'Politik will mehr Tempo

Hammer um die Simson: Knattern bald alle DDR-Mopeds mit 60 km/h?

Schwalbe, Sperber und Co. waren schon zu DDR-Zeiten Kult – und sind es noch heute. Bald könnten sie etwas schneller durch Deutschland knattern.

Author - Florian Thalmann
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Die Mopeds der Marke Simson aus Thüringen sind Kult. Bald könnten die Fahrer der Zweitakter mit etwas mehr Tempo auf den Straßen unteerwegs sein.
Die Mopeds der Marke Simson aus Thüringen sind Kult. Bald könnten die Fahrer der Zweitakter mit etwas mehr Tempo auf den Straßen unteerwegs sein.Future Image/imago

Sie waren schon in der DDR Kult, knattern auch heute noch über Deutschlands Straßen – inzwischen in Ost und West. Und doch ist Simson nicht gleich Simson! Die kultige Moped-Marke aus Suhl in Thüringen – dazu gehören Simson-Gefährte wie die Schwalbe, der Sperber und Co. – fahren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Die einen sind mit 60 Kilometern pro Stunde unterwegs, andere dürfen nur 45 Kilometer pro Stunde fahren. Doch das soll sich jetzt ändern – zuerst in Thüringen, später auch in ganz Deutschland.

Nur in der DDR zugelassene Mopeds von Simson dürfen 60 km/h fahren

Grund für die besondere Regelung ist ein Passus im Einigungsvertrag. Dort heißt es, dass ein Simson-Moped in Deutschland mit 60 Kilometern pro Stunde fahren darf, wenn es vor dem 28. Februar 1992 in der DDR oder der Bundesrepublik zugelassen wurde. Damit sollten die DDR-Mopeds den bundesdeutschen Kleinkrafträdern gleichgestellt werden. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Reimporte der Fahrzeuge sind von der Regelung ausgenommen, dürfen noch immer nur mit 45 Kilometern pro Stunde fahren.

Landtag und Landesregierung möchten das nun ändern, zunächst in Thüringen - möglichst auch bundesweit. „Simson ist Thüringen, Simson ist Freiheit auf zwei Rädern, Simson ist ein Lebensgefühl“, sagte Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) schon vor Tagen in einer Debatte im Landtag in Erfurt. „Simson-Fahren wollen wir bezahlbar und rechtssicher machen.“ Das Problem: Wollen Simson-Fahrer nur Fahrzeuge mit 60 Kilometern pro Stunde, erhöht sich auch der Schwarzmarktpreis. Reimporte können aber das Angebot auf dem Fahrzeugmarkt erhöhen.

Jugendliche mit ihren Mopeds nach ihrem Einsatz während der Kartoffelernte der LPG Dahme. Schon zu DDr-Zeiten waren die Mopeds von Simson Kult.
Jugendliche mit ihren Mopeds nach ihrem Einsatz während der Kartoffelernte der LPG Dahme. Schon zu DDr-Zeiten waren die Mopeds von Simson Kult.imago/Werner Schulze

Simson-Kult: Alle Mopeds aus Suhl sollen bald 60 Kilometer pro Stunde fahren

Laut Thüringens Verkehrsminister Steffen Schütz (BSW) sei man mit der Bundesregierung im Gespräch. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle in Suhl gebauten Mopeds mit 60 gefahren werden können.“ Ob Reimport oder nicht: Alle Simson-Mopeds sollen also bald mit 60 Kilometern pro Stunde durch die Gegend knattern dürfen. Die Mopeds sind noch immer beliebt, obwohl die Produktion schon vor Jahren eingestellt wurde. Nur eine kleine Nachfolgeproduktion gab es noch, deren Ende kam im Jahr 2002.

Insgesamt wurden in Suhl mehr als 6 Millionen Kleinkrafträder hergestellt. Exportiert wurden sie unter anderem nach Ungarn und Bulgarien. Falls nun auch ehemals exportierte Fahrzeuge mit 60 Kilometern pro Stunde fahren dürften, würde das sicher viele Fans der Zweitakter freuen. Dazu gehört übrigens auch der eine oder andere Politiker: Der CDU-Abgeordnete Niklas Waßmann bezeichnete das typische Knattern der Simson im Erfurter Landtag als „Geräusch der Jugend“, der Linke-Abgeordnete Andreas Schubert sprach von einer „Ikone aus Thüringen“.