KURIER packt aus!

Adventskalender zur DDR: Wie viel Osten steckt hinter den Türchen?

Im Internet ist das sogenannte Unboxing von Adventskalendern ein Trend. Wir haben uns einen Adventskalender zur DDR geschnappt – und ihn geleert.

Author - Florian Thalmann
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KURIER-Reporter packen den Adventskalender zur DDR aus: Was steckt drin? Stefanie Hildebrandt und Florian Thalmann wollen es genau wissen.
KURIER-Reporter packen den Adventskalender zur DDR aus: Was steckt drin? Stefanie Hildebrandt und Florian Thalmann wollen es genau wissen.Stefan Tappert/Berliner KURIER

Na, haben Sie schon mal einen Adventskalender ausgepackt? Nein, nicht so, wie Sie jetzt denken! Natürlich macht man jeden Tag ein Türchen auf, doch es geht auch anders! Im Netz sind Adventskalender-Auspack-Videos seit Jahren ein Trend. Auf der Videoplattform YouTube packen etwa jedes Jahr etliche Tester Adventskalender aus, ein Türchen nach dem anderen – und das schon ab September. Auch ich, Reporter Florian Thalmann, bin dem Trend verfallen, schaue vor allem der Berlinerin Vanessa Braunisch alias Malwanne gern zu – sie erreicht mit ihren Clips Millionen Menschen. Zeit, es selbst zu probieren: In der Redaktion des KURIER haben wir einen DDR-Adventskalender ausgepackt – und getestet, wie viel DDR wirklich darin steckt.

Adventskalender zur DDR: Was versteckt sich hinter den Türchen?

Adventskalender gibt es heute in allen Varianten – mit der einfachen Ausführung mit kleinen Schokoladenstücken kann man niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Es gibt Adventskalender mit Schmuck, mit Beauty-Produkten, mit Marmelade, Honig oder Schnaps. Und ja, es gibt auch DDR-Adventskalender. In unterschiedlichen Varianten sind sie im Netz zu haben. Einmal bestellt, kommt ein großer Karton mit 24 Türchen – hinter jedem eine kleine Überraschung aus dem Osten. Was wird es sein?

Rund 40 Euro kosten die Kalender – da erwartet man schon eine ganze Menge. Gemeinsam mit meiner Kollegin Stefanie Hildebrandt habe ich mich aufgemacht, etwas Verbotenes zu tun: Innerhalb von 30 Minuten öffnen wir alle Türchen. Und das schon vor dem 1. Dezember! Auch meine Kollegin hat noch nie alle Überraschungen eines Kalenders auf einmal ausgepackt. Darf man das überhaupt? Als wir beginnen, fühlt es sich so an, als müsste es eigentlich ein Gesetz geben, das es verbietet.

Der Adventskalender ist nur einer von mehreren, die man bei Händlern im Internet kaufen kann. Wir beide schreiben viel über die DDR und den Osten – und wollten wissen, was die Box zu bieten hat. Stefanie ist Jahrgang 1979, hat also immerhin elf Jahre ihrer Kindheit in der DDR verbracht. Süßigkeiten, die es schon damals gab, sind ihr nicht fremd. Ich hingegen bin Jahrgang 1990, also nur mit einem Bein in der DDR geboren, war im Bauch meiner Mutter, als die Mauer fiel. Doch ich sage immer scherzhaft: Ich komme vom Dorf – und da war noch lange nach der Wende DDR. Was übrigens nicht abwertend gemeint ist: Ich bin mit vielen schönen Dingen aus der damaligen Zeit aufgewachsen. Mit Traditionen, mit Filmen, mit Büchern, mit Musik.

Wie viel DDR steckt in diesem DDR-Adventskalender?

Was davon bietet der Adventskalender? Wir ackern uns durch die Türchen. Es gibt jede Menge Süßigkeiten – kleine Bambina-Riegel etwa, die sich hinter einem Türchen verstecken und für uns beide der Hit sind. Hinter Türchen 13 gibt es Dinkelchen von Dr. Quendt, einer Firma aus Dresden, die für ihr Russisch Brot bekannt ist. „Die gab’s aber in der DDR noch nicht“, sagt meine Kollegin. Immerhin ist es ein Ostprodukt. Omas kalter Hund als Mini-Riegel in Türchen 17 passt dann perfekt ins Bild. Dazu gibt es unter anderem Knusperflocken (Türchen 8) und Krügerol Halsbonbons (Türchen 3)

Der Adventskalender zur DDR kostet rund 40 Euro, ist im Internet erhältlich. Aber: Was verbirgt sich hinter den Türchen – und wie viel Osten steckt in der Kiste?
Der Adventskalender zur DDR kostet rund 40 Euro, ist im Internet erhältlich. Aber: Was verbirgt sich hinter den Türchen – und wie viel Osten steckt in der Kiste?Stefan Tappert/Berliner KURIER

Mein Highlight ist die Rote Grütze von Komet – Himbeer-Geschmack. Ich liebe diese Ossi-Grütze – die gab’s schon im Kindergarten! Vanillesoße drauf, fertig. Türchen 15 – mein Highlight. Dazu natürlich Räucherkerzen in Türchen 2 – die Marke Knox wird in Mohorn-Grund produziert. Ich bin eher Fan der Crottendorfer, aber alle riechen sie gut. Hier raten wir: Zimt! Überraschend sind für uns Blumensamen aus Quedlinburg hinter Türchen 20, eine schöne Idee. Ein bisschen Humbug hingegen sind Flaschenöffner, Bierdeckel und Aufkleber mit Ossi-Sprüchen: „Uffmachen und nei damid!“ Klischee olé. Doch zum einen wird immer behauptet, im Osten habe man ordentlich gepichelt. Zum anderen weiß ich nach etlichen Adventskalender-Auspack-Videos: Nicht jedes Türchen kann ein Highlight sein. Und das ist auch nicht schlimm.

Ostprodukte und seltsame Gadgets: Gab’s das alles in der DDR?

Der heimliche Volltreffer – irgendwie im positiven und im negativen Sinne – bleibt Türchen 18: Dahinter steckt ein „Dubnquädscher“, ein kleines Teil aus weißem Plaste, darin ein Schlitz. Wir rätseln erst, was das sein soll. Dann wird uns klar: ein Tubenquetscher. Man kann das Ende einer Zahnpastatube durch den Schlitz stecken und hindurchziehen, dann wird die Zahnpasta Richtung Tubenausgang gedrückt – und kein Tropfen geht verloren. Interessant und irgendwie praktisch. Ob’s wirklich aus dem Osten kommt oder doch aus dem Fernen Osten – wir können es nicht prüfen.

Die Ausbeute: Im Adventskalender zur DDR stecken viele spannende Ostprodukte, aber auch das eine oder andere Produkt zum Füllen.
Die Ausbeute: Im Adventskalender zur DDR stecken viele spannende Ostprodukte, aber auch das eine oder andere Produkt zum Füllen.Stefan Tappert/Berliner KURIER

Unboxing von Adventskalendern: Jeder sollte es mal probieren

Unser Urteil zum DDR-Adventskalender: Kann man machen! Unser Urteil zum Adventskalender-Auspack-Video: Muss man sogar machen! Am Anfang war es seltsam, doch dann kommt schnell der Kick. Ein Stückchen Kindheitstraum erfüllt sich. War man nicht immer verrückt nach dem, was sich hinter dem nächsten Türchen versteckte? Als Erwachsener darf man genau das. Versuchen Sie es mal: Wenn Adventskalender am 2. Dezember plötzlich um die Hälfte reduziert werden, kaufen Sie sich einen. Packen Sie ihn aus. Machen Sie ein Happening daraus. Wir jedenfalls verstehen jetzt, warum auf YouTube so viele Menschen beim Auspacken zuschauen. Weil’s – wie der Ossi sagen würde – einfach urst fetzt!

Weihnachten in der DDR: Wir starten in den Adventskalender!

Auch im KURIER gibt es ab dem 1. Dezember einen Adventskalender – und auch hier dreht sich alles um die DDR. Wir präsentieren die schönsten Geschichten zu den Weihnachtstraditionen des Ostens. Besondere Objekte von damals, Fernsehshows und Filme, Rezepte und Musik: Da werden Erinnerungen wach. Der große DDR-Adventskalender – ab dem 1. Dezember täglich im KURIER. Und wenn Sie Ihre Weihnachtserinnerungen an die DDR mit uns teilen wollen, schicken Sie sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns drauf!