Nach Lebenskampf wieder da

Hertha BSC: Wunder Boetius! Zweimal Krebs, zurück im Leben auf dem Rasen

Ex-Herthaner Djanga Boetius erkrankte zweimal an Krebs, er überlebte und kämpfte anderthalb Jahre für sein Comeback.

Author - Wolfgang Heise
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Ex-Herthaner Djanga Boetius (l.) trat mit seinem neuen Klub Darmstadt im Olympiastadion an. Es ist ein Wunder, dass er nach seiner Krebserkrankungen wieder Fußball spielt
Ex-Herthaner Djanga Boetius (l.) trat mit seinem neuen Klub Darmstadt im Olympiastadion an. Es ist ein Wunder, dass er nach seiner Krebserkrankungen wieder Fußball spieltImago Images/mix1

Diese 67 Minuten auf dem Rasen des Olympiastadions grenzen an ein Wunder. Ex-Herthaner Djanga Boetius (31) spielt nach zwei Krebserkrankungen jetzt für den SV Darmstadt. Nach Herthas 1:1 gegen die Lilien sprach der Mittelfeldspieler über seine Leidenszeit, seinen Überlebenskampf und seine anderthalb Jahre ohne Job.

„Ich spiele jetzt für den SV Darmstadt, natürlich habe ich viele Bekannte gesehen. Ich habe hier viel erlebt – mit meiner Krankheit und dem Abstieg – leider. Aber es war schön, viele Umarmungen und ein bisschen reden“, so spricht Boetius über seine Rückkehr ins Olympiastadion.

Boetius zur Jobsuche 2023: „Mein Ex-Berater hat es damals verkackt“

Der Holländer kam im Sommer 2022 von Mainz 05 zu Hertha. Große Ziele, doch dann die erste Schockdiagnose im September: Hodenkrebs, Blitz-Operation, damit die verdammten Zellen nicht streuen. Nach nur vier Wochen konnte er wieder trainieren. Doch an sein volles Leistungsvermögen kam er nie in dieser Saison ran. Hertha stieg ab und Boetius löste seinen Vertrag auf.

Djanga Boetius erlebte ein Horrorjahr bei Hertha BSC. Erst Hodenkrebs, dann Abstieg 2023.
Djanga Boetius erlebte ein Horrorjahr bei Hertha BSC. Erst Hodenkrebs, dann Abstieg 2023.Imago Images/RHR-Foto

Bloß weg nach einem Horrorjahr. Den ganzen Sommer 2023 suchte er nach einem neuen Klub. Doch es passierte nichts. Boetius: „Es war eine harte Zeit, sie war sehr unsicher. Ich war am Anfang fit, ich hatte einige Angebote aus der Bundesliga und aus dem Ausland. Aber mein ehemaliger Berater hat das damals verkackt. Ich vereinslos und hatte dann das zweite Mal Krebs.“

Boetius teilte die bittere Diagnose auf Instagram

Das war im März 2024, diesmal war die Teufelskrankheit aggressiver. Boetius musste sich einer Chemotherapie unterziehen.  An Vereinssuche war da erstmal gar nicht mehr zu denken. Es ging schlichtweg ums Überleben. Boetius kämpfte jeden einzelnen Tag, bis er endlich wieder das tun konnte, was er am meisten mag – Fußballspielen.

Jetzt sagt er über die härteste Zeit seines Lebens: „Ich habe eine Frau und eine Tochter, die jetzt drei Jahre alt ist. Man kann da nicht abkacken. Sie haben mich unterstützt, dazu haben mir meine Familie und viele Freunde geholfen. Das sieht man, wie gut Leute wirklich sein können.“

Boetius über den Krebs: „Nur mit Liebe habe ich überlebt“

Boetius sagt es ganz selbstverständlich, wie er geheilt wurde. Es war nicht nur die Ärzte. Der Holländer: „Ich habe nur Liebe gespürt. Ich habe es immer von der positiven Seite gesehen, nur das bringt dich weiter. Das hat bei mir funktioniert. Mit der Liebe habe ich es überlebt.“

Als er die zweite Krebsattacke überwunden hatte, ging die Vereinssuche wieder los. Da hatte er sich längst einen neuen Berater besorgt, doch so einfach war es eben nicht. Boetius erklärt das größte Problem dabei: „Ja, ich war anderthalb Jahre vereinslos. Jeder Klub weiß bei einer möglichen Verpflichtung, wie er mit einer vorausgegangenen Knochen- oder Muskelverletzung bei einem Profi umgeht, aber bei so einer Krankheit eben nicht.“

Das ist das Fußballgeschäft, manchmal eben unbarmherzig. Wie groß ist das Risiko nach einer Krebserkrankung, um einen Spieler zu verpflichten? Der SV Darmstadt hatte im Januar 2025 den Mut und holte Boetius. Jetzt ist der zentrale Spielmacher wieder in der Startelf, so war es auch Sonnabend im Olympiastadion. Nach 67 Minuten nahm ihn Lilien-Coach Florian Kohfeldt vom Platz. Boetius: „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber ich bekomme die Zeit vom Verein. Das ist ein gutes Gefühl.“ Boetius ist zurück im Leben und zurück im Olympiastadion.