Leninstraße, Pieckstraße

Straßen aus der DDR: SED-Opferbeauftragte will Namen abschaffen

Evelyn Zupke sieht Bürgermeister in der Pflicht: 35 Jahre nach der Einheit sollten Straßen nicht mehr nach Wilhelm Pieck und Lenin benannt sein, sagt sie.

Author - Florian Thalmann
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In Velten gibt es noch eine Wilhelm-Pieck-Straße. Wenn es nach der SED-Opferbeauftragten geht, sollte es solche Straßennamen bald nicht mehr geben.
In Velten gibt es noch eine Wilhelm-Pieck-Straße. Wenn es nach der SED-Opferbeauftragten geht, sollte es solche Straßennamen bald nicht mehr geben.Jürgen Ritter/imago

Die DDR ist seit mehr als 35 Jahren Geschichte – und doch finden sich im Stadtbild überall in Ostdeutschland noch Überbleibsel aus der damaligen Zeit. Straßen etwa, die nach Persönlichkeiten wie Wilhelm Pieck oder Otto Grotewohl benannt sind. Das soll sich nun ändern – zumindest, wenn es nach Evelyn Zupke geht, SED-Opferbeauftragte im Bundestag. Sie will die Namen aus dem Stadtbild tilgen, die entsprechenden Straßen umbenennen.

In Deutschland gibt es mehr als ein Dutzend Lenin-Straßen

In einem Interview mit BILD sagte Zupke, dass 35 Jahre nach der Wende keine Straße mehr nach Lenin, Grotewohl oder Pieck benannt sein müsse. „Eine Straßenbenennung ist Ausdruck von Würdigung durch unsere heutige demokratische Gesellschaft. Diese Personen stehen dagegen für das Leid von Tausenden von Opfern.“ Laut dem Bericht gibt es in Deutschland beispielsweise noch mehr als ein Dutzend Straßen, die nach Lenin benannt sind – sie befinden sich unter anderem in Bad Freienwalde und Lauchhammer in Brandenburg, in Themar in Thüringen und Köthen in Sachsen-Anhalt.

In Templin gibt es noch eine Thälmannstraße. In Jerichow gehört eine solche Straße zur Liste derer, die umbenannt werden sollen.
In Templin gibt es noch eine Thälmannstraße. In Jerichow gehört eine solche Straße zur Liste derer, die umbenannt werden sollen.Jürgen Ritter/imago

Zwar wird immer wieder darüber diskutiert, ob Straßen umbenannt werden sollten oder nicht – in Berlin gab es etwa lange Streit um die Mohrenstraße. Erst in diesem Jahr wurde die Umbenennung nach zähen Auseinandersetzungen umgesetzt. Der Osten Deutschlands und die Hinterlassenschaften der DDR kommen dabei aber nur selten zur Sprache. Zupke wünscht sich einen kritischeren Umgang mit solchen Relikten, sagt sie. Sie sehe vor allem die Bürgermeister in der Pflicht.

Auch nach Otto Grotewohl, dem ehemaligen Ministerpräsidenten der DDR, sind Straßen benannt.
Auch nach Otto Grotewohl, dem ehemaligen Ministerpräsidenten der DDR, sind Straßen benannt.ZUMA/imago

„Eine bisherige Lenin- oder Wilhelm-Pieck-Straße umzubenennen nach einer Persönlichkeit, die in der DDR Widerstand geübt hat, wäre aus meiner Sicht im 35. Jahr der Deutschen Einheit das richtige Signal“, sagt Zupke. Denn: Wladimir Iljitsch Lenin, der nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland zum ersten Regierungschef der Sowjetunion wurde, war ein revolutionärer Führer, dessen Herrschaft den Aufbau eines kommunistischen Staates einleitete. Seine Herrschaft brachte Hunderttausenden den Tod, brachte Unterdrückung, Krieg und Hunger.

Nicht nur Lenin-Straßen: Auch andere Namen in der Kritik

Doch es geht nicht nur um Lenin: In Weißenfels-Borau in Sachsen-Anhalt gibt es etwa eine Straße der DSF (Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft) und eine Wilhelm-Pieck-Straße. Von einer Sprecherin der Stadt heißt es gegenüber BILD, der Bürgermeister befürworte eine Umbenennung, richte sich aber nach dem Bürgerwillen. In Jerichow in Sachsen-Anhalt gab es um solche Straßennamen auch schon Ärger: Leninstraße, eine Wilhelm-Pieck-Straße und Thälmannstraße sollten umbenannt werden, die AfD wollte den Prozess aufhalten. Der Fall landete vor dem Oberverwaltungsgericht, dort wurde entschieden: Umbenennung ab Januar.

Was halten Sie von der Umbenennung von Straßen mit Namen aus der DDR-Zeit? Sollten solche Namen aus dem Straßenbild getilgt werden – oder ist es Quatsch? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Zuschriften!