Es rumort immer mehr wegen des geplanten DFL-Investorenvertrags. Nicht nur bei den Fans in Deutschland, die seit Wochen mit Tennisbällen protestieren. Auch bei den Klubs wächst immer mehr der Widerstand. Die neueste Entwicklung: Hannover 96 und der 1. FC Köln gehen jetzt auf Konfrontationskurs mit der DFL. Platzt der Milliardendeal oder eskaliert der Protest noch mehr? Herthas Ultra-Szene aus der Ostkurve wird Freitag (18.30 Uhr) beim Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg die Antwort geben.
Vor 13 Tagen sorgten die blau-weißen Anhänger für eine neue Stufe beim 1:2 gegen den HSV. Die Partie wurde im Olympiastadion wegen der Dauer-Tennisballschlacht für 33 Minuten unterbrochen und stand kurz vor dem Abbruch. Die Klubverantwortlichen zeigten Verständnis, schließlich hatte Hertha im November gegen den Investorenvertrag gestimmt, doch sagten sie auch, dass die Dauer der Unterbrechung zu lang war.
Die Ultra-Szene hingegen sah sich im Recht und kündigte weitere Proteste an. Sogar ein Spielabbruch soll in Kauf genommen werden. Der Verein und die Fanklubs stehen im engen Austausch, um genau das zu verhindern. Die Proteste zeigen auf alle Fälle immer mehr Wirkung. Und viele Fans könnten seit Donnerstag den Eindruck gewinnen, dass der DFL-Investorendeal jetzt wirklich massiv auf der Kippe steht. Das liegt an zwei Klubs.
Muss Pal Dardai wieder in die Ostkurve?

Zweitligist Hannover 96 machte jetzt noch mal deutlich, wie zweifelhaft und juristisch anfechtbar die nebulöse Abstimmung des DFL-Präsidiums im Dezember war. Der Klub aus Niedersachsen hat seit Jahren ein Problem mit dem Mäzen Martin Kind. Das Pikante: Der Verein informierte vor der Abstimmung, dass der Klub den Deal ablehne, egal wie Kind als 96-Vertreter bei der DFL stimmen würde.
Der Bundesliga-Dachverband ließ geheim abstimmen und es kam exakt die notwendige Zweidrittelmehrheit von 24 Stimmen der 36 Klubs für den Investorenvertrag heraus. Da es einzelne Abfragen bei den 36 Klubs gab, wussten alle nur einen Tag später, wie 35 Klubs abgestimmt haben. Entweder mit Ja oder Nein. Nur bei Hannover blieb das Rätsel – und Kind schweigt …
Hannover 96 bezweifelt Wirksamkeit der DFL-Abstimmung

Jetzt geht 96 in die Offensive und verkündete in einem Brief: „Die DFL hat die Abstimmung über den Investoreneinstieg dennoch vorsätzlich so durchführen lassen, dass eine Feststellung des Abstimmungsverhaltens von Martin Kind möglichst nicht nachvollziehbar ist. So hat die DFL die Abstimmung über einen möglichen Investoren-Einstieg proaktiv, und noch nicht einmal auf Antrag eines Mitglieds hin, geheim durchgeführt.“ Die juristische Gültigkeit wird vom 96-Stammverein angezweifelt, und nicht nur das. In dem Schreiben geht der Klub mithilfe von Anwälten auch auf die DFL los: „Ein struktureller und personeller Neuanfang in der DFL ist notwendig.“ Der DFB solle als Mutterverband „eine klare Führungsrolle einnehmen“.
1. FC Köln stellt Antrag auf Wahlwiederholung
Gegenwind erhält die DFL seit Donnerstag auch vom 1. FC Köln. Der Klub vom Rhein kündigte kurzerhand einen neuen Antrag bei der DFL an, „um das DFL-Präsidium vom durch die Mitgliederversammlung erteilten Abschlussmandat zu befreien“. Die Entscheidung soll auf die 36 Vereine zurückfallen. Heißt: Köln will genau wie Hertha BSC, der 1. FC Union und viele andere Klubs eine nicht geheime Wahlwiederholung. Wegen der rätselhaften Rolle Martin Kinds erklärte die Kölner Geschäftsführung, dass „der gefasste Beschluss für ein Verhandlungs- und Abschlussmandat des DFL-Präsidiums auf einem sehr fragilen Fundament steht“.