Hertha-Kolumne

Auf Röbers Spuren: Darum gehört Herthas Pal Dardai auf den Trainer-Thron!

Der Ungar hat aus einem „Sauhaufen“ unter äußerst komplizierten Bedingungen ein verschworenes Kollektiv geformt.

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Daumen hoch für Pal Dardai: Herthas Cheftrainer formte aus einem Sauhaufen ein verschworenes blau-weißes Kollektiv.
Daumen hoch für Pal Dardai: Herthas Cheftrainer formte aus einem Sauhaufen ein verschworenes blau-weißes Kollektiv.City-Press

Die Hinrunde der Zweiten Bundesliga ist beendet, Herthas Profis seit Dienstagnachmittag nach dem letzten lockeren Training auf dem Weg in den Urlaub. Zeit für eine erste kleine Analyse und die Kür der Besten in dieser Kolumne.

Manchmal ist es gut einen fremden Blick zuzulassen, wenn es darum geht, die Spitzenkräfte objektiv zu benennen. Nach dem letzten Hinrundenspiel der Hertha, einem 0:0 gegen den VfL Osnabrück, wurde VfL-Cheftrainer Uwe Koschinat gefragt, welchen Einfluss das Fehlen von Berlins Fabian Reese, der mit Fieber im Bett lag, auf das Duell gehabt habe. Koschinats ehrliche Antwort: „Das hat uns definitiv geholfen. Reese ist er ein Unterschiedsspieler. Und ich habe auch wahrgenommen, welche Persönlichkeit er in diesen Klub bringt. Er ist nicht nur ein Individualist, der ein Stadion emotionalisieren kann, er hat auch ein paar Special Effekts.“

Fabian Reese macht für Hertha BSC den Unterschied

Ich weiß, Hätte, wenn und aber zählen im Fußball nichts, dennoch bin ich mir sicher, dass Hertha mit Reese das goldene Tor gegen Osnabrück gelungen wäre. Nicht nur wegen seiner glänzenden Bilanz (4 Tore, 9 Assists in der Liga, drei Tore und drei Assists im DFB-Pokal) ist Reese, der als Linksaußen – einer Außenseiter-Position – zum absoluten Mittelpunkt im Berliner Spiel geworden ist, für mich der beste Spieler der Hinrunde. Sein unbändiger Siegeswille, seine Schnelligkeit, seine Dribblings und seine Intelligenz machen ihn oft zu einer Attraktion auf dem Rasen.

Vor mehr als 20 Jahren spielte Pal Dardai unter Trainer Jürgen Röber (r.). „Von dieser Mannschaft reden die Fans noch heute“, sagt der Ungar. 
Vor mehr als 20 Jahren spielte Pal Dardai unter Trainer Jürgen Röber (r.). „Von dieser Mannschaft reden die Fans noch heute“, sagt der Ungar. City-Press

Nicht ganz so eindeutig wie bei Fabian Reese fällt mein Urteil über den besten Trainer der Hinrunde aus. Da gibt es gleich drei Kandidaten: Fabian Hürzeler (30) vom FC St. Pauli, Marcel Rapp (44) von Holstein Kiel – und natürlich Pal Dardai (47). Hürzeler, mit Abstand der Jüngste aus diesem Trio, ist ohne Zweifel der „Shooting Star“. Er führte sein Team ungeschlagen durch die Hinrunde, tritt selbstbewusst auf und lässt sehr dominanten Fußball spielen.

Vom Kieler Trainer Marcel Rapp stammt das Bonmot: „Wenn man einen Dritten fragen würde: `Warum sollte Holstein Kiel aufsteigen?` würde der sagen, es gibt keinen einzigen Grund dafür!“ Jetzt aber ist Holstein als Tabellenführer in die Winterpause gegangen. Rapp wird „Detailversessenheit“ nachgesagt. Fabian Reese, einst in Kiel unter Vertrag, nennt Rapp einen „Bessermacher“.

Pal Dardai holt das Beste aus Hertha BSC

Egal, ob „Shooting-Star“ oder „Bessermacher“ – für mich gehört Pal Dardai auf den Trainer-Thron. Dafür gibt es viele Gründe. Der Ungar hat aus einem „Sauhaufen“ (so Florian Niederlechner über die Absteigermannschaft) unter äußerst komplizierten Bedingungen ein verschworenes Kollektiv geformt. Heftige Lizenzprobleme und enormer Sparzwang schreckten Dardai nicht ab. Er verkraftete das hektische Kommen und Gehen beim Personal. Das Team war erst Ende August komplett – so spät wie keine andere Mannschaft der Liga. Da waren bereits vier Spiele absolviert und Hertha bewegte sich im Tabellenkeller.

Der Trainer hat den von der Klubführung ausgerufenen „Berliner Weg“ mit großer Überzeugung verfolgt. Heute gehören zehn junge Profis – alle unter 24 Jahre alt - zum Stammaufgebot.

Hertha BSC: Pal Dardai auf den Spuren von Jürgen Röber

Als Hertha Anfang Dezember drei Spiele binnen sieben Tagen absolvieren musste – mit den Höhepunkt, dem Sieg im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV – erwies sich Dardai als gewiefter Logistiker, dosierte geschickt die Einsatzzeiten und teilte so die Kräfte seiner Profis klug ein. Drei Siege waren der Lohn.

Die Fans stehen felsenfest hinter dem Trainer und seiner unfertigen Mannschaft, der Fehler verziehen werden. Das Team, dem auch ich wieder gerne zuschaue, wird geliebt, was so lange Zeit nicht zu erleben war. Dardai ist dabei, die Mentalität zurückzuholen, die Hertha einst unter Trainer Jürgen Röber Ende der 1990er Jahre auszeichnete. „Von dieser Mannschaft reden die Fans heute noch“, schwärmt Dardai. Röber, der am 25. Dezember seinen 70. Geburtstag feiert, wird das garantiert freuen.