Dieses Spülmittel stand wahrscheinlich in jeder Küche der DDR. Jeder Ossi weiß: Mit der Schere schnitt man den Schniepel oben an der fit-Flasche ab und schon schäumte es auf Teller und Tasse. „Fit – ohne abzutrocknen“. Der coole Spruch von damals, er gilt auch heute noch, auch wenn die Flasche seit den 2000ern längst einen modernen Verschluss besitzt.
Fit war im DDR-Alltag so gebräuchlich, dass es als Synonym für Spülmittel generell verwendet wurde. So wie im Westen Tempo für Taschentücher. Dass die Marke auch nach der Wende reüssierte und bis heute gern gekauft wird, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit. Jetzt wurde fit mitsamt der Produktion im sächsischen Hirschfelde an einen spanischen Konzern verkauft - und schreibt damit ein neues Kapitel in einer spannenden Spüli-Geschichte. Denn was kaum einer weiß: fit wird auch in so manchem kriminaltechnischen Labor genutzt. Doch dazu später mehr.

Die fit-Geschichte beginnt zunächst 1954 im heutigen Chemnitz. Der VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt meldet 1954 den Markennamen fit-flüssig an. Ein Jahr später kommt dann das fit-Spülmittel auf den Markt. Damals war die Flüssigseife noch gelb.
Seit 1967 wird fit dann in der neu gebauten Produktionsanlage in Hirschfelde bei Zittau hergestellt. Auch heute noch wird es hier produziert. Die unverkennbare Flasche, deren Form an den Roten Turm in Chemnitz angelehnt ist, gibt es ebenfalls seit 1967. Fit beginnt nun seinen Siegeszug durch die Küchen der DDR.

Und auch nach dem Verkauf an die Spanier soll der traditionsreiche Standort in Zittau Hirschfelde erhalten bleiben. Mittlerweile gehören die Produktionsanlagen des Unternehmens zu den europaweit modernsten der Branche.
Das war nicht immer so. Zunächst wird der Betrieb in den 1970er Jahren in das Leuna-Kombinat „Walter Ulbricht“ integriert. Die Produktion des Spülmittels läuft weiter bis zur Wende. Doch der Fall der Mauer ist eine Zäsur für fit. Im Westen kennt das Spülmittel keiner, der Absatz sinkt, denn die westdeutschen Supermarktketten haben das Spüli des Ostens nicht in den Regalen gelistet.
Fit-Verkauf direkt vom Lastwagen
Die Menschen im Osten sollen lieber Pril, Domestos oder Frosch kaufen. Bis die Werksleiter in Hirschfelde auf eine geniale Idee kommen. „Statt aufzugeben, wurden LKWs mit fit-Produkten beladen und vor den Einkaufsmärkten von der Ladefläche aus verkauft. Die Rechnung ging auf. Die Umsätze der westdeutschen Markenspüler brachen ein, der Weg zurück in die Supermärkte war geebnet“, heißt es in der Chronik des Unternehmens.

Die finanzielle Situation jedoch blieb kritisch, bis 1993, der promovierte Chemiker Dr. Wolfgang Groß das Werk von der Treuhand kaufte und die heutige fit GmbH gründete. Die Geschichte bewahren und in die neue Zeit führen, das war seine Vision.
Alte DDR-Marke wird wiederbelebt
Wolfgang Groß machte die Marke fit wieder groß. Andere Produkte, wie etwa das zweite DDR-Spülmittel Otroc, das im selben Werk in Hirschfelde hergestellt worden war, gerieten dagegen in Vergessenheit. Fit aber hatte weiter Erfolg. Unter anderem auch bei Kriminologen.
Das ist einer besonderen chemischen Eigenschaft zuzuschreiben: Das DDR-Spülmittel erhöht nämlich die Chemolumineszenz. Diesen Verstärkungseffekt nutzen Kriminaltechniker beim Nachweis von verwischten, für das menschliche Auge unsichtbaren Blutspuren.
Fit war in Fachkreisen so berühmt für diesen Effekt, dass man sich zur Wendezeit mit großen Mengen fit eindeckte und sparsam mit dem DDR-Spüli umging. 2006 wies eine Forschergruppe um Mark Benecke jedoch nach, dass auch „neues“ Fit diesen Effekt zeigt.
Fit für die Zukunft
In den letzten Jahrzehnten kaufte fit eine alte Westmarke nach der anderen auf. Heute gehören Marken wie Rei in der Tube, Kuschelweich, Sunil und die Kosmetikmarke Fenjal zum fit-Imperium. Die Umsatzzahlen bei fit haben sich bis heute mehr als verzwanzigfacht.
Schon länger war bekannt, dass der bisherige Eigentümer Wolfgang Groß aus Altersgründen das Unternehmen verkaufen will. Nun geht bei fit die Ära Groß tatsächlich zu Ende. Im selben Jahr, in dem Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt ist, verkaufte der Retter nach der Wende das Unternehmen an die spanische BlueSun-Gruppe.
Villariba in Chemnitz, wenn das kein Grund zur Freude ist. Die Entscheidung für BlueSun, ebenfalls ein Hersteller von Reinigungs- und Pflegeprodukten, sei nach vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Interessenten gefallen, hieß es vom Unternehmen. Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Fit GmbH solle aber als eigenständiges Unternehmen in der Gruppe erhalten bleiben.
Spülen sie in Spanien auch bald mit fit?
Ebenso der Standort im sächsischen Hirschfelde bei Zittau. Die Arbeitsplätze und die vertrauten Unternehmensstrukturen bleiben erhalten, teilte die Fit GmbH mit. Sie hat nach eigenen Angaben rund 290 Beschäftigte und erzielte 2024 einen Jahresumsatz von 377 Millionen Euro. Mit dem neuen Eigentümer sollen neue Märkte erschlossen werden. Fit sei vor allem in Deutschland und angrenzenden Ländern stark vertreten, BlueSun, das mehr als 500 Mitarbeiter hat, in Südeuropa, Frankreich, den Benelux-Ländern, dem Vereinigten Königreich sowie Nordeuropa. Künftig, so die Hoffnung, könnten auch die Marken von Fit dort verstärkt Fuß fassen.