opfer waren in dem Café für einen Leichenschmaus zusammengekommen.
Kurz zuvor war ein Dorfbewohner beigesetzt worden, der im Krieg gegen Russland gefallen war. „Das war eine Wiederbeerdigung eines Soldaten, der zu Beginn der russischen Invasion getötet worden war“, berichtet Dorfbewohner Oleksandr Muchowatyj im Gespräch mit dem ukrainischen Nachrichtensender Suspilne. Der Gefallene sei zunächst in Dnipro beerdigt worden, weil sein Heimatdorf zu dieser Zeit von der russischen Armee besetzt war.
Sohn wollte seinen Vater in der Heimat beerdigen
Auch dessen Sohn war zuvor Soldat, war jedoch im Juni wegen seines Gesundheitszustands aus der Armee entlassen worden. Kurz darauf heiratete Denys Kosyr. Der Junge entschied seinen Vater exhumieren und in seinem Dorf beerdigen zu lassen, wie ukrainische Medien berichteten.
Eine fatale Entscheidung, denn die russische Rakete Rakete tötete ihn, seine Frau und viele Verwandte. Die tödliche Waffe, vermutlich vom Typ Iskander, soll die Beerdigung gezielt getroffen haben. Das ukrainische Innenministerium gab bekannt, dass man untersuche, ob Einheimische möglicherweise Informationen und Zielkoordinaten an die Russen weitergegeben haben. Das Dorf befindet sich recht weit von der Front entfernt.
Viele Menschen im Dorf von russischer Rakete getötet
Rund 60 Menschen sollen sich zur Beerdigung und dem anschließenden Leichenschmaus zusammengefunden haben. Das Dorf selbst hat rund 300 Einwohner, beinahe jeder hat einen Verwandten verloren. „Mein Bruder, meine Schwägerin und meine Mutter wurden getötet“, berichtet Oleksandr Muchowatyj. Kurz nach der Explosion habe er versucht seine Angehörigen anzurufen, doch keiner ging ans Telefon. „Das halbe Dorf wurde getötet – mit einem Schlag.“
Unterdessen hat Russland erneut Tod und Zerstörung mit Raketen in die Ukraine gebracht. Am Freitagmorgen gegen 6.50 Uhr Ortszeit traf eine Rakete das Stadtzentrum der Millionenmetropole Charkiw. Ein zehnjähriger Junge und eine Frau sollen wurden dabei getötet.