Am zurückliegenden Sonntag hat Fabian Drescher (42) nicht etwa einen Hattrick für die Profis von Hertha BSC geschossen und auch Anne Noske (40) führte das junge Frauenteam der Hertha nicht höchstselbst zum ersten Mal an die Tabellenspitze der Regionalliga Nordost, aber beide feierten dennoch grandiose Siege und wurden mit Ha-Ho-He-Rufen umjubelt. Mit riesigem Vorsprung vor den Konkurrenten gewannen sie die Wahl zum Präsidenten und zur Vizepräsidentin. Beiden habe ich später eine besondere Frage gestellt. „Wo wart ihr einst bei Herthas berühmten Nebelspiel in der Champions League gegen den großen FC Barcelona?“
Der Grund: Der Nebelschleier über dieses Duell wird wieder einmal gelüftet. Wenn am Sonnabend Hertha BSC in der Zweiten Liga im Olympiastadion auf den Aufsteiger SSV Ulm trifft, ist es auf den Tag genau 25 Jahre her, dass die Hertha-Mannschaft von Cheftrainer Jürgen Röber auf den FC Barcelona um die Stars Luis Figo, Patrick Kluivert und Pep Guardiola traf und ein achtbares 1:1 erreichte. Und das bei unglaublich dichtem Nebel. Kaum etwas zu sehen von der Pressetribüne aus, nichts zu sehen vom Oberring aus. Ob Referee Levnikow viel gesehen hat, ist nicht überliefert.
Herthas heutiger Präsident stand damals in der Kurve
Fabian Drescher stand im Block R, der heutigen Ostkurve. Er erinnert sich: „Ich habe nicht gesehen, wie Kai Michalke unser Tor geschossen hat, sah erst, wie der Ball im Netz von Barca zappelte und habe gejubelt.“
Anne Noske war mit einer Freundin im Stadion. „Wir hatten Plätze im Block M, 10. Reihe, also weit vorn – und haben nichts gesehen“, so die erste Frau im Amt als Vizepräsidentin von Hertha. „Ich kann mich nur an den roten Ball erinnern, der erst in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kam“, sagt Anne Noske, „die Tore konnten wir nur erahnen.“
Auch Knut Beyer (63), frischgekürtes Präsidiumsmitglied, war natürlich dabei. Beyer, bekannt vor allem als federführend bei der Initiative „Blau-Weißes Stadion“, sagt etwas nebulös: „Ich meine, ich habe das Tor für unsere Hertha tatsächlich gesehen, weil der Nebelschleier für einen Moment durchlässig war. Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet …“

Hertha hat am Sonnabend zum Heldentreffen geladen
Am Sonnabend hat der Verein die ehemaligen Hertha-Profis – man kann sie ruhig einmal „Helden“ nennen – zu diesem 25. Jubiläum eingeladen. Das legendäre Spiel erforderte wegen der Wetterkapriolen höchste Konzentration und vor allem gute Augen von den Spielern.
Für Hertha liefen damals auf: Gabor Kiraly, Marko Rehmer (ab 72. Sixten Veit), Dick van Burik, Eyjölfur Sverrisson, Kostas Konstantinidis, Andreas Schmidt, Andreas Thom, Kai Michalke (ab 87. Hendrik Herzog), Dariusz Wosz, Ali Daei und Michael Preetz.
Allein die Profis aus dieser Elf kommen zusammen auf 495 Länderspiele! Ein unglaublicher Erfahrungsschatz. Alle sind auf verschiedene Art und Weise dem Fußball treu geblieben. Ein paar Beispiele gefällig? Keeper Kiraly betreibt sein eigenes „Kiraly Sportzentrum“ in Szombathely, Van Burik ist seit langem Spielerberater, Konstantinidis war Technischer Direktor des Griechischen Fußballverbandes, Daei und Sverrisson arbeiteten einst als Nationaltrainer im Iran und auf Island, Preetz amtiert als Geschäftsführer Sport beim MSV Duisburg, Herzog arbeitet seit vielen Jahren als Zeugwart der Hertha-Profis.
Sie alle – zum damaligen Aufgebot gehörten noch 13 weitere Profis von Pal Dardai bis Christian Fiedler – werden sich am Sonnabend viel zu erzählen haben. Vielleicht sollte sich der aktuelle Hertha-Jahrgang um Ibrahim Maza, Marton Dardai und Florian Niederlechner mit den Recken von einst noch beim Bier zusammensetzen und von deren Erfahrungen inspirieren lassen. Derzeit ist Hertha zwar meilenweit von der Champions League entfernt, sollte aber unbedingt den Aufstieg in die Erste Bundesliga anstreben. Als das 1997 unter Trainer Röber gelang, landete die Truppe schon zwei Jahre später in der Königsklasse … ■