Der Nahe Osten steht erneut am Rande eines Flächenbrands – und diesmal scheint der Funke bereits gezündet. Israel hat in der Nacht überraschend iranische Atomanlagen bombardiert, der Iran antwortet prompt mit Drohnenangriffen. Die Region brodelt: Droht jetzt der große Krieg zwischen Israel und Iran?
Die Eskalation zwischen Israel und dem Iran erreicht eine neue Dimension. Die Angriffe, die Drohungen, das Scheitern der Diplomatie – all das zeigt: Die Lage ist brandgefährlich.
„Existenzielle Bedrohung“: Warum Israel jetzt zuschlug
Israels Präsident Izchak Herzog spricht von einer „existenziellen Bedrohung des jüdischen Volkes“. Sein Militär meldet eindeutige Geheimdienstinformationen: Der Iran soll „erhebliche Fortschritte in Richtung nuklearer Fähigkeiten gemacht“ haben. Armeesprecher Effie Defrin warnt: „Das iranische Regime galoppiert in Richtung einer Atombombe.“
Laut Israel sollen iranische Wissenschaftler im Geheimen an genau dieser Bombe arbeiten. Der Verdacht: Teheran habe ein streng geheimes Atomprogramm aufgezogen. Der Angriff auf Irans Atomanlagen, so Defrin, sei ein „Punkt ohne Umkehr“ – Israel habe nicht länger zusehen können.

Der Zeitpunkt des Angriffs ist kein Zufall. Nach über 20 Monaten Gaza-Krieg ist die Hamas schwer geschwächt, die libanesische Hisbollah dezimiert. Syriens Rolle als Waffenkorridor ist praktisch bedeutungslos geworden, und die iranische Luftabwehr gilt als angeschlagen. Eine Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde, die Irans mangelnde Kooperation rügt, deutete Israel als „gelbe Karte“ – nun folgte der Schlag.
Wie gefährlich ist das iranische Atomprogramm wirklich?
Der Iran streitet ab, nach der Bombe zu greifen – doch laut der Internationalen Atomenergiebehörde lagert Teheran bereits fast 409 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Für eine Atombombe braucht es rund 90 Prozent. Internationale Experten bezweifeln, dass dies noch zivilen Zwecken dient. Der Westen bleibt misstrauisch.
Seit knapp zwei Monaten verhandeln Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm. Zuletzt gerieten die Gespräche jedoch ins Stocken – Hintergrund sind erhebliche Meinungsunterschiede. Die USA fordern einen vollständigen Stopp der Urananreicherung, was Teheran als rote Linie betrachtet.
Eigentlich war für Sonntag unter Vermittlung des Golfstaats Oman eine sechste Gesprächsrunde geplant. Nach Einschätzung von Beobachtern ist ein Treffen nach der jüngsten militärischen Eskalation äußerst unwahrscheinlich. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte einen Deal nur dann für akzeptabel erklärt, wenn er zur Zerstörung aller Atomanlagen im Iran führen würde.