Was halten SIE davon?

EU will Rauchverbot im Freien! Wo Kippen jetzt verboten werden sollen

Ein Vorstoß der EU macht Schlagzeilen: Bald soll das Rauchen in bestimmten Außenbereichen eingeschränkt werden. Um welche es geht, wer die Pläne kritisiert.

Teilen
In vielen Innenräumen gibt es schon ein Rauchverbot - wird es bald auch auf Außenbereiche ausgeweitet?
In vielen Innenräumen gibt es schon ein Rauchverbot - wird es bald auch auf Außenbereiche ausgeweitet?Funke Foto Services/imago

Noch immer greifen viele Menschen auch in Deutschland regelmäßig zur Kippe – und schaffen es einfach nicht, mit dem Rauchen aufzuhören. Schon vor Jahren hat sich die Zahl der Plätze, an denen noch bedenkenlos geraucht werden darf, reduziert – Gaststätten, Züge und Co. sind schon seit langer Zeit Tabuzonen für Qualmer. Doch nun plant die EU eine Ausweitung des Rauchverbots – und zwar draußen! Für den Gesundheitsschutz soll es in Zukunft auch in den unterschiedlichsten Außenbereichen untersagt sein, sich eine Zigarette zu genehmigen. Das Vorhaben löst allerdings auch heftige Kritik aus.

Rauchverbot im Freien: Hier will die EU Zigaretten künftig verbieten

Der Plan der EU: Auch in verschiedenen Außenbereichen soll das Rauchen bald untersagt werden. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hat das Vorhaben auf den Weg gebracht – den Mitgliedsstaaten soll vorgeschlagen werden, das Rauchverbot auf „wichtige schützenswerte Räume im Freien“ zu erweitern. In den kommenden Wochen soll im Europaparlament über die Forderung abgestimmt werden, heißt es in Berichten.

Aber: Welche Orte sind gemeint? Verboten werden soll das Rauchen demnach unter anderem auf Spielplätzen und auf Schulhöfen, aber auch an Bahnhöfen und Autobahnraststätten. Auch Freizeitparks und Freibäder sollen davon nicht ausgenommen sein. Und: Vor Krankenhäusern und weiteren öffentlichen Gebäuden könnte das Rauchen dann ebenfalls Geschichte sein. Besonders brisant für viele Raucher: Auch E-Zigaretten sollen betroffen sein.

Es ist nicht das erste Mal, dass es in der EU Rauchern an den Kragen geht. Bereits 2009 gab es eine gemeinsame Empfehlung von Europaparlament und EU-Ministerrat – die Empfehlung bezog sich auf ein Rauchverbot für öffentliche Innenräume, wird in den Mitgliedsstaaten seitdem sehr unterschiedlich umgesetzt. In Deutschland gibt es häufig ein Rauchverbot in öffentlichen Innenräumen, allerdings sind oft getrennte Raucherräume eingebaut – beispielsweise an Flughäfen, aber auch in Bahnhöfen oder in manchen Bürogebäuden.

Auch auf Spielplätzen soll das Rauchen in den EU-Mitgliedsstaaten künftig verboten werden - wenn es nach den Empfehlungen der EU geht.
Auch auf Spielplätzen soll das Rauchen in den EU-Mitgliedsstaaten künftig verboten werden - wenn es nach den Empfehlungen der EU geht.Michael Schick/imago

Hintergrund des neuen Vorstoßes ist auch dieses Mal der Kampf gegen den Krebs: Laut EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sterben in der EU jedes Jahr rund 70.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – darunter auch Zehntausende, die eigentlich „nur“ passiv geraucht hätten. „In einer europäischen Gesundheitsunion ist es unsere Pflicht, unsere Bürger, besonders Kinder und Jugendliche, zu schützen“, sagt die Gesundheits-Expertin. Ihr Ziel: Bis 2040 solle eine „tabakfreie Generation“ heranwachsen – das Ziel sei erreicht, wenn weniger als fünf Prozent der EU-Bevölkerung regelmäßig zu Tabak-Produkten greifen.

Heftige Kritik am Vorstoß der EU: „Ein neuer Fall von Verbots-EU“

Das Vorhaben sorgt für gemischte Reaktionen. Es sei wichtig, auf allen Ebenen Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen vor dem Tabakrauch zu schützen, sagte etwa der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. „Ein Rauchstopp bringt mit Abstand das meiste.“ Anders sieht es Hessens Europaminister Manfred Pentz (CDU). Er sagte in einem Interview mit der „Bild“, der Vorschlag sei „ein neuer Fall von Verbots-EU“. „Die EU steht seit Langem in der Kritik, sich in zu viele Lebensbereiche einzumischen.“

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sorgt mit einem Vorstoß für ein Rauchverbot im Freien für Schlagzeilen.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sorgt mit einem Vorstoß für ein Rauchverbot im Freien für Schlagzeilen.Abdesslam Mirdass/European Commission/dpa

Kritik von der CDU: Geht die EU mit dem Rauchverbot im Freien zu weit?

Rauchverbote im Freien gehören für den Politiker in diese Kategorie. „Selbst wenn wir überall Rauchverbotsschilder aufstellen. Weder können wir das wirksam durchsetzen noch sollten wir das wollen.“ Und weiter: „Wir sollten an einer EU arbeiten, die den Menschen Chancen aufzeigt und sie nicht an jeder Stelle ermahnt, erzieht und kontrolliert.“ Protest kommt – natürlich – auch vom Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).

Hauptgeschäftsführer Jan Mücke wirft der EU vor, die Folgen des Rauchens im Freien nicht einmal richtig untersucht zu haben, heißt es in einem Bericht von „lebensmittelpraxis.de“. „Außerhalb von geschlossenen Räumen wird Tabakrauch in der Umgebungsluft sehr schnell verdünnt und ist in einer Entfernung von zwei Metern praktisch nicht mehr nachweisbar. Eine Gefährdung Umstehender kann ausgeschlossen werden.“ Zudem sei es „ein fatales Signal“, dass auch E-Zigaretten betroffen seien – schließlich seien diese weniger schädlichen Produkte eine Hilfe für viele Raucher, die sich das Qualmen abgewöhnen wollen. Und: „Für weitergehende Verbote, wie sie die Kommission vorschlägt, fehlt in Deutschland und den übrigen Mitgliedstaaten eine breite Unterstützung in der Bevölkerung“, sagt er. ■

Was halten Sie vom Rauchverbot im Freien? Schicken Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an unsere Adresse leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!