Im vergangenen Jahr machte das U-Boot „Titan“ Schlagzeilen, das auf einer Tauchfahrt zum legendären Wrack der Titanic verschwand. Das Mini-Gefährt mit fünf Insassen war auf dem Weg, die Überreste des 1912 versunkenen Luxus-Dampfers zu besichtigen, als es eine unfassbare Tragödie gab: Aufgrund eines Defekts implodierte das U-Boot, alle Insassen kamen ums Leben. Lange wurde spekuliert, ob die Menschen in dem Unterwasser-Mobil überhaupt etwas vom herannahenden Tod merkten. Nun steht fest: Ja, die wussten, dass sie sterben werden – und sie litten Höllenqualen!
Tragödie auf dem Weg zur Titanic: Wussten die Insassen der Titan, dass sie sterben werden?
Das Wrack der Titanic auf dem Grund des atlantischen Ozeans – es hat schon viele Abenteurer angezogen. Für fünf von ihnen endete eine Tauchfahrt zum Grund des Ozeans im vergangenen Jahr tödlich. Mit einem Tauchboot des Unternehmens OceanGate brachen sie auf, um den Luxus-Dampfer zu besichtigen, kehrten aber nie zurück. Auf dem Weg zum Wrack implodierte das Tauchboot „Titan“, die Menschen im Inneren kamen ums Leben. Immer wieder wurde danach berichtet, wie sie die Tragödie erlebten: Die Implosion eines U-Bootes unter dem enormen Druck in der Tiefsee geht so schnell, dass das menschliche Gehirn gar nicht in der Lage ist, die Katastrophe zu realisieren.
Doch bisher blieb eine Frage offen: Auch wenn sie von der Implosion nichts mitbekamen, innerhalb von Sekundenbruchteilen starben: Ahnten die Insassen des Tauchbootes, dass etwas Schreckliches passieren wird? Die Familie des Forschers Paul-Henri Nargeolet – er kam bei dem Unglück ums Leben – hat inzwischen Klage in Höhe von mehr als 50 Millionen Dollar eingereicht. Aus der Klageschrift geht hervor, dass die Menschen an Bord der „Titan“ wussten, welches Schicksal ihnen blüht. „Auch wenn die genaue Ursache des Versagens nie geklärt werden kann, sind sich die Experten einig, dass die Besatzung des ‚Titan‘ genau erkannt hätte, was vor sich ging“, heißt es in der Anklage.

Demnach wusste die Besatzung, dass die Kommunikation zum Schiff an der Oberfläche des Ozeans abgebrochen war. Außerdem ist klar, dass die „Titan“ Gewicht verlor, was darauf hindeutet, dass versucht wurde, das Schiff zum Aufsteigen zu bringen. Doch es muss immer tiefer in den Ozean gesunken sein. „Nach Einschätzung von Experten hätten sie in voller Kenntnis des irreversiblen Versagens des Schiffes den Abstieg fortgesetzt und Angst und seelische Qualen erlebt, bevor der Titan schließlich implodierte“, stellt die Anklage fest.

Experten sicher: Insassen der Titan hörten das Knistern der Hülle, die zu bersten drohte
Hinzu kommt: Experten gehen davon aus, dass das knisternde Geräusch der Kohlefaser, aus der die Hülle der „Titan“ bestand, immer stärker wurde – denn der Druck, der in der Tiefe von außen auf das Tauchboot lastete, wurde mit dem Absinken immer größer. Auch eine andere Enthüllung, die es bereits vor Monaten gab, deutet darauf hin, dass die Insassen der „Titan“ versuchten, auf sich aufmerksam zu machen: Die Dokumentation „The Titan Sub Disaster: Minute by Minute“ zeigte Tonaufzeichnungen, die dem Bericht zufolge von der kanadischen Luftwaffe im Ozean aufgezeichnet wurden. Dort zu hören: Regelmäßige Klopfgeräusche, die sich wiederholten.
Versuchten die Insassen der „Titan“ also, auf sich aufmerksam zu machen, ein stummer Hilfeschrei aus der Tiefe? Man wird es vermutlich nie erfahren. Fakt ist aber, dass angezweifelt werden muss, ob das Tauchboot für eine derartige Expedition geeignet war. Es wurde Berichten zufolge über einen Videospiel-Controller gesteuert, Metallrohre sollten als Ballast dienen, die Kohlefaser ersetzte das Metall Titan, aus dem so ein U-Boot eigentlich bestehen sollte – und es gab keine Rettungskapsel. ■