Hertha BSC, bei dem Vereinsnamen muss der Klub doch endlich weiblicher werden. Die selbsternannte „Alte Dame“ setzt auf junge Frauenpower. Sonntag erlebte Hertha eine historische Wahl. Anne Noske (40) wurde die erste Vize-Präsidentin des Traditionsklubs. Das Votum für sie war überwältigend, knapp 80 Prozent der Herthaner wollten sie als Stellvertreter-Bossin.
Überwältigt vom Wahlergebnis kamen ihr fast die Tränen. 2292 Stimmen erhielt sie, siebenmal mehr als Herthas Ex-Profi Marko Pantelic, der sich auch um das Vize-Amt beworben hatte. Dann sagte die frühere stellvertretende Pressesprecherin: „Ich bin echt selten sprachlos. In diesem Moment bin ich es. Ich danke für euer Vertrauen und freue mich auf eine geile Zeit mit euch.“ Hertha wird moderner, jünger und vor allen Dingen weiblicher.
Noske: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen“
Anne Noske ist über ihr halbes Leben Herthanerin. Als Sie 14 Jahre alt war, nahm sie ihr Vater zum ersten Mal mit ins Olympiastadion, seitdem hat sie das blau-weiße Fieber gepackt. Sechs Jahre später fing sie bei ihrem Herzensklub als Praktikatin in der Presseabteilung an und stieg zur Stellvertreterin auf. 2016 hörte sie mit diesem Job auf und wurde Kommunikationschefin einer Wohnungsbaugesellschaft. Ihre Liebe zu Hertha blieb trotzdem bestehen.
Nach dem Umbruch des Klubs wollte sie wieder was für ihre Hertha tun. Im September 2023 kam die Powerfrau im Turbotempo ins Präsidium. Sie überzeugte als Teamplayerin komplett. Präsident Fabian Drescher wollte sie unbedingt als Stellvertreterin. Hat jetzt geklappt. Ihr Erfolgsgeheimnis: „Wahlkampf habe ich die anderen machen lassen, ich habe die letzten Monate lieber im Präsidium gearbeitet. Es gibt hier genug zu tun. Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen bei Hertha BSC.“
Herthas junges Frauenteam ist sensationeller Spitzenreiter
Noske will den Frauenfußball stärken. Der Erfolg des jungen Damen-Teams, das erst seit 15 Monaten zusammenspielt, gibt ihr Recht. Ohne große Star-Einkäufe, sondern mit Talenten, ist die Frauenmannschaft in der Regionalliga völlig überraschend Spitzenreiter. Stürmerin Elfie Wellhausen (18) führt nach acht Spielen und sensationellen 18 Treffern die Torschützenliste an. Wellhausen selbst sagt zu ihrer Topquote: „Ohne die Weiterentwicklung des gesamten Teams wäre ich definitiv nicht auf diese Trefferanzahl gekommen. Wir stehen als Einheit richtig gut zusammen: Jede gönnt der anderen alles und möchte nur das Beste für die Gruppe.“ Weiter so mit diesem Teamspirit! Der Erfolg zeigt Wirkung. Hertha-Frauenabteilung soll weiter ausgebaut werden.
Auch bei den Männer-Profis mischt eine Frau mit
Auch bei den Profi-Männern mischt eine Frau mit. Physiotherapeutin Anne Kaube (39) pflegt nicht nur die Muskeln der Männer, sie ist auch sofort bei der Erstversorgung von verletzten Spielern dabei und zeigt absolute Nervenstärke. Ihr härtester Einsatz war im September, als sich Verteidiger John Anthony Brooks den Fuß im Training ausrenkte. Es war ein gruseliges Bild mit dem abstehenden Fuß. Viele Profis konnten da gar nicht hinsehen. Kaube eilte herbei und machte einfach cool ihren Job.