Es gibt Filme aus der DDR, an die sich noch heute viele Zuschauerinnen und Zuschauer erinnern. Der Streifen „Sieben Sommersprossen“ gehört ohne Frage dazu. Die Bilder des besonderen Liebesfilms brannten sich quasi ins kollektive Gedächtnis – weil der Film der erste war, der Jugendliche nackt und beim Liebesspiel zeigte. Erinnern Sie sich noch an den kultigen Film, der damals für Furore sorgte? Wir erinnern an den Film, die Darsteller – und verraten kleine Geheimnisse von „Sieben Sommersprossen“.
1978 feierte der Kult-Film „Sieben Sommersprossen“ in der DDR Premiere
Der Spielfilm „Sieben Sommersprossen“ wurde im Jahr 1977 produziert, feierte im Oktober 1978 Premiere. Erotik zwischen 14-Jährigen: Der Film, der die Geschichte der Teenager Robbi und Karoline erzählt, sorgte für Empörung, lockte aber zugleich Millionen Zuschauer in die Kinos. Der DEFA-Streifen wurde damit zu einem der erfolgreichsten in der DDR. Eine Liebesgeschichte, nackte Haut, Gespräche über die privatesten Dinge: Die einen bejubelten den Streifen, die anderen verteufelten ihn. Erinnern Sie sich noch an den Film?
Die Geschichte drehte sich um die 14 Jahre alte Karoline und den 15-Jährigen Robbi. Sie wohnten in der Kindheit im gleichen Haus, treffen sich Jahre später in einem Ferienlager wieder. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch ihnen werden Steine in den Weg gelegt: Die Chefin des Ferienlagers ist eine sehr strenge Frau, die nicht versteht, warum Gefühle und Liebe schon für Jugendliche in diesem Alter ein Thema sein sollten. Einer der Betreuer will das Theaterstück „Romeo und Julia“ aufführen. Nicht nur darum gibt es Streit, auch unter den Jugendlichen selbst kommen Rivalitäten auf. Zum Beispiel durch Marlene, die die junge Liebe zwischen Karoline und Robbi sabotieren will, weil sie selbst in Robbi verliebt ist …

Auf die Suche nach Darstellern ging Regisseur Herrmann Zschoche auf einer Berliner Oberschule im Osten Berlins – hier fand der die damals 14 Jahre alte Kareen Schröter, der er die Rolle in „Sieben Sommersprossen“ gab. Es sollte nicht der erste Auftritt der jungen Frau im DDR-Film werden: Ein Jahr später spielte Kareen Schröter in seinem Film „Und nächstes Jahr am Balaton“ mit, 1980 war sie dann in „Mein Vater Alfons“ zu sehen. Der Fernsehfilm „Ach du meine Liebe“ folgte 1984. Dieser Streifen mit Jaecki Schwarz, Franziska Troegner und Karin Ugowski wurde ihr letzter, dann folgte der Rückzug aus der Filmbranche.
Kareen Schröter wollte „Sieben Sommersprossen“ gar nicht drehen
In der Dokumentation „Busen, Broiler, Bananen – Jugend in der DDR“ verriet sie Jahre später, dass ihr die Nacktszenen in „Sieben Sommersprossen“ anfänglich gar nicht gefielen. „Ich war verklemmt hoch drei, da ist nichts von Lockerheit gewesen“, sagte sie. Als sie im Drehbuch von den Szenen las, habe sie den Film nicht drehen wollen. „Meine Eltern sollten mich vorbereiten, aber ich habe es selber gelesen. Das war schlimm.“
Auch heute sehe sie sich den Film nicht gern an. Für sie vermittelt er auch ein seltsames Gefühl. „Als ich Sieben Sommersprossen mit Abstand nochmal gesehen habe, habe ich ein bisschen auch einen Schreck bekommen. Und habe mich gefragt, was das ist. Ist das ein Stück meiner eigenen Depressivität, die sich da so in dem Film auswälzt, oder ist das eine Depressivität, die in der Gesellschaft lag?“ Weil sie keinen Studienplatz bekam, stellte sie Jahre nach „Sieben Sommersprossen“ einen Ausreiseantrag und verließ die DDR, studierte Psychologie.

An ihrer Seite im Kultfilm „Sieben Sommersprossen“ damals: Harald Rathmann. Auch er wurde vom Regisseur direkt von der Schule geholt. „Herrmann Zschoche und eine Frau tauchten bei uns mitten im Musikunterricht auf“, erinnerte er sich in einem Interview mit der „Super Illu“. Nachdem sie mit der Lehrerin getuschelt hatten, sollten alle Jungs aufstehen. „Herrmann hat uns eindringlich gemustert. Ich dachte schon, er ist von der Kriminalpolizei. Irgendwas hatten wir doch immer ausgefressen.“ Er wurde ausgewählt, sollte danach zu einem Casting nach Köpenick. Einer seiner Konkurrenten war damals übrigens Sven Martinek, heute ein bekannter Schauspieler, der unter anderem im „Tatort“ zu sehen war.
Liebe am Filmset der DDR: Das passierte beim Dreh von „Sieben Sommersprossen“
Der damalige Jung-Schauspieler verriet übrigens auch, dass die Liebe zwischen Karoline und Robbi tatsächlich eine gespielte blieb. „Sie war gar nicht mein Typ“, sagte er im Interview. „Diese roten Haare... Ich war in Janine alias Marlene verliebt. Janine war so eine Verwöhnte, musste immer das Beste haben. Die Eltern hatten den Blumenladen am Bahnhof Friedrichstraße.“ Die gesamten Dreharbeiten hätten die beiden zusammen verbracht. Doch als der Film „Sieben Sommersprossen“ vorbei war, verloren sie sich aus den Augen. Er sei ihr wohl nicht mehr gut genug gewesen, mutmaßte Harald Rathmann.
Das Thema der wahren Liebe am Filmset von „Sieben Sommersprossen“ wurde übrigens auch in der episodischen Autobiografie von Herrmann Zschoche ausgegraben. Dort hieß es, Harald Rathmann habe im wahren Leben kein Interesse an Kareen Schröter gehabt, aber für verschiedene Nebendarstellerinnen geschwärmt. Janine Beilfuß, die Marlene spielte, habe sich für Rathmann interessiert. Und Kareen Schröter habe nur zuschauen können – sie hatte ebenfalls ein Auge auf Rathmann geworfen, hatte aber offensichtlich keine Chance. Was auch immer hinter den Kulissen passierte: „Sieben Sommersprossen“ bleibt ein Film, an den sich viele noch heute gern erinnern. Echter DDR-Kult eben. ■