Hertha BSC hat einen neuen Präsidenten. Es ist keine Überraschung: Der bisherige Interimsboss Fabian Drescher (42) wurde für vier Jahre gewählt. Mit 2983 Stimmen ist der Rechtsanwalt, der seit dem Tod des früheren Präsidenten Kay Bernstein (43) im Januar die Leitung des Klubs kommissarisch übernommen hatte, der klare Sieger unter fünf Kandidaten bei der Mitgliederversammlung im City Cube.
Drescher ist also jetzt ganz offiziell der blau-weiße Boss – mit einem Gigantensieg, er holte 81,7 Prozent der 3651 gültigen Stimmen im Saal. Zur Erinnerung: Bernstein kam auf 1631 Stimmen. Gleich im ersten Wahlgang klappte es für Drescher. Die anderen vier Konkurrenten hatten keine Chance. Autohausbesitzer Uwe Dinnebier (61) erhielt nur 582 Stimmen, Jungunternehmer Stepan Timoshin (23) 15, Ex-Profi Wolfgang Sidka (70) 64 und Imbissbesitzer Olaf Brandt (55) 15.
Die Stimmung in Halle B des City Cube unter den 4061 Mitgliedern war von Anfang an eindeutig. Drescher bekam bei seiner Eröffnungsrede der Veranstaltung gleich Applaus. Die Herthaner hatten ein feines Gespür, wer nach dem Tod Bernsteins den Verein trotz großer Finanzsorgen in den vergangenen zehn Monaten auf Kurs gehalten hat.
Drescher: „Ein Präsident darf nicht träumen“

Drescher: „Wir bewegen uns auf einen verdammt guten Weg. Wir spüren Vertrauen bei den Herthanern und in der ganzen Stadt. Aber ein Präsident darf sich nicht von Träumen leiten lassen, sondern mit Realität im Auge gehalten. Wir müssen den knallharten Sanierungskurs weiterführen.“
Nach den Chaosjahren, bei denen 374 Millionen Euro vom früheren Investor Lars Windhorst verbrannt wurden, gab es im Juli 2022 eine Palastrevolution bei den Blau-Weißen. Der Ex-Ultra Kay Bernstein wurde neuer Boss und sorgte für Sanierung und besonders für neue Akzeptanz des Klubs. Sonntag konnte eine neue Mitgliederzahl präsentiert werden. 58.147 Menschen sind jetzt im Verein, 17.000 mehr als noch vor zweieinhalb Jahren, aber auch noch immer 9000 weniger als Stadtrivale 1. FC Union.
Drescher will diesen gemeinsamen Weg fortsetzen. Er hatte schon vorher angekündigt, das er nur als Präsident kandidiert, nicht als einfaches Vorstandsmitglied. Drescher sagte vor der Wahl: „Wenn ich nicht gewählt werde, kehre ich Hertha nicht den Rücken. Dann stehe ich wie früher in der Kurve. Ich bin da.“
Kandidat Timoshin blamiert sich komplett

Die Herthaner nahm es ihm ab und klatschten Beifall. Schon da war klar, dass Drescher die Mehrheit der Mitglieder hinter sich hat. Teilweise grotesk mit Comedy-Qualitäten waren die Kandidatenvorstellungen von Jungunternehmer Timoshin, der in Rapper-Manier einen 50-Euro-Schein andeutete zu verbrennen, provozierte und beleidigte, und Imbissbesitzer Brandt, der mit einer Sporthose am Rednerpult wedelte, um zu beweisen, dass er nichts mit der Reichsbürgerbewegung zu tun. Beide wurden ausgelacht und ausgebuht.
Auf Clownerie hatten die Mitglieder keine Lust. Sie wollten einfach nur Kontinuität in der Vereinsführung. Als Drescher die Wahl annahm, sangen die Fans ganz laut: „Ha Ho He, Hertha BSC!“ Fast noch lauter als bei der Wahl von Bernstein im Sommer 2022. Danach wurde es historisch: Hertha hat zum ersten Mal ein Vize-Präsidentin in der Vereinsgeschichte. Anne Noske (40, früher stellvertretende Pressesprecherin) wurde mit 2292 Stimmen gewählt. Hauptkonkurrent und Ex-Profi Marko Pantelic erhielt nur 337 Stimmen.