Sie rufen ihn ehrfürchtig „Fußball-Gott“, wenn sein Name vor einem Hertha-Spiel im Olympiastadion verkündet wird: Fabian Reese. Aber wie lange noch kann diese „Liebesbeziehung“ zwischen Fans und Profi bestehen? Fünf Spiele bleiben es im Moment. Noch bevor der Klassenerhalt in Sack und Tüten ist, bildet der erwartbare Abgang oder eben der heißersehnte Verbleib des 27-jährigen Ausnahmespielers in Berlin das Top-Thema rund um Hertha BSC. Was beeinflusst letztendlich die Entscheidung des Profis, der unbedingt sein Können auch in der Ersten Bundesliga zeigen will?
Fabian Reese macht Hertha-Fans Hoffnung
Es sind Erfolge auf dem Platz, natürlich auch das Geld, die sportliche Perspektive und die sogenannten „weichen Faktoren“. Wie wohl fühlt sich Reese im Team? Wie ist sein Status, sein Einfluss in der Kabine? Wie cool beurteilt er das Leben in Berlin? Wie sieht das seine Freundin? Und nun kommt in diesem spannenden Szenario, noch ein entscheidender Faktor ins Spiel.
Kürzlich erklärte Reese: „Ich habe einen Vertrag bis 2028, fühle mich pudelwohl in der Stadt, ich habe meinen Lieblingstrainer an der Seite, aber in die Zukunft können wir nicht schauen.“ Spätestens nach dieser Aussage, die man durchaus als eine vorsichtige Liebeserklärung interpretieren kann, ist Fakt, dass Coach Stefan Leitl die wichtigste Person im Hertha-Kosmos ist, die für einen Verbleib Reeses spricht. Es ist nicht der Sportdirektor, nicht der Geschäftsführer oder der Präsident – es ist der Cheftrainer. Reese spielte schon 2018/19 in Fürth ein halbes Jahr unter Leitl. Die beiden verstehen sich blendend.
Hertha BSC: Stefan Leitl trommelt für Fabian Reese
Leitl weiß um seinen Einfluss und ging verbal in die Offensive: „Wir müssen alle in der Gemeinsamkeit Argumente sammeln, um Fabi davon zu überzeugen, dass es der richtige Step für ihn ist, hier zu bleiben!“

Es ist tatsächlich keine Seltenheit im Profifußball, dass Spieler vor allem wegen eines Trainers den Verein wechseln oder dort verbleiben und dass durch das gegenseitige Vertrauen ein Erfolgsduo entsteht. In diesem Wechselspiel sind es fast immer die Kicker, die ihren Lieblingstrainer beim Namen nennen. Trainer machen das selten öffentlich, haben aber insgeheim schon den einen oder anderen Lieblingsspieler. Das war einst auch bei Hertha schon zu beobachten.
Lucien Favre kämpfte bei Hertha BSC um Raffael
Als etwa der Schweizer Meistercoach Lucien Favre 2007 vom FC Zürich nach Berlin wechselte, kämpfte er vehement darum, auch den jungen Brasilianer Raffael nach Berlin zu holen. Nach monatelangem Ringen wurde Raffael, der in Zürich in 77 Spielen 39 Tore geschossen hatte, für 4,3 Millionen Euro zu Hertha geholt und war sein Geld wert. Raffael sagte über Favre: „Er war wie ein Vater für mich.“ Der Trainer lobte seinerseits „das Spielverständnis, die Ballsicherheit, die Kreativität“ seines Lieblingsschülers. Viel später, als Trainer bei Borussia Mönchengladbach, holte Favre erneut Raffael zurück, der nach seiner Berliner Zeit bei Dynamo Kiew und Schalke nicht glücklich geworden war.
2012/13, als Hertha unter Cheftrainer Jos Luhukay, den Aufstieg in die Erste Liga souverän schaffte, war der vielseitige Profi Marcel Ndjeng zu Hertha gekommen – vor allem wegen Luhukay. Kurios: Ndjeng war dem Holländer auf vielen Trainerstationen als Spieler gefolgt: In Paderborn, bei Borussia Mönchengladbach, beim FC Augsburg und schließlich bei Hertha BSC. Ndjeng sagte: „Ich habe das immer als Wertschätzung gesehen. Der Trainer baute immer wieder auf mich.“ Beide schätzen sich sehr.
Hertha BSC: Marcelinho schwärmt heute noch von Falko Götz
Und selbst Marcelinho, Herthas bester Spieler der letzten 30 Jahre, machte seinen Lieblingstrainer einst öffentlich: „Ich hatte viele gute Trainer bei Hertha“, sagte er 2017 bei seinem Abschiedsspiel, „Jürgen Röber, Falko Götz , Huub Stevens, Hans Meyer – aber Falko Götz war mein Lieblingstrainer!“ Götz freut sich noch heute über das Kompliment.
Stefan Leitl und Fabian Reese könnten diese allesamt positiven Beispiele aufzeigen, dass das Konstrukt „Lieblingstrainer/Lieblingsspieler“ durchaus zum Erfolgsmodell taugt. ■