Rudolf Kroboth hatte viele Fans

DDR-Klassiker „Tip des Fischkochs“: Was wurde aus Koch Rudolf Kroboth?

Zwölf Jahre lang lief der „Tip des Fischkochs“ am Vorabend im DDR-Fernsehen. Wir erzählen die irre Geschichte hinter der beliebten Sendung.

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Rudolf Kroboth wurde als Fischkoch im Fernsehen der DDR bekannt - er hatte eine Vorabend-Sendung, die nur fünf Minuten dauerte, aber vielen gut gefiel.
Rudolf Kroboth wurde als Fischkoch im Fernsehen der DDR bekannt - er hatte eine Vorabend-Sendung, die nur fünf Minuten dauerte, aber vielen gut gefiel.Kurt Schwarz

Vor ein paar Tagen haben wir uns im KURIER an den wohl berühmtesten Koch des DDR-Fernsehens erinnert – Kurt Drummer war es, der jahrelang mit seiner Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ die Zuschauerinnen und Zuschauer verzückte. Doch er war nicht der einzige bekannte Koch, der in der DDR über die Mattscheiben flimmerte. Kennen Sie noch seinen Kollegen Rudolf Kroboth? Vielleicht sagt Ihnen der Name nichts. Ein Tipp: Man kannte ihn als Fischkoch! Richtig: Der Küchenmeister moderierte die Sendung „Tip des Fischkochs“ – und begeisterte nicht nur die Zuschauer, sondern auch das Fischkombinat Rostock. Die irre Geschichte der Fisch-Show.

Der „Tip des Fischkochs“ von Rudolf Kroboth ist eine Besonderheit der TV-Geschichte

Die Geschichte hinter der Sendung „Tip des Fischkochs“ mit Rudolf Kroboth ist wirklich eine Besonderheit der TV-Historie. Denn während heute Fernseh-Produktionsfirmen neue Formate ausknobeln und diese umsetzen, steckte hinter der Fisch-Sendung im Fernsehen der DDR etwas ganz anderes. Sie entstand nicht, weil Kroboth ein berühmter Koch war, den man ins Fernsehen bringen wollte. Sondern: Weil man dringend Dosenfisch verkaufen musste! Im Jahr 1960 kam nämlich eine riesige Ladung Strömlinge in Tomatensoße aus der Sowjetunion im Rostocker Hafen an.

Es gab nur ein Problem: Niemand wollte den Dosenfisch in den Geschäften der DDR kaufen, weil kaum einer die kyrillische Aufschrift auf den Dosen lesen konnte. Da kam Rudolf Kroboth ins Spiel: Er arbeitete damals als Werbeleiter beim Fischkombinat Rostock. Im Fernsehen der DDR zeigte er daraufhin Rezepte, bei denen die Fische aus der Dose verarbeitet wurden. Der Effekt: Plötzlich ließen sich die Fische viel besser verkaufen. Der Koch machte in der Sendung „Tip des Fischkochs“ also nicht nur die Zuschauer glücklich und inspirierte sie, etwas Neues zu probieren – sondern er beglückte auch die Fischwirtschaft der DDR. Übrigens: Überliefert ist, dass sogar Walter Ulbricht, damals Staatsratsvorsitzender der DDR, die Sendung unterstützte. Er sei, heißt es, selbst ein begeisterter Fisch-Esser gewesen.

Die TV-Sendung „Tip des Fischkochs“ wurde zum großen Erfolg, lieg nach der ersten Ausstrahlung satte 12 Jahre. Die Sendezeit: Dienstagabend, kurz vor dem Sandmännchen. Jede Episode von „Tip des Fischkochs“ ging aber nur fünf Minuten – und enthielt Tipps, was man aus frischem Fisch oder entsprechenden Konserven zubereiten kann. Was genau auf den Tisch kam, entschieden die Macher – je nachdem, was gerade im Handel erhältlich war. Das bestätigte auch Rainer Kroboth, der Sohn von Rudolf Kroboth: Als sein Vater 1970 erkrankte, übernahm er die Sendung. „Wenn gerade die Kühlhallen mit Barsch überfüllt waren, mussten wir in den nächsten Sendungen die Barsche anpreisen. Damit sie die loswerden.“

Neben dem „Tip des Fischkochs“ gab es noch die Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ mit Kurt Drummer.
Neben dem „Tip des Fischkochs“ gab es noch die Sendung „Der Fernsehkoch empfiehlt“ mit Kurt Drummer.HärtelPress/imago

Ob Rudolf Kroboth damit rechnete, irgendwann zu den berühmtesten Fernsehköchen der DDR zu gehören? Seine Karriere begann eigentlich anders: Er arbeitete vor seinem Einstieg im Fischhandel als Spielzeugmacher und als Leiter eines Landwarenhauses in der Oberlausitz. Allerdings lag ihm das Kochen im Blut: Er stand leidenschaftlich am Herd, sammelte Berichten zufolge Kochbücher.

Im Jahr 1972 wurde der „Tip des Fischkochs“ trotz großem Erfolg abgesetzt

Doch im Jahr 1972 wurde die Sendung trotz großem Erfolg abgesetzt. Der Grund war auch hier ein wirtschaftlicher: In dem Jahr wurden die Fischereirechte neu vergeben – und die DDR konnte das Geld nicht aufbringen, um in fremden Gewässern zu fischen. Die Folge: Der wenige Fisch, der im Land blieb, verkaufte sich auch ohne „Tip des Fischkochs“. „Das Geld für Fischereirechte fehlte und das Ministerium war der Meinung, die wenigen verbliebenen Fische auch ohne ‚Werbung‘ loszuwerden“, erklärte Rainer Kroboth.

Für „Fischkoch“ Kroboth war das aber nicht das Ende seiner fischigen Karriere: Er kümmerte sich ab 1973 um die Gaststätten-Kette „Gastmahl des Meeres“, an die sich viele DDR-Bürger noch erinnern dürften. 1966 wurde das erste Lokal dieser Art in Weimar eröffnet, danach trat die Kette den Siegeszug durch die DDR auch. Auch in Berlin gab es eine Filiale, weitere befanden sich in Rostock, Magdeburg, Gera, Dresden und Jena. 33 Lokale gab es am Ende. Das Ende der DDR erlebte Rudolf Kroboth allerdings nicht: Er starb im Jahr 1986. ■