Der Untergang der „Titanic“ – er ist und bleibt das populärste Schiffsunglück aller Zeiten. Rund 1500 Menschen kamen ums Leben, als das damals luxuriöseste Schiff der Welt in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 mitten auf dem Atlantischen Ozean einen Eisberg rammte und im Meer versank. Nur: Woran starben die Opfer wirklich? Sind sie, wie es viele vermuten, in den Fluten des Ozeans ertrunken? Berichte aus der damaligen Zeit geben darüber Aufschluss – und verdeutlichen, wie dramatisch die Nacht für die Passagiere der „Titanic“ wirklich war.
Rund 1500 Menschen stürzten ins Wasser, als die „Titanic“ im Ozean versank
Rund 1500 Menschen stürzten ins Wasser, als die „Titanic“ versank – viele schafften es laut Überlieferungen gar nicht mehr an Deck des Schiffes, gingen gemeinsam mit der „Titanic“ unter. Doch was geschah mit jenen, die an der Oberfläche des Ozeans blieben – und die nicht mehr aus dem Wasser gerettet werden konnten? Ihr größtes Problem war nicht das Wasser selbst, sondern die extreme Kälte: Als das Schiff in der Nacht des 14. April 1912 sank, betrug die Temperatur des Nordatlantiks -2 Grad Celsius – ein Wert, der unter dem Gefrierpunkt liegt.
In solch eisigem Wasser hat der menschliche Körper nur wenig Zeit: Bereits nach wenigen Minuten setzt eine rapide Unterkühlung ein, die Muskelkraft lässt nach, und die Kontrolle über den eigenen Körper schwindet. Experten schätzen, dass man unter solchen Bedingungen maximal 15 Minuten überleben kann. Neben dem Risiko des Erfrierens besteht auch die Gefahr, dass der Körper durch die Kälte verkrampft. In solchen Fällen verlieren die Betroffenen schnell das Bewusstsein, was oft unweigerlich zum Ertrinken führt – ein Schicksal, das auch viele Menschen von der „Titanic“ ereilte.

Die verzweifelte Lage der Schiffbrüchigen ist eindrucksvoll im Buch „Die letzte Nacht der Titanic“ von Walter Lord beschrieben, das bis heute als Klassiker unter „Titanic“-Fans gilt. Darin schildert Lord anhand zahlreicher Zeitzeugenberichte die dramatischen Szenen, die sich in der Nacht des Untergangs auf dem Ozean ereigneten. Er beschreibt, wie die Überlebenden in der Dunkelheit im Eiswasser um ihr Leben kämpften, wie sie versuchten, sich an Trümmerteilen oder anderen Gegenständen festzuhalten, die ihnen im Wasser Auftrieb gaben.
Menschen sollen nach dem Untergang der „Titanic“ 40 Minuten lang geschrien haben
Doch selbst diese verzweifelten Bemühungen boten oft nur kurzzeitig Hilfe. „Und wenn es die Menschen nicht waren, dann war es die See selbst, die den Widerstand der Menschen brach“, schreibt Walter Lord in seinem Werk. Eine besonders eindringliche Beschreibung liefert er aus der Perspektive des Zweiten Offiziers Charles Lightoller, der später berichtete, die Kälte des Wassers habe sich angefühlt, „als würden tausend Messer“ in seinen Körper gestoßen. In solchen Bedingungen seien die Schwimmwesten der „Titanic“ nahezu wirkungslos gewesen, da sie zwar den Körper über Wasser hielten, ihn jedoch nicht vor der tödlichen Kälte schützen konnten.
Überlebende, die sich in den Rettungsbooten befanden, berichteten auch von den herzzerreißenden Schreien der Menschen im Wasser. „Die einzelnen Stimmen gingen unter in einem gleichmäßigen, alles übertönenden Schrei“, heißt es in Lords Buch. Diese Schreie, die von Schmerz, Verzweiflung und Todesangst erfüllt waren, sollen über einen Zeitraum von etwa 40 Minuten zu hören gewesen sein, bevor sie langsam verstummten. Als die Schreie endgültig nachließen, war das Schicksal der meisten Schiffbrüchigen bereits besiegelt.

Nur wenige Menschen wurden aus dem Wasser gerettet, als die „Titanic“ unterging
Besonders tragisch ist die Geschichte eines der Offiziere, der nach dem Untergang entschied, mit seinem Rettungsboot zur Unglücksstelle zurückzukehren, um Überlebende zu bergen. Um Platz für weitere Personen zu schaffen, ließ er zunächst die Passagiere seines Bootes auf andere Rettungsboote umsteigen – eine Aktion, die wertvolle Zeit kostete. Als das Boot schließlich die Stelle erreichte, an der die „Titanic“ untergegangen war, waren die meisten Menschen im Wasser bereits erfroren. Es ist eine Szene, die auch in der berühmten Verfilmung „Titanic“ von James Cameron zu sehen ist – am Ende des Films wird hier Hauptfigur Rose DeWitt Bukater (gespielt von Kate Winslet) als eine der wenigen Überlebenden aus dem Wasser gerettet.
Nur drei Menschen konnten übrigens von diesem Boot gerettet werden. Ein weiteres Rettungsboot war schneller und konnte fünf Menschen aus dem Wasser bergen. Doch selbst diese glücklichen Überlebenden hatten wenig Aussicht auf Rettung: Zwei von ihnen starben kurz darauf im Boot, vermutlich an den Folgen der Unterkühlung. Von den etwa 1500 Menschen, die beim Untergang der „Titanic“ in die eisigen Fluten des Atlantiks stürzten, konnten letztlich nur sechs Personen lebend aus dem Wasser gerettet werden. Die genaue Zahl der Todesopfer ist bis heute nicht abschließend geklärt. Historiker schätzen, dass zwischen 1490 und 1517 Menschen ihr Leben verloren. ■