Es war die große Chance für Hertha BSC, am zehnten Spieltag auf Platz sieben zu hüpfen. Doch daraus wurde nichts. Statt eines Auswärtssiegs gab es ein 1:3 beim 1. FC Nürnberg. Dabei hatten die Blau-Weißen bis zur Pause sogar 1:0 geführt. Was ist da schiefgelaufen? Trainer Pal Dardai rätselt selbst. Hat er vielleicht einen Fehler bei der Vorbereitung auf das Spiel gemacht?
Rückblick: Nach schwierigem Saisonstart ohne vollständigen Kader gab es ab September einen Aufschwung. Sechs Spiele, vier Siege. Die blau-weiße Welt war auf einem guten Weg. Dardai verkündete auf der Mitgliederversammlung: „Wenn es gut läuft, können wir Weihnachten auf Platz vier oder fünf sein und dann von etwas Schönem träumen.“ Er erklärte die Aussage vergangenen Freitag noch mal: „Als Trainer muss man sich Ziele setzen. Ich kann doch nicht sagen, dass wir im Niemandsland der Tabelle zufrieden sind.“
Dardai unterhielt sich mit den Spielern über das Ziel und die Marschroute für die nächsten Wochen. War das zu viel Druck und die Profis waren in Nürnberg gehemmt? „Es war auch mein erster Gedanke, als das Spiel angefangen hat. Doch das kann nicht sein“, wehrte der Coach ab.
Dardai: „Es war ein Bonusspiel, es sollte Erleichterung bringen“
Und hatte dafür auch eine treffende Begründung: „Wir haben die Woche darüber gesprochen, wir haben es auf die Tafel geschrieben, welche Punktzahl bei welchem Spiel. Das sollte Erleichterung geben, nicht Hemmung. Das Nürnberg-Spiel war ein Bonusspiel. Da muss man nicht mit Angst spielen. Es sollte das Gefühl vermitteln, dass man alles geben kann und der Trainer nicht sauer ist, wenn man verliert.“ Heißt: In Dardais Punkte-Plan waren kein Sieg vorgesehen. Am Ende wurde verloren, aber nicht alles gegeben.
Dardai ist selbstkritisch, was diese Niederlage angeht: „Ich suche den Fehler erst mal bei mir selbst, wenn gleich acht Spieler nicht mal 70 Prozent ihrer Qualität abrufen. Haben wir zu viel Stellungsspiel geübt und Zweikampfführung im Training vernachlässigt?“ Nein, eigentlich nicht. Das kann es auch nicht sein. Die einfachste Erklärung ist Schlendrian. Nach guten Wochen waren sich die Spieler schon zu sicher, dass es auch dieses Mal klappen würde. Das frühe 1:0 durch Smail Prevljak (17.) tat sein Übriges.
Dardai zählt auf, was alles schiefgelaufen ist: „Wir waren gelähmt, haben nicht investiert. In den Zweikämpfen waren wir schlampig und nicht spritzig. Wenn du führst, musst du mit dem Ball agieren und nicht irgendwie versuchen, das Ergebnis mit nach Hause zu nehmen. Der Mut hat gefehlt.“
Kapitän Leistner: „Wir werden reden müssen“

Kapitän Toni Leistner brachte es auf den Punkt: „Nach dem 1:0 sind wir zu sehr in den Verwaltungsmodus verfallen. Und das können wir nicht. So eine defensive Qualität haben wir noch nicht. Es sind einige Spieler nicht an ihre Leistungsgrenze gekommen. Wir waren in der eigenen Hälfte nicht aggressiv genug gegen den Gegner. Darüber werden wir reden müssen.“
Nur ein schlechter Tag? Nein, die Mannschaft muss weiter lernen. Dardai wird Dienstag mit den Profis reden. Dabei kann es aber nur eine Botschaft am Ende geben: 100 Prozent Vollgas in jedem Spiel, um aus dem Niemandsland auf Platz elf heraus und doch noch bis Weihnachten nach oben zu kommen. Sonnabend (13 Uhr) gibt es die nächste Chance im Heimspiel gegen den SC Paderborn.