Wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt diese Marke. Man nahm mit ihren Produkten Bilder oder aber auch Musik auf. Sängerin Nina Hagen machte 1974 mit ihrem Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“ die Kult-Marke Orwo unvergessen. Sie hat fast 35 Jahre lang die DDR überlebt. Doch nun droht ihr das Aus. Etwa 250 Jobs sind bedroht.
Filme, Fotopapier, Tonbänder, Musikkassetten – all das wurde in der DDR im VEB Fotochemisches Kombinat Wolfen (Sachsen-Anhalt) hergestellt. Unter dem Namen Orwo, der für Original Wolfen steht. Mit dem Namen sollten auch die Produkte international vermarktet werden, was nur bedingt gelang.
Vor allem wollte man sich so von dem Markennamen Agfa im Westen Deutschlands absetzen. Denn das Berliner Unternehmen Agfa hatte 1909 die Filmfabrik in Wolfen gebaut. Dort wurde in den 30er-Jahren auch der erste Mehrschicht-Farbfilm der Welt entwickelt. Bis 1964 hießen die Filmprodukte aus Wolfen ebenfalls Agfa.

Auf Orwo nahmen die DDR-Bürger alles auf, was ihnen in ihrem Leben wichtig erschien. Hochzeiten und Jugendweihen fotografierte man mit den teuren Orwo-Color-Filmen. Die Hits aus der Westradiosender nahm man auf den auch nicht ganz billigen Audiokassetten oder Tonbändern von Orwo auf. Nicht zu vergessen: Viele Defa-Filme, etwa mit Chef-Indianer Gojko Mitic, wurden ebenfalls auf Orwo-Color gedreht.

Über 15.000 Mitarbeiter arbeiteten zu DDR-Zeiten in der Filmfabrik Wolfen. Nun sind es etwa 250 Frauen und Männer. Und sie stellen auch keine Filme mehr her. Das Unternehmen heißt heute Orwo Net, hat seinen Sitz in Bitterfeld-Wolfen, ist nach eigenen Angaben eines der führenden Foto-Groß-Labore in Deutschland. Es schluckte vor knapp zwei Jahren sogar die Markennamen PixelNet, myFoto und Foto Quelle.
DDR-Kultmarke Orwo überlebte schon einmal eine Insolvenz
Und dennoch musste jetzt Orwo Net die Insolvenz anmelden. Der Hersteller von Fotobüchern leidet Medienberichten zufolge unter sinkender Nachfrage und gestiegenen Kosten. Er erwirtschaftete zwar einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht fuhr Orwo Net aber im Jahr 2023 einen Verlust von über 1,5 Millionen Euro ein.
Nicht nur hohe Energiekosten bringen das Unternehmen in Bedrängnis. Es herrscht ein harter Wettbewerb, etwa als Dienstleister bei Fotoabzügen und Fotobüchern für große Drogerie-Ketten. „Der erbitterte Preiskampf mit Rabattaktionen“ führe „zu sinkenden Umsätzen“, heißt es in dem damaligen Geschäftsbericht.

Der bestellte Insolvenzverwalter Christian Heintze erklärte, der Betrieb werde die Verträge mit seinen Kunden weiterhin uneingeschränkt erfüllen. Auch sollen neue Aufträge angenommen werden. Für die etwa 250 Mitarbeiter seien die Löhne über das sogenannte Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
Vor allem braucht Orwo Net jemanden, der viel Geld in das Unternehmen steckt. Für Armin Schenk (CDU), Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen ist es daher wichtig, jetzt einen Investor zu finden. In der Stadt hofft man, dass dies auch gelingt. Denn die Marke Orwo hat bereits 1997 schon eine drohende Insolvenz überlebt. ■