Weihnachten ist die Zeit der Geschenke – und wie auch bei den Westpaketen, die zu Millionen verschickt wurden, freuten sich viele Menschen im Osten besonders über kleine Überraschungen aus dem goldenen Westen. Für alle, die nicht selbst Pakete packen wollten, gab es eine besondere Anlaufstelle: den Genex-Katalog! Erinnern Sie sich noch an dieses Heftchen voller Träume? Mit dem Katalog konnten Bürger der Bundesrepublik Geschenke für ihre Verwandten im Osten bestellen, die DDR verdiente dadurch ordentlich Westgeld. Doch was gab es? Wir haben zum Fest einen Blick in den Weihnachtskatalog von Genex geworfen.
Genex-Kataloge schlummern noch heute im DDR-Museum Berlin
Der schlummert noch heute im Depot des DDR-Museum Berlin – neben verschiedenen anderen Genex-Katalogen, mit denen Menschen im Westen ihre Verwandten im Osten verwöhnen konnten. Der Weihnachtskatalog ist ein zusammengefaltetes Poster voller toller Geschenkpakete, die den Menschen das Fest versüßten. Vom riesigen Weihnachts-Fresspaket über das Stabfeuerzeug bis hin zum Elektrorasierer: Die Präsente brachten den Menschen Freude – und auch der DDR-Staatsführung. Denn die verdiente daran ordentlich mit.
Hinter dem Katalog steckt die Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH (kurz Genex) – ein Unternehmen, das schon 1956 gegründet wurde. Die Anordnung kam von der DDR-Führung, unterstellt war es dem Ministerium für Außenhandel der DDR. Privatpersonen sollte es eigentlich nicht versorgen, weil die BRD die DDR nicht bei der Devisenbeschaffung unterstützen wollte – doch das änderte sich mit dem Bau der Berliner Mauer. Die Geschenksendungen wurden dann über ein dänisches Unternehmen und eine Firma aus der Schweiz geführt, weil Ost und West nicht direkt miteinander einen Versandhandel betreiben konnten.

Ab den 60er-Jahren wurden regelmäßig Kataloge herausgegeben und im Westen verteilt. Wer genug Geld hatte, konnte hier Geschenke für die Ost-Verwandten bestellen. Vieles kam aus DDR-Produktion, anderes aus dem Westen. Lebensmittel, Möbel, Kleidung, Kosmetik und technische Geräte gab es, doch die Geschenke aus dem Westen wurden immer wilder: Später gab es sogar Motorräder, Autos und ganze Häuser. Der große Vorteil: Bei Autos fiel etwa die lange Wartezeit weg. Der Vorteil für die DDR-Regierung: Es fielen Devisen ab – etwa drei Milliarden Mark wurden in drei Jahrzehnten erwirtschaftet.

Über die West-Geschenke freuen konnten sich natürlich nur all jene, die zahlungskräftige Westverwandtschaft hatten. Nach 1970 konnten dann auch Menschen im Osten bei Genex bestellen, allerdings brauchte es auch hier die richtigen Voraussetzungen. Wer etwa beim Bau der Erdgastrasse arbeitete, bekam einen Teil seines Lohns auf ein Genex-Konto. Nach der Heimkehr konnte dann aus den Katalogen bestellt werden. In diesen Katalogen gab es dann allerdings keine Waren aus dem Westen, sondern vor allem Produkte aus der DDR und aus den Ostblockstaaten.
Geschenke für die DDR: Was gab’s bei Genex zu Weihnachten?
Und was war nun drin im Genex-Weihnachtskatalog? Das besondere Stück aus dem Depot des DDR-Museums Berlin bietet noch heute eine kleine Reise in die Vergangenheit. Vor allem die Geschenkpakete klingen nach Luxus: Das Paket „Reizvolles Allerlei“ etwa kostete 85 D-Mark, enthielt drei Handtücher, drei Geschirrtücher, sechs Paar Feinstrumpfhosen, eine Flasche Mariacron, Kaffee, Bahlsen-Waffeln, Sarotti-Schokolade und Ferrero Küsschen.

Yogurette für die DDR: Der Osten freute sich über Genex-Pakete
Das Set „Weihnachtsüberraschung“ fiel noch üppiger aus: Für 95 D-Mark verschickte man hier Kaffee, Schokolade und Kekse verschiedener Sorten, Mon-Chérie-Pralinen, Ananas und Champignons in der Dose, Ölsardinen, Gänsepastete, zwei Schachteln Zigaretten, Mariacron, Doppelkorn und Sekt von „Söhnlein Brillant“. Für den kleineren Geldbeutel war das Set „Für den Geschenktisch“ gedacht. Weihnachtsstollen, Goldmocca von Tchibo, Kekse und Lebkuchen, aber auch Yogurette von Ferrero und Pizza-Cracker von Bahlsen steckten darin.
Doch nicht nur Lebensmittel gab es: Ein edles Stabfeuerzeug war für 33 D-Mark zu haben, ein Kindertelefon mit Lautsprecher für 35 D-Mark, eine Kleinbildkamera kostete 179 D-Mark und eine Uhr mit Glasglocke 89 D-Mark. Auch verschiedene Schmuckstücke und erzgebirgische Volkskunst gab es im Genex-Katalog. Für das Bestellen im Katalog gab es aber eine wichtige Regel: Wer seine Verwandten im Osten beschenken wollte, der musste bis zum 25. November bestellt und bezahlt haben. Denn auch beim West-Weihnachtsmann gab es einen Annahmeschluss.




