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Wehrdienst kehrt zurück: Was junge Männer jetzt wissen müssen

Der Bundestag hat für den neuen Wehrdienst gestimmt: Pflicht-Musterung für junge Männer, Option auf Bedarfswehrpflicht. Und: Wie man richtig verweigert.

Author - Stefan Henseke
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Soldaten legen im November 2025 ihren Diensteid ab. Ab Anfang 2026 wird es eine eine flächendeckende Musterung junger Männer vom Geburtsjahrgang 2008 an geben. Das hat heute der Bundestag beschlossen.
Soldaten legen im November 2025 ihren Diensteid ab. Ab Anfang 2026 wird es eine eine flächendeckende Musterung junger Männer vom Geburtsjahrgang 2008 an geben. Das hat heute der Bundestag beschlossen.Hannes P. Albert/dpa

Der Bundestag hat entschieden: Deutschland bekommt einen neuen Wehrdienst. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Abgeordneten in einer namentlichen Abstimmung für das Gesetz der Bundesregierung. Es markiert einen Einschnitt, der viele junge Männer betrifft – und der das Land zurückführt zu einer Praxis, die lange abgeschafft war.  

Für das Gesetz stimmten in namentlicher Abstimmung 323 Abgeordnete. Dagegen votierten 272 Parlamentarier. Es gab eine Enthaltung.

Das heißt nun: Ab Anfang 2026 müssen alle Männer vom Geburtsjahrgang 2008 an zur Musterung. Flächendeckend, verpflichtend, organisiert durch die Bundeswehr. Zunächst setzt die Regierung auf Freiwillige. Sie sollen die Truppe verstärken, die seit Jahren über Personalmangel klagt.

Junge Rekruten: Es gibt mindestens 2600 Euro Sold

Doch das Gesetz sieht auch eine zweite Stufe vor: Wenn sich nicht genug Freiwillige melden, kann der Bundestag eine sogenannte Bedarfswehrpflicht beschließen. Dann wäre der Dienst nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend.

Der Wehrdienst soll mindestens sechs Monate dauern und mit mindestens 2600 Euro brutto im Monat bezahlt werden. Zusätzliche Anreize gibt es für längere Verpflichtungen ab zwölf Monaten.

Für alle, die nicht zur Bundeswehr wollen, bleibt eine Option: die Kriegsdienstverweigerung. Dieses Recht ist im Grundgesetz verankert. Jeder, der aus Gewissensgründen den bewaffneten Dienst ablehnt, darf verweigern. Doch der Weg dahin ist klar geregelt.

Wer verweigern will, muss einen schriftlichen Antrag beim Karrierecenter der Bundeswehr einreichen. Dort wird zunächst die gesundheitliche Eignung festgestellt – die Musterung bleibt also Pflicht. Erst danach geht der Antrag weiter an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Dort fällt die Entscheidung.

Kriegsdienstverweigerung: Das sind die Schritte

 In dem Antrag sollten Antragsteller persönlich und ausführlich ihre individuellen Beweggründe darlegen, die zu der Gewissensentscheidung geführt haben, den Wehrdienst zu verweigern, erklärt ein Sprecher des BAFzA.

 Darum sollte der Text grundsätzlich selbst verfasst worden sein und nicht auf vorgefertigte Formulierungen oder Muster – etwa aus Datenbanken – zurückgreifen.

 Die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen rät zudem davon ab, kommerzielle Hilfsangebote zur Kriegsdienstverweigerung zu nutzen, wie man sie im Netz findet.

Bundesweit demonstrieren heute Schüler gegen die Einführung der Wehrpflicht. Diese Schüler gingen in Koblenz auf die Straße.
Bundesweit demonstrieren heute Schüler gegen die Einführung der Wehrpflicht. Diese Schüler gingen in Koblenz auf die Straße.Thomas Frey/dpa

Doch es gibt einen Haken: Wer einen Antrag stellt, ohne überhaupt zur Musterung eingeladen worden zu sein, kann damit das Verfahren erst auslösen. Denn ohne positiven Musterungsbescheid wird der Antrag gar nicht bearbeitet. Das bedeutet: Wer verweigern will, muss sich zunächst als tauglich im System registrieren lassen. Ein Schritt, den nicht jeder gehen möchte. Darauf weist auch Kathrin Groh, Professorin für Öffentliches Recht an der Universität der Bundeswehr München, hin.

Fest steht: Mit der Entscheidung des Bundestags beginnt ein neues Kapitel. Ab 2026 werden Tausende junge Männer Post von der Bundeswehr bekommen. Für manche ist es der Einstieg in eine Karriere bei der Truppe. Für andere der Beginn eines Verfahrens zur Kriegsdienstverweigerung.