Er hatte einen echten Lauf. Herthas Stürmer Haris Tabakovic (29) traf in fünf Spielen wie am Fließband und schoss sich mit 21 Treffern auf Platz eins der Torjägerliste der Zweiten Liga. Doch seit zwei Partien stottert die blau-weiße Tormaschine. Kein Tor beim 1:1 gegen Hannover. Und jetzt vergab Fluppe drei Riesenchancen beim 2:4 in Elversberg. Macht sich Tabakovic zu viel Druck im Kampf um die Torjägerkrone?
In Elversberg war es wie verhext für den Schweiz-Bosnier. 25. Minute: Fabian Reese flankte wunderschön herein, Tabakovic stieg hoch und höher, köpfte, doch die Kugel prallte an den linken Pfosten.
60. Minute: Wieder eine Reese-Flanke, akrobatisch nahm Fluppe den Ball direkt aus acht Metern an. Doch seinen Hammer-Volleyschuss konnte Elversbergs Torwart Elias Kristof parieren.
62. Minute: Noch eine Hereingabe von Reese. Diesmal scheiterte Tabakovic aus fünf Metern an Kritof, der den Ball abprallen ließ. Immerhin konnte Palko Dardai dann zum 2:2 abstauben.
Ehrgeiziger Tabakovic: „Als Sportler geht es um Ziele“
Nach dem Abpfiff war Tabakovic selbstkritisch: „Wir hatten zwar genug Chancen, um 5:4 zu gewinnen, aber dennoch war das zu wenig.“ Die Pleite wurmte ihn, aber auch seine verpassten Torchancen. Tabakovic weiter: „Wir sind Sportler, wollen gewinnen, da geht es um Ehre, um Ziele.“
Herthas Mittelstürmer hat nach dem verpassten Aufstieg sein persönliches Ziel. Er will sich am Saisonende die Torjägerkrone aufsetzen. Noch ist er auf Platz eins vor HSV-Stürmer Robert Glatzel (19) und Düsseldorfs Christos Tzolis (18). Es wird ein verdammt enges Rennen an den letzten beiden Spieltagen.
Der ehrgeizige Angreifer will es perfekt machen. Vielleicht zu perfekt? Setzt er sich im Endspurt zu sehr unter Druck? Der erfahrene Profi weiß eigentlich, wie er mit Torflauten umgehen muss. Die hatte er auch schon in der Hinrunde. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und machte in der Rückrunde bisher zwölf Treffer.
Noch ein paar Tore müssen jetzt her, um wenigstens den Titel des Torschützenkönigs zu bekommen. Was nach der Saison passiert, ist dagegen unklar. Tabakovic hat zwar einen Vertrag bis 2026, doch andere Klubs werden beim Toptorjäger anklopfen. Eigentlich will er gar nicht weg.
Für Tabakovic werden die Lockangebote kommen
Anfang April sagte Tabakovic: „Hertha braucht Kontinuität. Ich hoffe, dass es diesen Sommer nicht wieder einen großen Umbruch gibt.“ Das klingt nach Verbleib trotz Nichtaufstieg. Der bosnische Nationalspieler weiß genau, dass er bei Hertha noch mal einen Karriereschub hingelegt hat. Die Fans lieben den Mann, der seit dem Sommer, als er von Austria Wien kam, sofort überzeugte. Er ist bei Hertha nach Vedad Ibisevic (2015–2020) der erste echte Torjäger.
Alles gute Argumente, dass Tabakovic auch nächste Saison weiter für die Blau-Weißen stürmt. Doch im Juni wird er 30 Jahre alt. Jetzt hat der gelernte Bankkaufmann noch mal die Chance auf einen großen Vertrag mit sattem Gehalt, das Hertha nicht bieten kann. Es bleibt spannend beim Hauptstadtklub und Tabakovic. Holt er die Torjägerkrone und muss Hertha danach um seinen Topstürmer zittern? ■