Später in den Ruhestand

Debatte über die Rente: Müssen wir bald bis 73 arbeiten?

Berater von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche fordern umfangreiche Reformen, auch bei der Rente. Das Vorbild soll Dänemark sein.

Author - Berliner KURIER
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Auch in Deutschland wird die Gesellschaft immer älter, die Lebenserwartung größer. Immer wieder wird deshalb über das richtige Renteneintrittsalter diskutiert.
Auch in Deutschland wird die Gesellschaft immer älter, die Lebenserwartung größer. Immer wieder wird deshalb über das richtige Renteneintrittsalter diskutiert.Arne Dedert/dpa

Viele Arbeitnehmer in Deutschland können es kaum erwarten, in Rente gehen zu können – doch der Zeitpunkt für den Renteneintritt könnte sich immer weiter nach hinten verschieben. Zumindest, wenn es nach Beratern von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche geht. Sie fordern aktuell mehr Mut bei grundlegenden Reformen der Politik – und das betrifft auch die Rente. Sie soll an die stetig steigende Lebenserwartung der Menschen angepasst werden. Laut Berichten könnte das bedeuten, dass auch in Deutschland bald bis zu einem Lebensalter von 73 Jahren gearbeitet werden muss.

Deutsche Wirtschaft in der Krise: Reformen sollen es richten

„Die deutsche Wirtschaft steckt in einer erheblichen Strukturkrise“, heißt es in einem Papier des wissenschaftlichen Beraterkreises Wirtschaftspolitik beim BMWE. Sie falle im Vergleich zu fast allen entwickelten Volkswirtschaften zurück. So habe es seit dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 kaum Wachstum gegeben. Die Gründe für die Wachstumsschwäche sind vielfältig: Experten sehen hohe Energiekosten und Steuern als Problem, aber auch steigende Sozialabgaben und die ausufernde Bürokratie.

Die Wirtschaftsberater schlagen in ihrem Gutachten deshalb vor, Regulierungen zu verschlanken – und das betrifft verschiedene Bereiche. Auch die Sozialsysteme in Deutschland müssten reformiert werden. Schon Wirtschaftsministerin Katherina Reiche hatte gefordert, dass die Deutschen länger arbeiten. Die Berater nennen nun Dänemark als Beispiel: Hier steigt das Rentenalter ab dem Jahr 2040 auf 70 Jahre an – weil es an die steigende Lebenserwartung der Menschen angepasst wird. Dahinter liegt ein festgelegtes Muster: Alle fünf Jahre wird das Renteneintrittsalter neu angepasst, ausgegangen wird dabei von einer Ruhestandszeit von 15 Jahren. Die Rente, die die Menschen dann bekommen, fällt auch höher aus als die in Deutschland.

In Dänemark gibt es zwar das aktuell höchste Renteneintrittsalter in Europa, dafür wird hier aber auch mehr Rente gezahlt.
In Dänemark gibt es zwar das aktuell höchste Renteneintrittsalter in Europa, dafür wird hier aber auch mehr Rente gezahlt.Marijan Murat/dpa

Neue Renten-Regelung wurde in Dänemark erst im Mai beschlossen

In Dänemark wurde die Regelung erst im Mai 2025 im Parlament beschlossen – und betrifft in dem Land alle, die nach dem 31. Dezember 1970 geboren wurden. Laut den Beratern in Deutschland könnten damit die Rente ab 63 abgeschafft und die Bestandsrenten geringer erhöht werden. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung bedeutet die an die Lebenserwartung gekoppelte Rente auch: Das Renteneintrittsalter würde im Jahr 2060 bei 73 Jahren liegen, sollte die Lebenserwartung sich weiterhin so entwickeln, wie es die Prognosen sagen.

Weitere Einschnitte seien laut den Wirtschaftsberatern auch bei Gesundheit und Pflege erforderlich. Sinnvoll seien etwa eine Abschaffung der Pflegestufe 1 – auch hierüber wurde in den vergangenen Wochen schon umfangreich diskutiert. Weiterhin sei das Abdecken von bestimmten Risiken durch private Zusatzversicherungen nötig. Wirtschaftsexpertin Veronika Grimm warf der Politik vor, dass sie sich darauf ausrichte, „Menschen nicht weh zu tun“. Genau dies sei aber erforderlich. Durch immer neue Leistungsversprechen manövriere sich die Politik „in eine Sackgasse“. (mit dpa)

Was halten Sie davon, dass das Renteneintrittsalter erhöht werden soll? Können Sie sich vorstellen, mit 73 Jahren noch zu arbeiten – oder ist das völliger Quatsch? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften.