Weihnachten ist auch die Zeit der süßen Leckereien. Aber an welche Süßigkeiten denken Sie, wenn Sie sich an die DDR-Zeit erinnern? Die einen naschten gern Schlager-Süßtafel, die anderen liebten Bambina – und auch Schokolade der Marke Rotstern war und ist beliebt. Doch eine Sorte aus der damaligen Zeit ist heute längst in Vergessenheit geraten: Creck! Nein, hier geht es nicht um die bekannte Droge, die so schnell abhängig macht. Hinter dem besonderen Namen versteckt sich ein Ersatzprodukt, das in der DDR entwickelt und vertrieben wurde. Und das nach der Wende leider vom Markt verschwand.
Süßes aus der DDR: Creck warb mit bunten Packungen
Die bunten Verpackungen der Creck-Süßtafel dürften vielen noch in lebhafter Erinnerung geblieben sein. Eine Variante strahlt in herrlichem Blau, darauf ist ein Sportler zu sehen, der Gewichte hebt, dabei ein Stück der Schokolade nascht. Eine andere ist grün, wird von zwei Füßen in Fußballschuhen verziert. Immer dabei: Der Schriftzug „Freude und Energie für Kinder und Sportler“. Wie viel Energie die Schokolade brachte, dazu hat sicherlich jeder eine andere Meinung. Klar ist aber: Freude dürfte sie den meisten Schokoladen-Fans beim Genuss gemacht haben.
Und das, obwohl es sich eigentlich gar nicht um echte Schokolade handelte, sondern um ein Ersatzprodukt. Die Schokoladentafeln der Marke waren 100 Gramm schwer, maßen 150 mal 75 Millimeter. Drin steckten Hartfett, Zucker, etwas Kakao und – als besondere Zutat – gemahlenes Knäckebrot. Zur besonderen Werbung für Sportler kam die Tafel, weil sie mit Proteinen, Calcium und Mineralstoffen angereichert wurde. Entwickelt wurde sie, wie viele Dinge in der DDR, aus Not: Weil die Kakao-Preise auf dem Weltmarkt stiegen, musste der Kakao-Import in der DDR gesenkt werden, weshalb man nach entsprechenden Ersatzprodukten suchte.

Die Tafeln, die übrigens eine Mark kosteten, liefen in Berlin vom Band: Hergestellt wurden sie beim VEB Elfe, einem Süßwarenhersteller, der aus der Trumpf Schokoladenfabrik im Berliner Ortsteil Weißensee hervorging. Erst im Jahr 1954 bekam das Unternehmen den Namen Elfe, angelehnt an die bekannten Märchenfiguren. Für die Firma arbeiteten zeitweise 600 Personen – auch deshalb, weil sie mit anderen Süßwarenherstellern zusammengelegt wurde.
28 Millionen Tafeln Schokolade pro Jahr – aber nicht für die DDR
Ab 1980 gehörte der VEB Elfe dann zum VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch – und wurde zu einem der größten Hersteller für Süßigkeiten in der DDR. Bis zu 28 Millionen Tafeln Schokolade sollen hier in der Spitze pro Jahr produziert worden sein, allerdings wurde ein großer Teil davon exportiert. Und: Nicht nur Creck lief hier vom Band! Einige der Produkte dürften bei vielen Menschen, die damals aufwuchsen, Erinnerungen wecken. Hergestellt wurden unter anderem Block-Schokolade, Fondantnester, Vollmilchschokolade mit Waffelsplitter und Liebesperlen, Dominosteine, Weihnachtsbaum-Behang und mit Creme gefüllte Schokoladenherzen.

„Der VEB Elfe als größter Süßwarenbetrieb der Hauptstadt der DDR hatte sich mit der Einführung der Desserttafel Creck die Aufgabe gestellt, einen besonders für Kinder geeigneten, preiswerten Süßwarenartikel zu entwickeln“, heißt es in einem alten Sammelalbum des Schokoladenherstellers. Sammelalbum? Ja! Dieses Detail machte die Schokoladentafeln beliebt: Sie enthielten Sammelbilder, die in ein entsprechendes Album geklebt werden konnten. Zu sehen waren bei der Serie „Tiere unserer Heimat“ etwa verschiedene Tiere aus dem Berliner Tierpark – der berühmte Parkdirektor Dr. Heinrich Dathe hatte laut Grußwort im Sammelalbum geholfen, seine Schützlinge in den Schokoladentafeln zu verewigen.
Geschmack der DDR: Schoko-Fans schimpfen über Creck
Da bleibt nur eine Frage offen: Wie war er, der Geschmack der besonderen Tafeln? Dazu gehen die Meinungen noch heute auseinander. Auf einer Facebook-Seite, die sich mit verschiedenen Produkten aus der DDR beschäftigt, diskutieren die Nutzer noch heute über die Schokolade. „Sandiges Kaugefühl, aber der Geschmack war klasse“, schreibt ein Mann, der die Tafeln früher vernaschte. Über das Gefühl von Sand auf der Zunge können viele auch heute noch lachen. Trotzdem: „War aber total lecker, leckerer als die Schlager-Süßtafel, die ja heute leider nicht mehr so schmeckt wie früher.“ Und einer stellt zu Creck fest: „Ich habe sie geliebt, die Schokolade. Vermisse sie sehr.“
Die einzige Schokolade, die nicht geschmeckt hat, so sandig und trocken. Da halfen auch die schönen Bildchen zum Sammeln nicht.
Wut auf Creck: DDR-Schokolade ging „in die Schweinetonne“
Ein anderer hat keine wirklich tollen Erinnerungen an die Süßtafel. „Ich fand Creck widerlich. Ein Stück gekostet und nie wieder angerührt. Sandig und süß. Gekauft habe ich sie nur wegen der Sammelbilder.“ Nach dem Auspacken der Bildchen sei die Tafel direkt „in die Schweinetonne“ gegangen. Und einer schreibt, er habe immer das C im Namen durch ein D ersetzt – so entstand der Begriff „Dreck“. „Die einzige Schokolade, die nicht geschmeckt hat, so sandig und trocken. Da halfen auch die schönen Bildchen zum Sammeln nicht.“ Nicht jeder Schoko-Fan ließ sich also von der Werbe-Taktik des Süßwarenfabrikanten um den Finger wickeln …




