Trotz atheistischem Staatskurs: Weihnachten, das Fest der Liebe, wurde in der DDR in den Familien und Betrieben herzlich gefeiert! Und für viele Ostberliner und ihre Genossen war ein Besuch im Palast der Republik Teil der Vorweihnachtszeit. Ganze Brigaden oder auch Familien kamen in den „Volkspalast“, um hier bei gutem Essen die Feiertage einzuläuten.
Ein Highlight: Die Abendkarte des Palastrestaurants. Ein Blick in die Speisekarte von 1981 zeigt die kulinarischen Vorlieben der DDR-Bürger und bringt längst vergessene Gerichte zurück ins Gedächtnis. Da ist Inspiration für das eigene Weihnachtsessen doch garantiert!
Feiner Auftakt: Die Vorspeisen
Für den ersten Gang ließ man sich nicht lumpen: Roastbeef-Röllchen auf Apfel-Sellerie-Salat für 2,60 Mark – ein Gedicht! Oder vielleicht doch lieber eine Suppe? Die Ochsenschwanzsuppe, charmant „Oxtail clear“ genannt, könnte auch heute noch auf den Tisch. Und für die Abenteuerlustigen gab es gar eine Schildkrötensuppe! Damals ein Highlight, heute eher kurios.
Sogar eine Kraftbrühe mit Pistazienklößchen hatte man im Angebot – ein Gericht, das sich heute ohne Frage auch vegan zubereiten lässt. Also: Experimentierfreudige Weihnachtsköche aufgepasst! Ein Klassiker der DDR-Küche durfte auch nicht fehlen. Würzfleisch im Näpfchen wurde ganz weltgewandt mit einem Fleuron angeboten. Ob wirklich alle Kunden im Arbeiter- und Bauernstaat wussten, dass damit ein zur Garnierung von Speisen verwendetes, ungesüßtes Blätterteigstückchen gemeint ist? Französisch und weltoffen klingt es allemal.

Toasts für den kleinen Hunger gehen immer
Ob vor oder nach dem Festtagsstress – in der DDR und generell in den 70er und 80er Jahren stand man auf Toasts! Da gab es den „Toast Lucullus“ mit Rinderzunge, Geflügelsalat und mariniertem Spargel oder den „Moskwa Toast“ mit Champignon-Rührei und Grillwurst, getoppt mit Ketchup. Noch heute könnte man diese DDR-Klassiker für den Heiligabend zaubern, wenn der Appetit kleiner, die Vorfreude aber umso größer ist.
Hauptspeisen für große Festtage
Weihnachtszeit und Karpfen – das passte damals, wie auch heute noch in manchen Haushalten, perfekt zusammen. Auf der Karte fand sich der „Karpfen blau“ für 8,05 Mark, eine echte DDR-Tradition. Doch auch Fleischliebhaber kamen nicht zu kurz: Die geschmorte Wildkeule mit Früchterahm und Pilzen oder die Kalbshaxe mit Gemüse und Kartoffelbällchen waren für viele der Höhepunkt.
Und natürlich durfte auch das beliebte Schweinesteak mit überbackenem Würzfleisch nicht fehlen. Klassiker wie diese fanden sich das ganze Jahr über in der DDR-Küche und erfreuten sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit.

Grillplatte „Winterabend“ – der Klassiker
Für die richtig hungrigen Gäste gab es das ganze Jahr über die Grillplatte „Winterabend“. Diese Kombination aus Steaks, Leber, Speck, Grillwurst, Pommes und Reis war quasi die DDR-Version eines griechischen „Athen-Tellers“. Schlicht und deftig – genau das Richtige für ein winterliches Schlemmermahl.
Süßes Finale: Desserts mit winterlichem Namen
Zum Abschluss der Festtafel dann noch eine süße Verführung: „Väterchen Frost“ in Form einer Eisroulade, der Eisbecher „Nikolaus“ oder das Ananasflambé „Eiszauber“. Trotz kreativer Namen waren es vor allem die Haselnusscreme und andere einfache Desserts, die für ein glückliches Lächeln sorgten. Den winterlichen Namen konnte man im Frühling dann einfach austauschen.
Südfrüchte wurden in Ostberlin übrigens in einem alten Nazibunker an der Friedrichstraße gelagert. Der ehemalige Reichsbahnbunker Friedrichstraße diente nach dem Krieg als Textillager und wurde ab 1957 als Lagerraum für Trocken- und Südfrüchte aus Kuba durch den „Volkseigenen Betrieb Obst Gemüse Speisekartoffeln“ genutzt. Die Berliner nannten den Bunker „Bananenbunker“. In der Weihnachtszeit wurden dort auch Mandeln gelagert.
Wer so glücklich war, und einige Delikatessen kaufen konnte, hob sie nicht selten bis zu den Feiertagen auf.
Zu Hause kochte man dann die DDR-Klassiker: Kartoffelsalat und Würstchen an Heiligabend, am ersten Feiertag dann Gänsebraten, Klöße und Rotkohl. So näherten sich die Weihnachtstraditionen in Ost und West spätestens Ende der 1980er fast bis zur Ununterscheidbarkeit an. Ein Fest der Liebe, die durch den Magen geht, in Ost und West gleichermaßen. ■