Der Wahlprozedur ging lange. Erst um 16.45 Uhr gab es das erste Ergebnis. Fabian Drescher (42) wurde mit 2983 Stimmen zum Neuen Hertha-Präsidenten gewählt. Er konnte so viele Stimmen für sich selbst gar nicht fassen und war überglücklich.
„Ich habe im Leben nicht mit so einem Ergebnis gerechnet. Dieses Vertrauen der Mitglieder ist unglaublich, aber es ist auch ein klarer Auftrag für uns, dass wir jetzt nicht nachlassen dürfen“, sagt der Rechtsanwalt, der nach dem Tod Kay Bernsteins im Januar schon der kommissarische Boss war.
Sein Hauptkonkurrent Uwe Dinnebier (61) war trotz großer Versprechungen und mit einer Liste von Geldgebern, die 50 bis 100 Millionen zusammen bekommen könnten, mit nur 582 Stimmen abgewatscht worden. Dinnebier hatte im Vorfeld Drescher hart attackiert („Fabian ist vom unternehmerischen Denken weit entfernt.“).
Drescher: „Ich bin niemand, der nachtragend ist“
Trotzdem reicht Drescher dem Autohausbesitzer jetzt die Hand: „Ich weiß nicht, ob ich ihn direkt wegen der Liste anspreche. Aber ich lade alle ein, auch wenn wir heute Konkurrenten waren, die Lust haben, sich unserem Verein zu engagieren. Auch die, die Geldgeber an der Hand haben oder selber sich einbringen wollen, sind herzlich willkommen. Ich bin niemand, der nachtragend ist, auch wenn einiges sehr persönlich war in den letzten Tagen. Das gehört zum Wahlkampf dazu.“

Zu dem Jungunternehmer Stepan Timoshin (23), der sich komplett lächerlich mit seiner provokanten Rede inklusive Feuerzeug und 50-Euro-Schein machte, sagt Drescher nur elegant: „Dazu möchte ich mich nicht äußern. Da hat jeder seine eigene Strategie gehabt.“
Drescher: „Wir machen keinen Scheiß mit dem Verein“
Wahlkampf vorbei, ab Montag geht es mit der Arbeit weiter. Konsequentes Sanieren des Klubs. Doch was will Drescher in den nächsten vier Jahren mit Hertha noch erreichen? Drescher: „Mein Ziel ist es, dass wir in vier Jahren Bundesliga spielen und da schon ein Stückweit etabliert sind – mit einem Gerüst aus unseren Nachwuchsspielern. Ich glaube, dass wir auch sportlich in dieser Saison noch eine Chance haben. Wenn unsere Verletzten zurückkommen, ist da auch noch einiges möglich.“
Doch für den Herthaner Drescher ist einiges noch viel wichtiger: „Wir müssen immer den Mitgliedern das Gefühl geben, wie wir denken: Ihr habt uns den Verein anvertraut und mit dem machen wir keinen Scheiß.“