Es ist das bekannteste Stück der Titanic. Auf etlichen Unterwasser-Aufnahmen vom Wrack des legendären Schiffes ist sie zu sehen, auch im berühmten Blockbuster von Regisseur James Cameron wurde sie verewigt: die Reling am Bug des Schiffes. Hier gönnten sich Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ihren berühmten Kuss im Sonnenuntergang – am Abend, bevor das Schiff mit einem Eisberg kollidierte und im Atlantik versank. Doch nun ist das berühmte Schiffs-Teil beinahe Geschichte: Weil die Titanic auf dem Grund des Ozeans langsam zersetzt wird, brach die Reling nun weg. Das zeigen Aufnahmen von der neuesten Titanic-Expedition. Ist das Wrack bald Geschichte?
Das Wrack der Titanic am Grund des Atlantik löst sich nach und nach auf
Schon lange ist bekannt, dass das Schiff, das noch immer auf dem Grund des Ozeans schlummert, nach und nach zerfällt. Dafür sorgen die Verhältnisse auf dem Boden des Atlantik: Vor allem Mikroorganismen sind es, die dem Metall, aus dem das Schiff gebaut ist, ordentlich zusetzen. Auch Rost zerstört die Überreste der Titanic, der hohe Wasserdruck am Boden des Atlantik und Meeresströmungen leisten ihren Beitrag für den Verfall. Nun hat es ausgerechnet eines der markantesten Teile des Schiffes erwischt: die Reling am Bug.

Aufnahmen einer neuen Titanic-Expedition zeigen: An dieser Stelle des Schiffes klafft ein großes Loch! Das Unternehmen RMS Titanic, dem das Schiffs-Wrack offiziell gehört, teilte jetzt mit, dass ein rund viereinhalb Meter langer Teil der Reling auf dem Meeresboden liege. Die Reling wurde nicht nur im berühmten Film über den Untergang des Luxus-Dampfers verewigt, sondern war auch in zahlreichen Unterwasser-Aufnahmen vorheriger Expedition zu sehen. „Der Bug der Titanic ist ikonisch. Er erhebt sich aus dem Meeresboden und ist ein eindringliches Bild, das ihre Stärke und Widerstandskraft widerspiegelt“, teilt das Unternehmen mit. Es sei das Bild, das den meisten Menschen in den Sinn komme, wenn sie an die Titanic denken.
Das Expeditionsteam sei von der „deutliche Veränderung der vertrauten Silhouette erschüttert“ worden, heißt es. „Dem einst auf wundersame Weise intakten Geländer, das das Vordeck des Buges umgab, fehlte an der Backbordseite ein 15 Fuß langer Abschnitt.“ Man sei traurig über den Verlust. „Im Laufe der nächsten Wochen und Monate werden wir den Zustand der Titanic und ihre Veränderungen im Laufe der Zeit genauer untersuchen. Obwohl der Zerfall der Titanic unvermeidlich ist, bestärkt uns dieser Beweis in unserer Mission, alles zu bewahren und zu dokumentieren, was wir können, bevor es zu spät ist.“

Über Wochen untersuchten die Titanic-Experten im Juli und August das Trümmerfeld, machten mehr als zwei Millionen Fotos des Wracks. Und: Die Experten suchen auch weiterhin nach Artefakten, die vom Meeresgrund geborgen werden können. Anfang der 90er Jahre hatte sich das Unternehmen die Rechte an der Verwaltung der Wrackstelle gesichert, seitdem organisierte es mehrere Expeditionen. Bislang wurden dabei vor allem technische Gerätschaften, Schmuck, Münzen und andere Erinnerungsstücke geborgen.
Die Titanic war auf ihrer Jungfernfahrt von Southhampton nach New York im April 1912 mit einem Eisberg kollidiert und gesunken, rund 1500 Menschen kamen bei der Tragödie ums Leben. Das Wrack selbst wurde erst Jahre später entdeckt – Forscher fanden es im Jahr 1985 in einer Tiefe von 3800 Metern auf dem Meeresgrund. ■