Jetzt ist es amtlich: Berliner reden Klartext! Ebenso wie die Münchner und Nürnberger verwenden Hauptstädter wenig Füllwörter, wenn sie sich äußern. „Ähm“, „also“ und „eigentlich“ braucht der Hauptstädter nicht, um seiner Umwelt mitzuteilen, was er von den Dingen hält. Berliner sprechen so klar, wie sie denken. Sie labern nicht rum! Haben wir doch schon immer geahnt – die Berliner Schnauze ist besser als ihr Ruf.
Bundesweit machen durchschnittlich 2,71 Prozent der verwendeten Wörter von Sprechern sogenannte Füllwörter aus. Das hat die Sprachlernplattform Preply herausgefunden. Für ihre etwas kompliziert klingende Analyse untersuchten die Experten Texttranskripte von Videos und Podcasts lokaler Nachrichtensender aus den 15 bevölkerungsstärksten Städten Deutschlands, darunter Berlin.
Berliner nutzen selten Füllwörter wie ähm, also, irgendwie und eigentlich
Ein Füllwort ist laut Duden ein Wort mit geringem Aussagewert. Ein solches leistet wenig oder nichts zum Aussagewert eines Satzes. Bekannte Vertreter sind: ähm, äh, also, irgendwie, eigentlich, natürlich. Mit diesen Worten kann man gut um den heißen Brei herumreden, wenn man am Ende eines Satzes nicht mehr weiter weiß, wenn man erst mal nachdenken muss. Ein Zeichen der Unsicherheit, vielleicht auch der Unentschlossenheit.

Laut der Analyse stehen Sprecherinnen und Sprecher aus dem nordrhein-westfälischen Essen an der Spitze bei der Nutzung von Füllwörtern. Ein Anteil von 3,48 Prozent an der gesprochenen Sprache wurde ausgerechnet. Viel eingefügt und mit Wortgeklingel aufgefüllt wird auch in Stuttgart mit 3,45 Prozent nichts oder wenig sagender Wörter.
In Berlin, München und Nürnberg hingegen werden Füllwörter seltener verwendet. Mit einem Anteil von 2,41 Prozent davon gehören die Berliner zu den flüssigsten Gesprächspartnern, bilanzieren die Macher der Analyse. 21.521 Wörter wurden untersucht – nur 518 von ihnen waren inhaltsleer oder bedeutungslos.
Ich freue mich über das Ergebnis. Endlich mal eine Untersuchung, bei der Berliner sich sehen lassen können. Kein Pisa-Schock, kein Abrutschen im Metropolen-Ranking, kein Spitzenplatz in der Kriminalstatistik. Sondern Lob dafür, wie flüssig und ökonomisch Berliner sich ausdrücken.
Dich hamse wohl mit ’n Klammerbeutel jepudert?
Wenn Sie also in der Stadt knappe Fragen wie „Dich hamse wohl mit ’n Klammerbeutel jepudert?“ oder „Haste ’ne Macke?“ und „Kannste nich uffpassen?“ hören: Nehmen Sie es nicht persönlich. Solcherlei Verlautbarungen sind einfach nur ein Zeichen der Sprachgewandtheit der Berliner.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
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