Hertha-Kolumne

Hertha BSC und der KSC: Freunde für die Ewigkeit

Warum feiern, trauern und leiden die Hertha-Anhänger gerade mit denen des Karlsruher SC?

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Seit der Saison 1976/77 besteht zwischen Hertha BSC und dem Karlsruher SC eine Fanfreundschaft. 
Seit der Saison 1976/77 besteht zwischen Hertha BSC und dem Karlsruher SC eine Fanfreundschaft. Bernd König/imago

Vor einigen Tagen stimmte Pal Dardai eine Hymne auf die Zweite Bundesliga an und lobte: „Die Kulissen in den Stadien sind erstklassig, die Stimmung ist toll, eine wunderschöne Welt. Am wichtigsten aber sind die Fans!“

Dabei wird in dieser Spielzeit eine ganz besondere Fanfreundschaft neue Höhepunkte erleben – die zwischen Hertha und dem Karlsruher SC. Die Anhänger beider Vereine zelebrieren diesen seltenen Zusammenhalt, geben ihn von Generation zu Generation weiter. Wenn am 11. November Hertha im Olympiastadion den KSC empfängt, wird diese intensive Fanfreundschaft erneut zu sehen und zu hören sein. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat das Duell sogar als „Topspiel“ auserkoren – unter Flutlicht und mit Anstoß um 20.30 Uhr.

KSC-Fans bekommen bei Hertha Sonderplätze

Die Fans des KSC, die frühzeitig mit einem Sonderzug anreisen werden, dürfen ausnahmsweise im Oberring der Gegentribüne stehen oder sitzen und werden nicht, wie bei Auswärtsfans üblich, weit getrennt von Herthas Ostkurve am Marathontor platziert. Dies geschieht in Anlehnung an die alte Heimat der Karlsruher auf der Gegengeraden des Wildpark-Stadions und soll ein besonderes Zeichen der Zuneigung setzen.

Sowohl beim KSC als auch bei Hertha BSC sind immer wieder Banner in den Fanblöcken zu sehen, die die Fanfreundschaft feiern.
Sowohl beim KSC als auch bei Hertha BSC sind immer wieder Banner in den Fanblöcken zu sehen, die die Fanfreundschaft feiern.Jan Huebner/imago

Diese spezielle Fanfreundschaft, die 1976 ihren Anfang nahm, gilt als die zweitälteste im deutschen Fußball. Nur die Verbindung zwischen den Fans des VfL Bochum und des FC Bayern München ist noch drei Jahre älter.

Ich habe mich oft gefragt: Warum feiern, trauern und leiden die Hertha-Anhänger gerade mit denen des KSC?

Alles begann am 14. August 1976, dem ersten Spieltag der Bundesligasaison 1976/77. In den 70er-Jahren begegneten sich Fans selten freundlich. Es gab die Neigung, sich per Faustrecht zu duellieren. Mit der Vorahnung auf diese üblichen Rituale reisten zahlreiche Hertha-Anhänger nach Karlsruhe. Als sie am Hauptbahnhof eintrafen, wurden sie von KSC-Fans überaus freundlich empfangen und sofort in die Fankneipe gelotst. Welch Wunder! Auf der gemeinsamen Fahrt mit der Straßenbahn ins Stadion lag man sich zum ersten Mal bierselig in den Armen. Hertha siegte mit 3:0, aber gefeiert wurde danach zusammen.

Hertha verspielte beim KSC die Champions League

Während sich die Anhänger bei den Spielen seitdem gemeinsam freuten oder ärgerten, ging es auf dem Rasen oft hart zur Sache. So im Oktober 1997. „Siegen oder fliegen“ hieß es damals für Berlins Trainer Jürgen Röber, weil das Team in einer Krise steckte. Der KSC ging gar mit 1:0 in Führung, aber später drehten Bryan Roy, Jolly Sverrisson und Michael Preetz mit ihren Toren das Spiel, das 3:1 endete. Röber blieb noch knapp fünf Jahre in der Verantwortung – wohl die schönste, vor allem aufregendste Zeit, auch für mich als Reporter.

Das Rückspiel im April 1998, das Hertha im Wildpark mit 2:0 gewann, habe ich noch in bester Erinnerung. Torjäger Michael Preetz, der oft ungelenk wirkte, traf wunderschön per Hacke. Der Boulevard adelte ihn als „Preetzinho“. Ärgerlich und fatal: Im Mai 2009 verspielte Hertha unter Trainer Lucien Favre bei einer 0:4-Niederlage in Karlsruhe die greifbare Teilnahme an der Champions League!

Hertha BSC und KSC: Erstes Duell nach zwölf Jahren

Zur gemeinsamen Geschichte gehören auch zwei wichtige Personalien. Von 1995 bis 1997 sorgte der ehemalige KSC-Trainer und -Manager Carl-Heinz Rühl auch bei Hertha als starker Manager für erste professionelle Strukturen. Und im Sommer dieses Jahres kehrte Keeper Marius Gersbeck nach 100 Einsätzen für den KSC nach Berlin zurück, sorgte nach seiner Prügelei im Trainingslager für heftige Irritationen im Klub.

Das letzte Duell – auch in der Zweiten Liga – gewann Hertha im Februar 2011 mit 6:2 in Karlsruhe. Die Brüder Raffael (drei Tore) und Ronny (ein Tor) trafen dabei zum ersten Mal in einem Spiel gemeinsam. Wenn Hertha nun nach zwölf Jahren Abstinenz in einem Pflichtspiel wieder auf den KSC trifft, wird die Fanfreundschaft bei großer Kulisse leben wie eh und je. Eine großartige Geschichte.