Die Berliner Polizei versucht, den Fall der vermissten und vermutlich ermordeten Rebecca Reusch aus Britz (damals 15) endlich aufzuklären – doch Gaffer behindern unter einem „Influencer“-Deckmantel die Ermittlungen. Wie viele Hobbydetektive am Dienstag bei dem Großeinsatz der Polizei in Brandenburg aufgetaucht sind, hat unser KURIER-Reporter mit angesehen.
Staatsanwaltschaft ermahnt Hobbydetektive im Fall Rebecca
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dem Fall der 2019 verschwundenen Rebecca Reusch aus Berlin-Britz mit Anstand zu begegnen – trotzdem muss die Staatsanwaltschaft jetzt vor eigenmächtigen „Ermittlungen“ selbsternannter Hobbydetektive warnen.
Die Polizei hatte am Montag und Dienstag zwei Grundstücke in Tauche und dem nahe gelegenen Herzberg (Kreis Oder-Spree) durchsucht – und wurde dabei von Gaffern gestört: „Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können“, sagt der Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold am Dienstag.
Offenbar haben Hobbydetektive sogar den mutmaßlichen Tatort betreten.
So viele Gaffer waren bei der Suche nach Rebecca vor Ort

Ja, der Fall Rebecca bewegt die Menschen. Das Interesse an dem Schicksal der verschwundenen Schülerin aus Berlin-Britz ist zu Recht groß. Daher berichten Medien, auch der Berliner KURIER, darüber.
Unser KURIER-Reporter war am Dienstag vor Ort in Tauche (Landkreis Oder-Spree), um über die Suche der Polizei im Fall Rebecca zu berichten – und beobachtete schätzungsweise 20 bis 30 Schaulustige. Darunter natürlich auch ein paar Anwohner, die wissen wollten, was in ihrem Ort gerade passiert. Denn so ein Massenauflauf von Polizei ist hier nicht alltäglich.
Aber es kamen eben auch andere. Schaulustige von weiter her, die nur ein Ziel kennen: mit dem Fall Rebecca Klicks auf ihren Social-Media-Kanälen zu generieren. Gaffer, die sich selbst Influencer nennen.
Darunter war ein älterer Mann, der mit einem Selfiestick versuchte, das Geschehen hinter dem Bauzaun (das durchsuchte Grundstück gehörte einst den Großeltern von Florian R.) auf die Handykamera zu kriegen. Dazu interpretierte er auf Video alles, was seiner Meinung nach die Ermittler gerade taten. Als etwa der mobile Bagger zum Einsatz kam: „Finden sie jetzt die Leiche von Rebecca?“
Auch Nino (35) ist einer der Hobbydetektive
Auch Nino (35) aus der Gropiusstadt (Berlin-Neukölln) war angereist. Er gehörte angeblich zu dem Bekanntenkreis um Rebeccas Familie – somit auch zu ihrem Schwager Florian R., der in dem Fall als Hauptverdächtiger gilt. Nino gehört zu denen, die als Hobbydetektiv (so nennt er sich selbst) im Fall Rebecca im Internet aktiv waren.
Auf Nachfrage unseres KURIER-Reporters gibt er zu: „Ich habe viel erzählt, habe viel über Leute geschrieben, obwohl das am Ende möglicherweise die Ermittlungen der Polizei behindert hat.“

Nino berichtet, dass er sogar Drohungen bekommen haben soll. „Ich weiß heute, dass das, was ich gemacht habe, nicht richtig war.“ Und dennoch war er in Brandenburg wieder vor Ort, als die Polizei nach neuen Spuren oder sogar menschlichen Überresten im Fall Rebecca suchte.
Nino sagt: „Ich bin aus Neugier hierhergekommen, um zu sehen, was weiter passiert. Der Fall Rebecca bewegt noch immer die Menschen.“ Viel Hoffnung macht er sich nicht, dass der Fall aufgeklärt werden kann. „Es ist nur ein Aufflackern. In vier Wochen ist das wieder alles vergessen, weil es keine Erfolge gibt.“
Wer im Fall Rebecca wirklich helfen will, muss sich HIER melden
Die Generalstaatsanwaltschaft mahnt im Fall Rebecca: „Dass die Durchsuchungen und die Folgemaßnahmen in den nächsten Tagen und Wochen zu dem erhofften Durchbruch bei den Ermittlungen führen, wird wahrscheinlicher, wenn diese möglichst ungestört durchgeführt werden können.“ Daher: „Bitte nehmen Sie von weiteren eigenen Ermittlungen bis auf Weiteres Abstand!“