Alle liebten die Sendung

Kennen Sie „Porträt per Telefon“? DDR-TV-Legende wurde böse entsorgt!

Die Sendung mit Heinz Florian Oertel wurde im Fernsehen der DDR zum Mega-Erfolg – insgesamt 254 Folgen wurden ausgestrahlt. Doch das Ende war bitter.

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Heinz Florian Oertel moderierte die berühmte DDR-Sendung „Porträt per Telefon“.
Heinz Florian Oertel moderierte die berühmte DDR-Sendung „Porträt per Telefon“.Youtube

Viele TV-Sendungen der DDR wurde im Laufe der Zeit zu echten Legenden – umso trauriger fiel für viele Menschen der Abschied aus, als ihre Fernseh-Lieblinge zur Wende plötzlich von der Mattscheibe verschwanden. Es ist auch ein Schicksal, das eine der erfolgreichsten TV-Shows der DDR-Zeit ereilte: Erinnern Sie sich noch an „Porträt per Telefon“? Diese Sendung, die über Jahrzehnte in Form etlicher Folgen gesendet wurde, war DIE Talk-Show der DDR! Heinz Florian Oertel stellte hier Prominenten die Fragen – und die kamen von den Zuschauern. Ein Konzept, das zum Erfolg wurde. Zur Wende landete die Show auf dem Müll, im wahrsten Sinne des Wortes.

„Porträt per Telefon“ wurde im DDR-Fernsehen zum Erfolg – 254 Folgen wurden gesendet!

Interviews mit Prominenten sind noch heute von großem Interesse – Sendungen wie die „NDR Talkshow“ und „Riverboat“ profitieren davon, auch Podcasts mit Star-Interviews haben Millionen Hörer. Die DDR ging noch einen Schritt weiter: Bei „Porträt per Telefon“ gab es mit Moderator Heinz Florian Oertel zwar einen Profi-Moderator. Die Fragen, die den Stars in der Live-Show gestellt wurden, wurden aber von den Zuschauern eingereicht. Ein besonderes Konzept, das im Fernsehen der DDR zu einem echten Hit wurde. Die Sendung „Porträt per Telefon“ kam auf insgesamt 254 Folgen!

Die erste Folge lief bereits am 28. Oktober 1969 um 20 Uhr im 2. Programm des Deutschen Fernseh-Funk, dem Fernsehen der DDR. Sie trug zuerst einen anderen Namen, nämlich „Porträt ohne Titel“. In der ersten Folge war Werner Klemke zu Gast, ein berühmter Grafiker aus Weißensee, der unter anderem zahlreiche Kinderbücher gestaltete, darunter „Hirsch Heinrich“ und „Das Wolkenschaf“. Auch die Regie war prominent besetzt: Für die Sendung verantwortlich war Karlgerhard Seher – er gehörte später auch zu den Machern von TV-Erfolgen wie „Ein Kessel Buntes“.

Sänger Jochen Kowalski war 1989 bei Porträt per Telefon mit Heinz Florian Oertel im DDR-Fernsehen zu Gast.
Sänger Jochen Kowalski war 1989 bei Porträt per Telefon mit Heinz Florian Oertel im DDR-Fernsehen zu Gast.Youtube

Die zweite Sendung wurde dann bereits in „Porträt per Telefon“ umbenannt. Die Show mit Heinz Florian Oertel wechselte mehrfach den Sendeplatz – und wurde bis 1990 auch verkürzt: Ursprünglich war sie 60 Minuten lang, später nur noch 45. Eines blieb aber immer gleich: Die Zuschauer waren eine wichtige Komponente des Erfolgs. Denn: Sie konnten vorab per Post oder per Telefon in der Sendung Fragen einreichen, die den Stars dann gestellt wurden. Im Studio von „Porträt per Telefon“ gab es mehrere Telefonkabinen mit Mitarbeitern – sie schrieben die Fragen auf, gaben sie an den Moderator weiter.

Die Zuschauer konnten bei „Porträt per Telefon“ anrufen und ihre Fragen stellen

Wenn Sie die Sendung damals gesehen haben: Erinnern Sie sich noch an die Telefonnummer, die man wählen musste, um bei „Porträt per Telefon“ zu landen? Anfangs lautete die Nummer bei „Porträt per Telefon“ – so ist es dokumentiert – eine Berliner Telefonnummer mit der Durchwahl 67 23 23. 1973 wurde sie erweitert – auf die 6 76 23 23. Ab 1986 fiel sie dann wieder etwas kürzer aus – und wurde auf 67 14 zusammengestrichen.

Wer durchkam, konnte seine Fragen stellen – an die Promis, die im Studio zu Gast waren. Die Liste der Stars, die im Laufe der Sendezeit zu Gast waren, liest sich wie das „Who is who“ der DDR. Ob Journalist Karl-Eduard von Schnitzler, DDR-Star Willi Schwabe aus „Willi Schwabes Rumpelkammer“, Eis-Star Katarina Witt, Komikerin Helga Hahnemann oder Schauspielerin Agnes Kraus: Sie alle saßen bei Heinz Florian Oertel und beantworteten in „Porträt per Telefon“ die Fragen der Zuschauer des DDR-Fernsehens.

Besonders bitter ist aber das Schicksal, das die Show ereilte: Sie wurde, wie viele erfolgreiche Sendungen aus dem Fernsehen der DDR, mit der Wende und der Abwicklung des DDR-Fernsehens abgesetzt. Das bedeutete übrigens auch das Ende eines echten TV-Reliktes: Im Studio von „Porträt per Telefon“ befand sich eine Wand, auf der die Stars, die in der Sendung zu Gast waren, unterschrieben. Sie musste aufgrund des Erfolges der Show immer weiter erweitert werden. Doch dann landete sie auf dem Müll – im Gegensatz zu vielen anderen Dingen aus der DDR, die heute in Museen konserviert sind: Als die Show 1990 eingestellt wurde, warf man sie Berichten zufolge auf eine Mülldeponie. ■