Hundewelpen aus Bordell in Spandau gerettet
Tierschützer fingiert Kauf bei illegalem Online-Welpenhändler, dann schnappt die Falle zu.

Wer auf Kleinanzeigenportalen wie quoka.de auf die Rubrik Tiermarkt geht, sieht die Angebote der illegalen Welpenhändler sofort. „Süße Cocker Spaniel Babys“ warten auf dich, heißt es da zum Beispiel. Für 700 Euro ist man dabei.
Dem Berliner Tierschützer Stefan Klippstein ist es zusammen mit der Polizei jetzt gelungen, einen solchen illegalen Welpenhändler aus dem Verkehr zu ziehen. In einem Bordell in Spandau konnten die Retter drei Welpen ausfindig machen. Weitere drei wurden bei einem Scheinkauf am Ostbahnhof sichergestellt.

Stefan Klippstein ist Tierschützer, früher war er Tierpfleger im Tierheim, und mithilfe der Polizei hat er bereits mehrere fingierte Käufe durchgeführt. Er kennt die Hinweise, an denen sich Betrüger im Online-Welpenhandel leicht erkennen lassen: Rechtschreibfehler in der Anzeige, viel zu niedrige Preise für Rassehunde und Anzeigen, die viele Wochen online sind, lassen ihn hellhörig werden.

Im aktuellen Fall haben sich jedoch auch Menschen bei der Polizei und beim Tierschützer gemeldet, die einen Hund bei den Betrügern gekauft hatten. Einer der Welpen starb drei Tage nach dem Kauf, in zwei anderen Fällen entstanden Kosten von 6000 und 2000 Euro für den Tierarzt. Als einer der Käufer den dubiosen Händler selber zur Rede stellen will, wird dieser auch noch handgreiflich.
So lief der illegale Welpenhandel ab
Die Welpenhändler, ein Betrügerpärchen, gingen im aktuellen Fall dreist vor. Sie lieferten die Welpen teilweise bis vor die Haustür der Käufer, unter anderem nach Oranienburg. Die Käufer zahlten dann 650 bis 750 Euro – für einen Rassehund deutlich zu wenig, weiß Stefan Klippstein.
Abgesehen davon, dass die sogenannten Teacup-Hunde eine Qualzucht sind, waren die Welpen aus Polen krank und viel zu jung. Dennoch bedienen Welpenhändler jede Nachfrage. „Gerade bei jungen Leuten sind klein gezüchtete Hunde gerade im Trend“, weiß Stefan Klippstein.
Die Hunde werden je nach Bedarf in dubiosen Zuchten unter schrecklichen Bedingungen produziert und wie im aktuellen Fall aus Polen nach Berlin gebracht.

Hier hatte sich Stefan Klippstein mit einem Lockvogel als Interessent bei den Händlern gemeldet. Schnell verlagerte sich die Kommunikation von dem Kleinanzeigenportal auf WhatsApp über ein unregistriertes Handy, man machte einen Termin zur Besichtigung aus.
Was die Täter nicht wissen: Bei einem vereinbarten Treffen am Ostbahnhof sind auch sieben Beamte in Zivil zugegen, Streifenwagen stehen bereit. Eine konzertierte Aktion läuft an, um nicht nur die Welpen zu retten, sondern auch die Drahtzieher zu stellen.

Nachdem der Händler die Welpen präsentiert hat, erfolgt unter der Bahnbrücke der Zugriff. Im Wagen der Welpenhändler finden die Ermittler weiteres Beweismaterial: gefälschte Impfausweise, gefälschte Chips, Handys, Bargeld und Welpen. Weitere Hunde werden bei einer Überprüfung der Wohnadressen des Täterpärchens in einem Bordell in Spandau gefunden.
„Die Händler gehen wie Drogenhändler vor. Bei Bedarf holen sie Welpen für 200 bis 300 Euro aus Polen und bunkern sie in Berlin, wo sie dann für ein Vielfaches verkauft werden“, sagt Stefan Klippstein. Der Mann sei wegen Betrugs und anderer Delikte schon bei der Polizei bekannt gewesen. Nun laufen weitere Ermittlungen gegen ihn. Mindestens zehn Welpenverkäufe kann man ihm zuordnen, weitere geschädigte Käufer werden gesucht.
Tierschützer wie Stefan Klippstein fordern seit langem ein schärferes Vorgehen gegen dubiose Welpenhändler. Gäbe es keine Engagierten wie ihn, würden Verkäufe dieser Art selten auffallen. Und auch der Bundesrat forderte jüngst von der Bundesregierung, den illegalen Online-Tierhandel zu bekämpfen.
Vertriebskanäle für illegale Anbieter müssten geschlossen werden, so die Forderung. Bei Verstößen werden zudem verschärfte Sanktionen gefordert.
Insbesondere seit der Corona-Pandemie habe der Onlinehandel mit Tieren stark zugenommen, heißt es in der auf Initiative der Landesregierung Schleswig-Holsteins gefassten Entschließung. Kleinanzeigenportale seien für den illegalen Tierhandel zu wichtigen Umschlagplätzen geworden. Ohne jegliche Kontrolle könnten dort Händlerinnen und Händler verschiedene Tierarten zum Kauf anbieten. Allein die Angabe einer (falschen) E-Mail-Adresse genügt.

Oft würden kranke und ungeimpfte Tiere verkauft, die unter widrigsten hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen gezüchtet und gehalten worden sind. Dies sorge auch für Folgekosten: Viele Tiere würden aufgrund von Überforderung in sowieso schon überfüllten Tierheimen abgegeben.
Um das zu verhindern, müsse die Bundesregierung eine zentrale Stelle zur Recherche und Aufklärung von illegalem Tierhandel einrichten, forderten die Länder. Bislang würden Händlerinnen und Händler meist nur vereinzelt und zufällig erwischt und zur Verantwortung gezogen, wie im aktuellen Fall aus Berlin. Eine Verkäufer-Identitätspflicht wäre ein erster Schritt im Kampf gegen die Welpen-Mafia. ■