Immer wieder kommt es vor, dass Justizpersonal verbotene Kontakte zu Gefangenen hat – aus Sympathie, manchmal aus Liebe. In Berlin sorgten gleich drei Fälle für Schlagzeilen, in denen Mitarbeiterinnen der Justiz sich auf Insassen einließen. Nicht auf irgendwen, sondern auf Männer mit Rang und Namen in der Haft-Hierarchie: einen Serienbetrüger, einen Rocker-Boss und eine Clan-Größe. Der „Tagesspiegel“ berichtet über diese Fälle.
Die Vize-Frauenvertreterin und der Remmo-Clan
Die Frau ist eine engagierte Justizbeamtin in der JVA Plötzensee, sie galt als selbstbewusst und ambitioniert, war nicht nur stellvertretende Frauenvertreterin, sondern kandidierte sogar für den Personalrat der Gewerkschaft Verdi. Doch hinter den Mauern der Haftanstalt suchte sie offenbar die Nähe zu einem verurteilten Mehrfachtäter des berüchtigten Remmo-Clans.
Der 46-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt: Gewalt- und Drogendelikte, Beteiligung an einer blutigen Fehde mit tschetschenischen Banden und eine lange Haftstrafe wegen Geschäften mit Kriegswaffen prägen seine Vergangenheit. Insgesamt lebt er seit fast 15 Jahren hinter Gittern, offenbar wie ein König. Sex inklusive, schrieb der KURIER.
Kurz vor Silvester 2024 wurde seine Zelle durchsucht – ebenso die Wohnungen der Vize-Frauenvertreterin und einer Kollegin. Der Verdacht: Die Beamtin soll für den Remmo verbotene Gegenstände, womöglich auch Mobiltelefone, ins Gefängnis geschmuggelt haben. Ihre Kollegin soll das gedeckt haben. Beide wurden umgehend vom Dienst suspendiert.
Die Therapeutin und der Chef-Rocker
Bevor arabische Clans in den Fokus der Strafverfolgung rückten, waren Rocker die harten Jungs der organisierten Kriminalität. In Berlin spielten die Bandidos und die Hells Angels eine große Rolle. Der Ex-Präsident einer der gefürchtetsten Hells-Angels-Gruppierungen sitzt gerade wegen eines Mordauftrages hinter Gittern – und er fand dort offenbar eine besondere Bezugsperson.
Eine Justizmitarbeiterin, so der „Tagesspiegel“ soll sich dem Rocker-Boss emotional angenähert haben. Zwar gibt es aus presserechtlichen Gründen keine detaillierten Angaben zu ihrer Beziehung, doch Insassen berichten, dass sie einst seine Therapeutin war. Inzwischen sollen die beiden ein festes Paar sein – und sie soll sogar ein Kind von ihm haben.
Auch in der Vergangenheit gab es ähnliche Fälle: Eine Justizbeamtin verliebte sich einst in einen Häftling, hielt sich aber an die Regeln. Nach seiner Entlassung wurden sie offiziell ein Paar, und die Frau quittierte ihren Dienst.
Werkstatt-Leiterin liebte Zwei-Meter-Betrüger
In der JVA Tegel führte eine Justizbeamtin die Gefängniswerkstatt – und wurde dort auf einen Häftling aufmerksam, der es verstand, sie um den Finger zu wickeln. Der fast 2,10 Meter große Betrüger und Drogendealer, Mitte 30, schien ihr derart zu imponieren, dass sie sich auf ein Techtelmechtel einließ.
Nach seiner Entlassung soll sie ihm dann weiter treugeblieben sein – und mutmaßlich Handys, Drogen und sogar Tattoo-Ausrüstung für seine früheren Zellennachbarn ins Gefängnis geschmuggelt haben. Ein Insider verriet die illegale Schmuggelroute: Eine „blonde Bedienstete“ sei in das Geschäft verwickelt.
Vor Gericht stellte sich heraus, dass die Beamtin für gerade mal 1500 Euro mitgemacht haben soll. Offenbar hatte der Betrüger ihre Zuneigung gezielt für seine Zwecke genutzt. Das Urteil war mild: eine Bewährungsstrafe. Ihren Job im Justizvollzug ist sie allerdings längst los.
Justizbeamte, die sich in Häftlinge verlieben, sind in Berlin keine Seltenheit – aber nicht jede Beziehung überschreitet die Grenzen des Erlaubten. Berlin beschäftige rund 2800 Justizmitarbeiter im Strafvollzug, zitiert der „Tagesspiegel“ Thomas Goiny vom Bund der Strafvollzugsbediensteten. Eine Liebe nach der Entlassung sei legitim. Wer aber während der Haft heimliche Deals eingeht, gefährde die Sicherheit im Gefängnis. Und das kann manchmal böse Folgen haben. ■