Überraschungs-Comeback

Gersbeck gegen Ernst: Jetzt geht der Kampf ums Hertha-Tor erst richtig los

Nach seinem Prügelskandal im Sommer stand Torwart Marius Gersbeck im Pokal im Tor. Tjark Ernst bleibt zwar die Nummer eins, aber im Sommer könnte es spannend werden.

Author - Wolfgang Heise
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Torwart Marius Gersbeck durfte im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern nach seinem Prügelskandal zum ersten Mal in dieser Saison in Herthas Kasten stehen.
Torwart Marius Gersbeck durfte im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern nach seinem Prügelskandal zum ersten Mal in dieser Saison in Herthas Kasten stehen.City-Press

Überraschung bei Herthas Pokal-Aus gegen Kaiserslautern (1:3). Im ausverkauften Olympiastadion stand plötzlich Torwart Marius Gersbeck (28) im Kasten. Sein erstes Pflichtspiel für die Blau-Weißen nach dem Prügelskandal in Österreich im Sommer 2023. Tjark Ernst (20) bleibt zwar die Nummer eins für die Liga-Spiele in der Rückrunde. Doch spätestens jetzt beginnt der echte Konkurrenzkampf bei den Keepern.

Die Rollenverteilung im blau-weißen Gehäuse stellte Trainer Pal Dardai klar: „Es war schon immer der Plan bei uns, dass der zweite Torwart im Pokal starten sollte. Durch das, was zuvor passiert ist, konnte man das aber nicht umsetzen. Das war vor dem Spiel mit Tjark abgesprochen, er war einverstanden. Tjark bleibt unsere Nummer eins.“

Herthas junger Keeper Tjark Ernst ist in dieser Saison durch seine Paraden zum sicheren Rückhalt für das Team geworden.
Herthas junger Keeper Tjark Ernst ist in dieser Saison durch seine Paraden zum sicheren Rückhalt für das Team geworden.Koch/Imago Images

Was zuvor passiert ist, war der Prügelskandal von Gersbeck im österreichischen Trainingslager, als er einen 22-Jährigen in der Nacht zusammenschlug. Es folgte die Suspendierung des Keepers, der damals gerade erst vom KSC zu seiner Hertha zurückgekehrt war. Gersbeck, ein Mann aus der Ostkurve, fand sich dann wegen Körperverletzung vor dem Salzburger Gericht wieder.

Gersbeck: „Ich bin dankbar, dass ich spielen durfte“

Die Hertha-Torhüter Marius Gersbeck und Tjark Ernst gemeinsam in der Ostkurve vor den Fans
Die Hertha-Torhüter Marius Gersbeck und Tjark Ernst gemeinsam in der Ostkurve vor den FansCity-Press

Es gab keine Verurteilung, sondern eine Einigung. Danach begann der von vielen Herthanern kritisch beäugte Weg zur Rehabilitierung. Gersbeck entschuldigte sich im Oktober 2023 bei der Mitgliederversammlung für „den größten Fehler meines Lebens“. Bis zur Winterpause trainierte er dann wieder mit dem Team, aber war nur Keeper Nummer drei. Jetzt ist er wieder die Nummer zwei und begnügt sich (noch) mit dieser Rolle. Demütig sagte Gersbeck nach dem Abpfiff der Pokalpleite: „Endlich durfte ich für meinen Verein im Olympiastadion auflaufen. Das war unfassbar, ich bin sehr dankbar dafür.“

Besonders der verstorbene Präsident Kay Bernstein hatte sich für eine Rehabilitierung des Keepers eingesetzt. Jetzt erklärt Gersbeck: „Wir haben Kay sehr viel zu verdanken. Er war Teil des Teams. Umso mehr schmerzt es, jetzt nicht in den Himmel gucken zu können und zu sagen: Für dich sind wir heute weitergekommen.“ Nein, das hat nicht geklappt. Aber an den drei Gegentoren war er nicht schuld. Dardai: „Marius hat gut gespielt. Er hatte ein gutes Libero-Verhalten, alles schön. Er gehört zur Mannschaft, macht einen sehr guten Job. Er hat sich im Training die letzten drei, vier Wochen gesteigert. Deswegen hat er es verdient.“

Gersbeck: „Ich werde Tjark irgendwann im Nacken sitzen“

Gersbeck hat sein Kurzzeit-Comeback bekommen. Und sagt: „Es ist völlig klar, dass ich am Wochenende auf der Bank sitze, völlig in Ordnung. Tjark spielt bis jetzt auch eine super Saison. Ich freue mich einfach, dabei zu sein und hier die Chance bekommen zu haben. Aber ich werde weiterarbeiten, dass ich ihm irgendwann im Nacken sitze.“

Der Konkurrenzkampf geht jetzt erst richtig los. Beide Keeper werden sich im Training in den nächsten Monaten noch mehr gegenseitig pushen. Tjark Ernst ist bis zum Saisonende trotzdem die Nummer eins. Doch was dann im Sommer 2024 passiert, bleibt spannend. ■