Bundesweiter Schulstreik

Schulstreik gegen Wehrpflicht: Berliner Schüler gegen den Dienst an der Waffe

Tausende Schüler demonstrieren in Berlin und Brandenburg in einem Schulstreik gegen die Wehrdienst-Pläne der Bundesregierung. Wo es lang geht und was dahinter steckt.

Author - Jana Hollstein
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In vielen Städten wie hier in München, aber auch in Berlin, beginnt die Demonstrationen gegen die Wehrpflicht um 12 Uhr.
In vielen Städten wie hier in München, aber auch in Berlin, beginnt die Demonstrationen gegen die Wehrpflicht um 12 Uhr.Michael Nguyen/imago

Jugend- und Schülerorganisationen rufen für den heutigen Freitag zu einem bundesweiten Protesttag gegen die Wehrdienst-Pläne der Bundesregierung auf, über die an dem Tag im Bundestag abgestimmt werden soll. Unter dem Motto „Schulstreiks gegen die Wehrpflicht“ sind vielerorts Demonstrationen geplant. In Potsdam ging es bereits um 10 Uhr los, weitere Demos in Berlin, Brandenburg und bundesweit folgen. Anlass ist die voraussichtliche Entscheidung im Bundestag über das sogenannte Wehrdienst-Modernisierungsgesetz am Vormittag.

Schulstreik gegen Wehrpflicht: Zwei Demos in Kreuzberg

Die Aktionen sind den Tag über verteilt, nicht alle kollidieren mit der Schulpflicht. In Berlin finden gleich zwei Demonstrationen statt: die erste um 12 Uhr in Kreuzberg ist mit 1000 Teilnehmern auf der Route vom Mehringplatz zum Oranienplatz angemeldet – diese findet während der Unterrichtszeit statt. Um 16 Uhr läuft vom Oranienplatz aus eine zweite Demonstration. Dort werden dann 2000 Teilnehmer erwartet.

Der Wehrdienst ist im Bundestag wie in Schulen Thema.
Der Wehrdienst ist im Bundestag wie in Schulen Thema.Julian Stratenschulte/dpa

Die Berliner Senatsbildungsverwaltung hatte im Vorfeld dazu mitgeteilt, dass die Schulpflicht gelte und Schüler mit möglichen Konsequenzen leben müssten. Aus Sicht eines Sprechers der Kultusministerkonferenz (KMK) sei es aber „entscheidend, dass jeder Fall einzeln bewertet wird. Viele Schulen finden für solche Tage und Ereignisse pragmatische Lösungen.“

Die Bundesschülerkonferenz ruft die Schulen dazu auf, Schülerinnen und Schüler für die geplanten Proteste gegen die Wehrpflicht vom Unterricht freizustellen. Sie dürften nicht dafür bestraft werden, für ihre Meinung auf die Straße zu gehen, erklärte Generalsekretärin Amy Kirchhoff am Donnerstag in Berlin.

Angst vor einer Wehrpflicht

Wie der Berliner Landesschülersprecher Orcun Ilter dem rbb am Freitagmorgen sagte, gehe es bei dem Schulstreik darum, dass der Gesetzentwurf zur Wehrpflicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg beschlossen worden sei. Daher sei es wichtig, die eigene Meinung auf der Straße kundzutun. Es bestehe die Sorge unter Jüngeren, dass die Freiwilligkeit des Wehrdienstes sich erübrigen würde und die Wehrpflicht eingeführt werden würde. Darum haben Schülerinnen und Schüler bundesweit sogenannte „Schulstreiks“ angekündigt.

Tritt das neue Wehrdienstmodernisierungsgesetz wie geplant zum Jahreswechsel in Kraft, soll ab Juli 2027 komplette Jahrgänge junger Männer gemustert werden, wie es bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 üblich war. Der Wehrdienst darf weiterhin verweigert werden.