Bleibt er oder nicht?

Hertha BSC und Pal Dardai, der quälende Showdown mit dem Trainer läuft

Spätestens zur Mitgliederversammlung am 26. Mai gibt es bei Hertha die Trainerentscheidung.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Sportdirektor Benjamin Weber (l.) und Trainer Pal Dardai. Trennen sich die Wege in den nächsten drei Wochen?
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber (l.) und Trainer Pal Dardai. Trennen sich die Wege in den nächsten drei Wochen?Imago Images/mix1

Noch zwei Spiele für Hertha BSC gegen Kaiserslautern und Osnabrück, doch ein quälender Showdown hat längst begonnen. Wollen die blau-weißen Bosse mit Trainer Pal Dardai (48) weitermachen? Und will der Coach überhaupt? Die Saisonanalyse ist in vollem Gange. Eine Entscheidung wird es spätestens bis zur Mitgliederversammlung am 26. Mai geben.

Die Ouvertüre bei der Trainerfrage ist eröffnet, obwohl Sportdirektor Benjamin Weber seit Wochen betont: „Wir haben einen Zeitplan. Wir analysieren und beschließen nach der Saison, wie es weitergeht.“ Dabei betont Weber, dass Dardai die Mannschaft in einer schwierigen Phase des Vereins vergangenen Sommer übernommen hat.

Trotz riesiger Finanzlöcher und einem Total-Umbruch schaffte es der Ungar nach dem Abstieg mit einer neuen Mannschaft wieder Teamgeist herzustellen und verhinderte die nächste Katastrophe in der Zweiten Liga. Das Gegenteil war der Fall: Es gab sogar lange Hoffnung, dass die Blau-Weißen den sofortigen Wiederaufstieg schaffen könnten. Diese erfüllten sich nicht.

Herthas Problemzonen sind Abwehr und Mittelfeld

Für Dardai ist das kein Problem. Und genau das ist für andere das Problem. Der Coach will eine Entwicklung des Teams über zwei, drei Jahre, um dann wieder in der Bundesliga anzugreifen. Anderen geht das nicht schnell genug, besonders Investor 777 Partners nicht, der schon vergangene Saison lieber einen anderen Trainer gesehen hätte.

Der Ungar zieht jetzt schon seine eigene Bilanz. Sie sieht ungefähr so aus: Die jungen Spieler haben einen guten Job gemacht, Stürmer Haris Tabakovic (29), Flügelflitzer Fabian Reese (26) und Pascal Klemens (19) haben eine hervorragende Saison gespielt. Doch das große Manko blieb über die ganze Saison das Mittelfeld und die Abwehr.

Hertha BSC: Dardai will Spieler aus der Zweiten Liga

Nicht zum ersten Mal erklärte Dardai nach dem 2:4 in Elversberg nach schlimmen ersten zwanzig Minuten: „Die Aggressivität hat gefehlt, wir haben nicht hoch gepresst. Das ist auch eine Frage der Qualität.“

Schon vor dem Spiel wurde er am Freitag konkreter: „Wir versuchen alle Spieler, die hier sind, zu behalten. Das wäre für Hertha BSC der nächste Fortschritt – nach so einem Chaos-Anfang und drei Monaten in der Luft letzten Sommer. Es ist Aufgabe des Vereins, dass die Mannschaft zusammenbleibt und dann drei, vier Spieler für diese Liga zu holen, Spezialisten, zweikampfstarke Spieler. Dann hat man eine realistische Chance auf den Aufstieg.“

Man kann es auch als Forderung des Trainers verstehen. In der absoluten Not wurden zum Ende des Transferfensters Andreas Bouchalakis (31) aus Griechenland und Bilal Hussein (24) aus Schweden für das Mittelfeld geholt. Ihre Eingewöhnungsphase in der Zweiten Liga dauert bis heute an. Echte Verstärkungen waren beide nie. Auf das Problem wurde im Winter reagiert und Aymen Barkok (25) von Mainz 05 verpflichtet.

Trennt sich Hertha BSC von Pal Dardai?

Damals sagte Dardai: „Aymen ist ein Wintertransfer. Da ist immer ein bisschen Risiko, wie schnell er sich integrieren kann. Aber wir gehen ins Risiko.“ Und es wurde nicht wirklich belohnt. Auch der tunesische Nationalspieler konnte nicht überzeugen. Er hatte vorher auch noch nie in der Zweiten Liga gespielt.

Realist Dardai hat seine Vorstellungen von Kaderverstärkungen. Die Frage bleibt trotzdem, ob sie auch von Sportdirektor Weber so geteilt werden. Oder ob im Umkehrschluss die Einschätzung überwiegt, dass Dardai mehr aus den Spielern hätte herausholen müssen. Das wäre dann die Trennung vom Trainer. Auf Hertha warten spannende Tage … ■