Enthüllt!

„Das klingende Sonntagsrätsel“: DDR-Stasi beobachtete Hans Rosenthal

Neue Akten enthüllen: Die Stasi hatte TV-Legende Hans Rosenthal im Visier – wegen RIAS, Postfach-Tricks und Briefen aus der DDR.

Author - Florian Thalmann
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Hans Rosenthal moderierte auch die populäre Quizsendung „Rate mal mit Rosenthal“.
Hans Rosenthal moderierte auch die populäre Quizsendung „Rate mal mit Rosenthal“.United Archives/Imago

Er war einer der ganz großen Entertainer im Deutschen Fernsehen, zog mit seiner Rateshow „Dalli Dalli“ und mit „Rate mal mit Rosenthal“ die Massen vor die Fernseher. Die Sendungen von Hans Rosenthal sind ein Stück TV-Geschichte, er selbst eine Legende. Nun kommt heraus: Auch der Geheimdienst der DDR interessierte sich für den West-Promi. Der Grund: Ein Aufruf an die Zuschauer – und ein mysteriöses Postfach!

Darum interessierte sich die Stasi in der DDR für Hans Rosenthal

Unterlagen, die auf Anfrage von BILD jetzt von der Stasi-Unterlagenbehörde veröffentlicht wurden, zeigen das besondere Kapitel der Stasi-Geschichte: Das Ministerium für Staatssicherheit hatte tatsächlich TV-Star Hans Rosenthal im Blick. Der Grund ist skurril: Hans Rosenthal arbeitete beim Radiosender RIAS, dem „Rundfunk im amerikanischen Sektor“. Der Sender saß in West-Berlin, man konnte die Sendungen aber beinahe in der gesamten DDR empfangen.

Ab 1965 gab es hier auch die Sendung „Das klingende Sonntagsrätsel“ – die Lösung des Rätsels konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer per Post an den Sender schicken. Das versuchten natürlich auch zahlreiche Menschen aus der DDR. Die Stasi fing die Briefe allerdings ab. Der Sender versuchte es mit einem Trick, entwickelte immer neue Deckadressen – und genau das rief den Geheimdienst auf den Plan.

Hans Rosenthal moderierte unter anderem die Show „Dalli Dalli“. Sogar die Stasi hatte den Fernseh-Star im Visier.
Hans Rosenthal moderierte unter anderem die Show „Dalli Dalli“. Sogar die Stasi hatte den Fernseh-Star im Visier.Istvan Bajzat/dpa

Denn man wurde aufmerksam, dass etliche Bürger des Bezirkes Neubrandenburg an eine Adresse Briefe schickten – „Hans Rosenthal, 01 Berlin 62, Postfach 500“. Ein Stasi-Major fragte nun nach einer Bestätigung, ob es sich wirklich um eine Deckadresse des Senders RIAS handelte. Denn: Man habe „die operative Bearbeitung des Personenkreises aufgenommen“, hieß es.

Stasi wollte wissen, ob Hans Rosenthal Mitarbeiter bei RIAS ist

Wissen wollte er, ob der genannte Mitarbeiter (Hans Rosenthal) Mitarbeiter des Senders RIAS und an der Gestaltung des Sonntagsrätsels beteiligt sei. Außerdem brauchte er Informationen über den „Charakter der Sendungen“ und „Personalien und genaue Anschrift des Rosenthal und wenn möglich, eine Einschätzung zur Person“.

„Hans Rosenthal geriet ins Visier der DDR-Staatssicherheit, weil er seit 1948 beim RIAS arbeitete, den die Geheimpolizei als Spionageorganisation eingestuft hatte“, sagte Professorin Daniela Münkel, Forschungsleiterin im Stasi-Unterlagen-Archiv, gegenüber BILD. „Auch nach seiner Tätigkeit beim RIAS blieb Hans Rosenthal weiter unter Beobachtung der Stasi.“ Verschiedene Informationen über ihn wurden gesammelt, unter anderem über sein Engagement in der jüdischen Gemeinde in West-Berlin und seine Einreisen in die DDR. Nach seinem Tod im Jahr 1987 wurde ein Löschvermerk erfasst – laut BILD wurden offensichtlich Unterlagen zu Rosenthal vernichtet.