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Darum war Silvester in der DDR für viele schöner als heute

Viele Ostdeutsche erinnern sich an Silvester in der DDR und finden es schöner als heute Das sind die Gründe und die spannendsten Erinnerungen

Author - Florian Thalmann
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Auch in der DDR wurde Silvester gefeiert. Doch riesige Feuerwerksbatterien brauchte man dafür nicht.
Auch in der DDR wurde Silvester gefeiert. Doch riesige Feuerwerksbatterien brauchte man dafür nicht.Serienlicht/imago, NBL Bildarchiv/imago (Montage: KI, BK)

Seit Montag liegen Böller und Raketen in den Geschäften in ganz Deutschland, der Run auf das Feuerwerk hat begonnen. Und: Es wird so viel geböllert, dass sogar über ein Verbot diskutiert wird. Lange Schlangen vor den einschlägigen Discounterfilialen am frühen Morgen – das erinnert viele an die DDR-Zeit. Damals war das Feuerwerksangebot nicht so groß, Kracher und anderes Feuerwerk wurde nur über Drogerien verkauft. Und trotzdem fanden viele den Jahreswechsel in der DDR-Zeit schöner. Die Gründe dürften überraschen.

War Silvester in der DDR besser als heute?

Höher, schneller, lauter – das gilt heute auch zu Silvester. Immer mehr Feuerwerk muss es sein, immer größer werden die Partys. Doch in den sozialen Netzwerken wird auch darüber diskutiert, ob Silvester zu DDR-Zeiten schöner war. Der Grund: Auf einer Wissensseite auf Facebook wird der Unterschied zwischen dem heutigen Silvester und dem Jahreswechsel in der DDR zum Thema gemacht. „Silvester war kein Wettlauf um das teuerste Feuerwerk“, heißt es dort. „Es war ein Abend, an dem die Straßen dunkel waren – aber die Küchen hell.“

Während man sich in Städten wie Berlin heute kaum noch auf die Straße trauen kann, weil zu viele Böllerchaoten unterwegs sind und die Polizei nur mit hoher Präsenz gegen die Krawallmacher ankommt, habe man sich früher eher zurückgezogen. „Man lachte, spielte Spiele, teilte Berliner… und niemand hätte gedacht, dass man mehr braucht, um glücklich zu sein“, heißt es auf der Facebook-Seite. „Man zündete ein paar kleine Knaller an, rannte lachend weg und fühlte sich wie der König der Straße.“

Auch in der DDR gab es Feuerwerk - die Auswahl war aber lange nicht so groß wie heute.
Auch in der DDR gab es Feuerwerk - die Auswahl war aber lange nicht so groß wie heute.HärtelPress/imago

Der Post löst Diskussionen aus – und weckt bei vielen Menschen, die im Osten aufwuchsen, Erinnerungen an Silvester in der DDR. „Zu meiner Jugendzeit in der DDR wurde meist zu Silvester tanzen und feiern gegangen“, schreibt eine Frau. „Über ein riesiges Feuerwerk wurde gar nicht so nachgedacht.“ In einem anderen Kommentar heißt es, es habe damals nicht so viel Feuerwerk gegeben. „Man musste lange anstehen in der Drogerie für die Silvesterknaller“, schreibt ein Nutzer.

Nachbarn trafen sich um Mitternacht auf der Straße

Für ihn war nicht unbedingt schlecht, dass es damals nicht so viel gab. „Die Leute haben gemeinsam, meist die Hausgemeinschaft, zusammen gefeiert. Und es musste nicht das größte und beste Feuerwerk sein.“ Es habe genug Essen und Trinken gegeben, und das Zusammensein sei wichtiger gewesen. Eine Frau schreibt: „Bei uns war es auch so. Knaller gabs bei uns eh nicht, dafür hätten meine Eltern kein Geld ausgegeben. Dafür aber Gemütlichkeit, Spiele, Besuch von Verwandten und Freunden und Mutters Glühpunsch und Wunderkerzen.“ Dann habe man sich auf der Straße getroffen, Nachbarn hätten sich ein frohes neues Jahr gewünscht.

In der DDR wusste man, wie man feiert: Da wurde kurzerhand auch Musik mit Topfdeckeln gemacht. Das Foto entstand auf einer Silvesterfeier in den 70er-Jahren.
In der DDR wusste man, wie man feiert: Da wurde kurzerhand auch Musik mit Topfdeckeln gemacht. Das Foto entstand auf einer Silvesterfeier in den 70er-Jahren.Serienlicht/imago

Eine Frau schreibt: „Ein paar Wunderkerzen haben uns schon glücklich gemacht und die ganze Nachbarschaft war auf der Straße! Was ist nur passiert, dass wir diese gemütlichen einfachen Traditionen nicht mehr erleben?“ Doch es gibt auch Menschen, die widersprechen – und klarstellen, dass auch zu DDR-Zeiten Wert auf Feuerwerk gelegt wurde. Denn natürlich gab es auch in der DDR Knaller und Raketen, hergestellt in mehreren VEB, unter anderem in Silberhütte im Harz.

Schlangen vor Knaller-Geschäften waren auch in der DDR lang

„Es gab nicht viele Geschäfte, wo man Raketen und Knaller kaufen konnte, aber die Schlange vor dem Geschäft war lang“, erinnert sich eine Frau. „Teilweise haben sich die ersten schon am späten Abend oder in der Nacht angestellt, um an das geliebte Feuerwerk zu kommen.“ Und einer schreibt, dass um Mitternacht alle Nachbarn auf die Straße gingen. „Jeder hatte etwas und zusammen hatten wir viel. Es war immer ein riesiges, helles und farbenfrohes Ereignis.“

Welche Erinnerungen haben Sie an Silvester in der DDR? Schicken Sie uns Ihre Anekdoten per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!