Berlin zieht die Notbremse

Ab Samstag drei neue Messerverbotszonen – auch Apfelschälen verboten!

Die Polizei greift durch. Aber wer mit krimineller Energie unterwegs ist, wird sich wohl kaum von einem Messerverbot abschrecken lassen.

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Berliner Polizei verschärft nun das Messerverbot. Es gibt drei neue Zonen.
Berliner Polizei verschärft nun das Messerverbot. Es gibt drei neue Zonen.Rolf Kremming/imago

Berlin setzt ein Zeichen gegen Gewalt. Ab Samstag gilt an drei berüchtigten Orten der Hauptstadt ein striktes Waffen- und Messerverbot. Doch während einige auf mehr Sicherheit hoffen, bleibt Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel skeptisch. Denn wer mit krimineller Energie unterwegs ist, wird sich wohl kaum von einem Verbot abschrecken lassen.

„Messerverbotszonen können keine Vorsatztaten verhindern“, stellte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel im Gespräch mit dem RBB-Inforadio klar. Doch was bringt die Maßnahme dann?

Tödliche Attacken aus dem Nichts? Messerangriffe in hitzigen Streitereien? Genau solche Szenarien will die Polizei mit den neuen Sicherheitszonen eindämmen. Denn oft eskaliert eine Auseinandersetzung in Sekundenschnelle – und wenn dann ein Messer griffbereit ist, kann es böse enden.

Slowik Meisel betont daher, dass es vor allem um spontane Gewalt geht: Es sollten vor allem Gewalttaten abgewendet werden, die im Streit oft im Affekt begangen würden.

Und die Zahlen geben ihr recht: Immer wieder kommt es in Berlin zu dramatischen Vorfällen mit Stichwaffen, oft mitten in der Stadt und manchmal sogar am helllichten Tag. Vor allem in bestimmten Milieus ist das Risiko hoch.

Die Polizeipräsidentin spricht Klartext: Es gehe im Kern darum, Waffen von „bestimmten gewaltaffinen Personengruppen“ einziehen zu können und so schwere oder tödliche Verletzungen zu verhindern. Betroffen seien vor allem Straftaten „in kriminellen Milieus, bei Trinkern oder auch Drogenabhängigen“.

Wo das Messerverbot gilt – und wer betroffen ist

Die neuen Sperrzonen betreffen drei bekannte Orte: den Görlitzer Park, das Kottbusser Tor und den Leopoldplatz. Wer sich dort aufhält, darf weder Waffen noch Messer bei sich tragen – ohne Ausnahme.

Auch im Görlitzer Park gilt ab Samstag striktes Messerverbot.
Auch im Görlitzer Park gilt ab Samstag striktes Messerverbot.Hannes P Albert/dpa

Natürlich stellt sich die Frage: Bedeutet das jetzt, dass jeder mit einem Taschenmesser automatisch Probleme mit der Polizei bekommt? Hier gibt Slowik Meisel Entwarnung. Man werde mit Augenmaß handeln und nicht jeden harmlosen Fall sofort ahnden. Doch auch für kleine Verstöße gibt es klare Regeln.

Messerverbot: Was ist mit der Mutter, die nur einen Apfel schält?

Ein Verbot ist das eine – die Praxis das andere. Was also passiert, wenn eine Mutter im Park sitzt und ihrem Kind den Apfel in Stücke schneidet? Muss sie dann wirklich mit einem Bußgeld rechnen? Slowik Meisel beruhigt: Man werde „die Mutter, die den Apfel schält, natürlich darauf hinweisen, dass sie sich jetzt hier in der Messerverbotszone befindet und diese bitte verlassen soll, und künftig bitte kein Messer mehr mit sich führen soll“.

Es geht also weniger um eine Null-Toleranz-Strategie als um eine neue Handhabe für die Berliner Polizei. Sie kann jetzt konsequent durchgreifen, wenn jemand mit einem Messer erwischt wird, dessen Absichten fragwürdig erscheinen. Ob das letztendlich wirklich zu weniger Gewalt führt, muss man sehen. Sicher ist: Berlin zieht jetzt die Notbremse – und setzt mal auf Abschreckung. ■