Bilanzrätsel gelöst

Hertha BSC: Bobic, 777, TV-Gelder, darum gab es 9 Millionen mehr Minus

Eigentlich hatte Hertha mit einer Unterdeckung von 24 Millionen Euro geplant, es wurden 33 Millionen.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Geschäftsführer Tom Herrich klärte die Mitglieder über die Bilanz 2023/24 auf.
Herthas Geschäftsführer Tom Herrich klärte die Mitglieder über die Bilanz 2023/24 auf.City-Press

Jetzt gibt es endlich Klarheit! Im April hatte Hertha BSC noch mit einem Fehlbetrag von 24 Millionen gerechnet, es wurden dann bei der Abschlussrechnung im Juni 33 Millionen. Neun Millionen Euro Unterschied. Wie kam das plötzlich zustande? Krisen-Investor 777, ein Krisen-Sponsor, TV-Gelder und Ex-Manager Fredi Bobic sind die Gründe.

Geschäftsführer Tom Herrich klärte das am Sonntag bei der Mitgliederversammlung auf. „Die neun Millionen setzen sich aus drei Faktoren zusammen.“ Der größte Fehlposten entstand durch den US-Investor 777 Partners, der in erhebliche finanzielle Turbulenzen geraten ist. Herrich: „Wir haben Forderungen von 4,9 Millionen an 777 aus der Planung rausgenommen. Wir haben aber einen rechtlichen Anspruch darauf. Wenn sie wieder kommen sollten, buchen wir sie zurück.“

Josh Wander war im Februar 2023 noch Boss von Herthas Investor 777. Er wurde beim trudelnden US-Unternehmen entmachtet.
Josh Wander war im Februar 2023 noch Boss von Herthas Investor 777. Er wurde beim trudelnden US-Unternehmen entmachtet.Imago Images/nordphoto/Engler

4,9 Millionen Euro von 777 fehlen

Ob das noch jemals passiert, ist fraglich. Der Finanzkonzern steht in den USA vor der Zerschlagung. Die Anteile von 777 an der Hertha KGaA könnten wieder weiterverkauft werden. Momentan hat der Klub keinen Kontakt zu seinem Investor. Präsident Fabian Drescher sagt dazu: „Wir haben eine Arbeitsgruppe im Verein gegründet, wir bereiten alle Szenarien vor.“

Neben dem Zahlungsausfall von 777 soll auch der frühere Ärmelsponsor CG Elementum nicht alle Gelder gezahlt haben. Der Sponsor wurde ausgetauscht, jetzt ziert das Technologie-Unternehmen WTG den Ärmel. Auch bei den TV-Geldern gab es zwischenzeitliche Einbußen. Da sich DAZN und Sport1 nicht mit der DFL einigen konnte, gab es Zahlungsausfälle für alle Klubs. Herrich: „Die Zahlungen werden aber im Laufe dieses Jahres noch fließen.“

3 Millionen Euro für Fredi Bobic

Diese drei nicht sprudelnden Geldquellen hatten alle externe Gründe, die der Klub nicht beeinflussen konnte. Den dritten Posten von rund 3 Millionen Euro aber schon. Dabei geht es um die Gehaltsforderungen des im Januar 2023 gefeuerten Managers Fredi Bobic. Der Rechtsstreit dauert noch immer an, doch die Aufsicht auf Erfolg für den Verein ist eher gering. Herrich sagt es so, ohne den Namen Bobic zu nennen:  „Wir haben noch eine Rückstellung für eine Abfindungszahlung eines ehemaligen Mitarbeiters.“ Heißt: Das Geld wurde noch nicht gezahlt, aber es muss bereit liegen.

Hertha saniert sich Schritt für Schritt, doch Stolpersteine gilt es immer wieder. Herrich: „Wir haben den Totalschaden abgewendet, doch wir müssen weiter sparen. Aber kaputt sparen dürfen wir uns auch nicht.“