Das Fernsehen der DDR hatte zahlreiche Perlen zu bieten, die heute allerdings beinahe vergessen sind – nur wer gezielt danach sucht, wird sie finden. Und vielleicht völlig neu entdecken. Wir haben einen Tipp für sie: Nutzen Sie doch das Wochenende, um mal einen Blick auf „Zahn um Zahn“ zu werfen! Erinnern Sie sich noch an die DDR-Produktion? Die besondere Arztserie spielt dort, wo sich nur die wenigsten Menschen wohlfühlen: in einer Zahnarztpraxis. Doch: Die Zuschauer des DDR-Fernsehens fühlten sich in der Praxis von Dr. Alexander Wittkugel pudelwohl! Gleich drei Staffeln wurden wegen des großen Erfolgs produziert. Wir erinnern an die besondere Serie aus der DDR – und verraten, was aus den Serien-Lieblingen von damals wurde.
Erinnern Sie sich an die DDR-Serie „Zahn um Zahn“ mit Dr. Wittkugel und Häppchen?
Insgesamt 21 Folgen der Serie „Zahn um Zahn“ erblickten im Fernsehen der DDR das Licht der Welt – sieben pro Staffel. Und das hatte einen Grund: Viele Zuschauer liebten die Geschichten aus der Praxis von Dr. Alexander Wittkugel! Die Story: Der Zahnarzt betreibt die Zahnarztpraxis, in der an seiner Seite die Sprechstundenhilfe Victoria Happmeyer – genannt „Häppchen“ – und der Zahntechnikermeister Opitz arbeiten. Dr. Alexander Wittkugel (gespielt von Alfred Struwe) tritt allerdings gern von einem Fettnäpfchen ins nächste – vor allem „Häppchen“ (Helga Piur) muss ihm helfen, die Dinge, die schiefgelaufen sind, wieder in Ordnung zu bringen.
Die Folgen von „Zahn um Zahn“ beleuchteten den Alltag in der Praxis – und das mit reichlich Drama, aber auch Situationskomik. In der dritten Episode der ersten Staffel – sie trug den Titel „Ein besonderer Tag“ – ging es etwa um eine hochschwangere Patientin, deren Wehen in der Praxis einsetzten. „Häppchen“ und Zahntechnikermeister Opitz müssen Geburtshilfe leisten – und im Wartezimmer wird darüber spekuliert, was genau in der Praxis gerade passiert. In „Eigenes Leid“ (Staffel 1, Episode 5) hat Dr. Alexander Wittkugel selbst Zahnschmerzen – Dumm nur, dass er Angst vor dem Zahnarzt hat. Deshalb greift er zur Flasche…

Die besonderen Geschichten aus der Zahnarztpraxis – sie gefielen den Zuschauern des DDR-Fernsehens richtig gut. Die Folge: Zwar war die Serie „Zahn um Zahn“ eigentlich nur auf eine Dauer von sieben Folgen angelegt, doch zwei weitere Staffel folgen. Erstmals lief „Zahn um Zahn“ von Mai bis Juni 1985 im Ersten Programm des DDR-Fernsehens – die zweite Staffel folgte im August und September 1986, die dritte im Januar und Februar 1988. Mit der letzte Folge „Finale“ endete die Sendung dann allerdings endgültig. Gezeigt wurde sie trotzdem auch weiterhin: 1989 wurden die 21 Episoden, die jeweils eine Stunde lang waren, zu insgesamt 43 halbstündigen Episoden zurechtgestutzt – diese wurden dann ab November um 19 Uhr vor der „Aktuellen Kamera“ ausgestrahlt. Die Ursprungs-Version lief auch nach der Wende noch, etwa beim MDR.
Dr. Wittkugel und Häppchen: Das wurde aus den Stars der DDR-Serie „Zahn um Zahn“
Und was wurde aus den Stars? Der größte Hit war die Serie „Zahn um Zahn“ sicher für Alfred Struwe, der die Rolle des Dr. Alexander Wittkugel übernahm. Als die Zahnarzt-Serie gedreht wurde, hatte er einen großen Teil seiner Karriere bereits hinter sich, doch die Zuschauer liebten ihn und Wittkugel. Er wurde 1927 geboren – und absolvierte nach dem Zweiten Weltkrieg, wo er noch in den letzten Kriegstagen in den Kampf geschickt wurde, eine Ausbildung bei der Polizei.
Nebenher spielte er bei Laien-Theatern, weil er – gegen den Willen seines Vaters – unbedingt Schauspieler werden wollte. Der erste Auftritt im Film kam im DEFA-Streifen „Leuchtfeuer“ im Jahr 1954. Es folgten zahlreiche Auftritte vor der Kamera, unter anderem im „Polizeiruf 110“ und Filmen wie „Anton der Zauberer“, „Der ungebetene Gast“ und „Frühstück im Bett“. Auch nach dem Erfolg von „Zahn um Zahn“ stand Struwe noch auf der Bühne – doch 1998 starb er nach langer Krankheit an den Folgen einer Lungenentzündung.
DDR-Star Helga Piur spielte in „Zahn um Zahn“ die Sprechstundenhilfe Häppchen
An seiner Seite spielte Helga Piur die Sprechstundenhilfe „Häppchen“ in „Zahn um Zahn“ – sie erlebte mit der Serie im Fernsehen der DDR ihren großen Durchbruch, obwohl sie zuvor bereits an zahlreichen Produktionen mitgewirkt hatte. 1986 und 1987 wurde die Schauspielerin von den Zuschauern des DDR-Fernsehens sogar zum Publikumsliebling gewählt. Und auch nach der Wende gelang ihr ein großer Hit: In der jährlich ausgestrahlten Show „Fröhliche Weihnachten mit Frank“ spielte sie an der Seite von Schlager-Star Frank Schöbel die Rolle der Frau Rolle, bescherte unzähligen Familien in ganz Deutschland jedes Jahr einen wunderschönen Heiligabend.

Die letzte Episode lief – ganz zum Leidwesen vieler Fans – im Jahr 2019. Die Schauspielerin feierte erst im Juli ihren 85. Geburtstag, legt heute in Fredersdorf-Vogelsdorf – und wird für „Zahn um Zahn“ noch heute bejubelt. „Wir haben die Menschen glücklich gemacht. Das macht mich im Rückblick schon stolz“, sagte sie 2021 in einem Interview mit der „SuperIllu“. „Gerade wurde ja auch ,Zahn um Zahn‘ wiederholt. Wenn ich beim Einkaufen darauf angesprochen werde, dann ist das einfach schön.“
Zu den Stars der Serie gehörten außerdem Victor Deiß, der den Zahntechnikermeister Opitz spielte – er war außerhalb von „Zahn um Zahn“ auch in Fernsehserien wie „Immer wieder Sonntag“, „Polizeiruf 110“ und „Mama ist unmöglich“ zu sehen. Zahlreiche andere Schauspielerinnen und Schauspieler wirkten in Nebenrollen mit – so stand Stefan Lisewski, den viele unter anderem als Riese aus der Serie „Spuk unterm Riesenrad“ kennen, als Stadtbezirksrat Albrecht vor der Kamera – und Horst Krause, der als Polizeihauptmeister Krause im „Polizeiruf 110“ berühmt wurde, wirkte ebenso mit wie Karsten Speck, für den „Zahn um Zahn“ sogar die erste Serien-Rolle war. Übrigens: Wenn Sie mal wieder einen Blick auf die Serie werfen wollen – beim Online-Video-Portal „Youtube“ sind einige Episoden zu sehen. ■