Der Mai ist noch lange nicht gekommen, aber die Bäume schlagen schon aus. Wenn ich in den Hof blicke, sind die Blätter so prächtig grün, als könnte man sich sofort wahlweise der Kreuzberger „Revolutionären 1. Mai-Demonstration“ anschließen, zur DGB-Kundgebung am Brandenburger Tor gehen oder mit den Nichten und Neffen einen Tierparkbesuch unternehmen. Die Sonne scheint und die Natur ist der meteorologischen Jahreszeit etwa vier Wochen vorausgeeilt.
Wärmster März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen
Kein Wunder, hat der Deutsche Wetterdienst doch den März 2024 in Deutschland als wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen identifiziert. Mit 7,5 Grad Celsius Durchschnittstemperatur brachte er ein sattes Plus von vier Grad gegenüber dem Wert der Referenzperiode von 1961 bis 1990. In der Hauptstadt legte der März 2024 mit 8,2 Grad einen neuen Temperaturrekord hin. Auch in Brandenburg brachte er es mit 7,7 Grad auf einen neuen Spitzenwert. Der Abschiedsgruß „Winter, ade!“ bekommt ob dieser Werte eine völlig neue Bedeutung.
20.000 Elefanten als Geschenk aus Botswana
Da wundere ich mich nicht, dass hitzig darüber diskutiert wird, ob der Präsident von Botswana, Mokgweetsi Masisi, es wirklich ernst gemeint hat, als er der Bild-Zeitung sagte, er wolle uns 20.000 seiner Elefanten schenken. Die wachsende Population der Dickhäuter in seinem Land bereitet ihm Sorge in Bezug auf die Sicherheit und die Ernten seiner Landsleute. Zu seinem Verdruss haben wir uns nun auch noch eingemischt. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es um den Abschuss von Elefanten im Land des Präsidenten und den Artenschutz. Ob die Äußerungen über ein Einfuhrverbot für Jagdtrophäen nach Deutschland in diesem Zusammenhang glücklich gewählt waren, darüber vermag ich nicht zu befinden.
Sicher bin ich mir aber, dass es nicht zu der angekündigten Elefantenverschickung kommen wird. Obwohl unser Klima den grauen Riesen inzwischen verträglich erscheinen dürfte. Viel mehr allerdings haben wir nicht zu bieten für ein Elefantenleben in freier Wildbahn, wie es Präsident Masisi zur Bedingung für seine Gabe machte. Savannenähnliche Verhältnisse gibt es selbst in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide nicht. Zudem teilen sich den Platz dort schon Wisente, Przewalski-Pferde und Rothirsche. Vermutlich hätten dem afrikabegeisterten Stifter Sielmann Elefanten in seiner Heide aber gut gefallen.
Jedoch zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre, dass viele Berliner und Brandenburger schon mit rumorenden Waschbären auf Dachböden, wühlenden Wildschweinen im Garten und rückkehrenden Wölfen kaum klarkommen. Was gäbe es erst für ein Lamento um die Elefanten!

Fest steht aber eins: Im Berliner Tierpark schreitet der Bau der neuen Dickhäuteranlage voran. Und weil die bisherigen Friedrichsfelder Elefanten wegen der Bauarbeiten in andere Zoos umgezogen sind, braucht der Tierpark zur Eröffnung des komfortablen Hauses neue Tiere. Auf seiner Homepage schreibt der Tierpark, Besucher könnten sich auf „gewaltige Herden Afrikanischer Elefanten“ freuen. Ich kann nur hoffen, dass dem Präsidenten Masisi das nicht zu Ohren kommt.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt zur Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com ■