Kolumne „Wir im Netz“

Adventskalender für 1000 Euro – muss das denn wirklich sein?

Jetzt schon werden einem im Internet teure Beauty-Adventskalender angedreht. Wann es sich lohnt, zuzuschlagen – und wann man es besser lässt.

Author - Jana Hollstein
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Jeden Tag ein Geschenk als nur an Weihnachten?
Jeden Tag ein Geschenk als nur an Weihnachten?Depositphotos/imago

Ich war noch im Sommerurlaub, als ich die Mail bekam. „Unser Adventskalender ist ab jetzt verfügbar!“ informierte mich der Kosmetik-Händler meines Vertrauens. Zugegeben: Das war früher im Jahr, als mir eigentlich lieb war (auch wenn ich der Typ Mensch bin, der Weihnachten das ganze Jahr durch feiern könnte). Aber so früh diese Beauty-Adventskalender auf den Markt kommen, so schnell sind sie eben auch weg. Da muss man jetzt langsam schon mal zugreifen.

Mehr als Schokolade: Viele bunte Adventskalender

Beauty-Adventskalender werden seit Jahren immer beliebter, und dank Influencern auf Instagram und TikTok (die die Kalender natürlich in der Regel umsonst bekommen und groß bewerben) wird der Hype jedes Jahr größer.

Ich für meinen Teil habe irgendwann festgestellt, dass mir der klassische Schoko-Adventskalender zwar den Advent versüßt hat, aber weniger wegen der Schokolade selbst. Als ich damals aus dem Haus meiner Eltern gezogen bin, habe ich mich deswegen ein bisschen nach links und rechts umgeguckt, und seitdem habe ich fast jedes Jahr einen anderen Adventskalender.

Danke, Internet! TikTok deckte Adventskalender-Skandal auf

Da gibt es dann durchaus Jahre, in denen ich mir, wenn es finanziell drin ist, ganz gerne einen Beauty-Adventskalender kaufe. Aus heutiger Perspektive war ich da Vorreiterin, damals wurde darum im Internet noch nicht so ein Trara gemacht. Inzwischen halte ich ganz gerne ein Auge auf TikTok. Denn obwohl Beauty-Adventskalender in der Regel tatsächlich ziemlich viel zu bieten zu haben und der Wert den Preis meist bei weitem übersteigt, gibt es manchmal schon richtige Mogelpackungen.

2021 kam zum Beispiel ein ziemlicher Skandal ans Licht: Der Adventskalender von Chanel, stolze 700 Euro teuer, enthielt kaum wertvolle Beauty-Produkte, sondern stattdessen allerlei Ramsch wie Sticker und Daumenkinos.

Lippenstifte und Parfums statt Schokolade ist der Trend.
Lippenstifte und Parfums statt Schokolade ist der Trend.Depositphotos/imago

Welcher Adventskalender ist der richtige für mich?

Damit sowas nicht passiert, ist es doch sehr praktisch, dass es solche Adventskalender-Influencer gibt. Aber, und das ist meine Einschränkung zu eigentlich allem, wenn es um Sachen gibt, die Influencer verticken wollen: Sowas hilft einem eben nur, wenn man ohnehin einen Beauty-Adventskalender kaufen möchte. Aus den „richtigen“ Gründen, und nicht, weil ein Influencer einem einen unter die Nase gehalten hat.

Was sind die „richtigen“ Gründe? Erstmal sollte er einen finanziell nicht zu sehr belasten. Mehrere hundert Euro sind schon happig, ein Luxus eben, und in meiner Erfahrung hat jedes Türchen so einen ganz üblen Beigeschmack, wenn man weiß, dass man sich das eigentlich nicht leisten kann.

Dann sollte man sich wirklich angucken, was drin ist. Dazu gehört auch, dass man der Marke vertraut und am besten schon gute Erfahrungen gemacht hat. So hat man dann auch lange über die Adventszeit hinaus etwas davon: Ich habe zum Beispiel noch Kerzen und Parfums aus dem Adventskalender von Diptyque von vor zwei Jahren, die ich auch noch sehr gerne benutze.

Ich weiß, bei Adventskalendern zählt die Überraschung. Aber weil man bei so teuren Kalendern eh so früh zuschlagen muss, hat man bis zum 1. Dezember ohnehin das meiste vergessen. Also: Einmal über die Inhalte gucken, sacken lassen, erst dann eventuell kaufen und dann bis zum ersten Türchen in der Ecke stehen lassen und vergessen.

Neue Traditionen finden

Klingt nach zu viel Geld und Aufwand für einen Adventskalender? Das kann ich vollkommen nachvollziehen. Aber vielleicht auch mal eine Chance, wenn man denn möchte, über die eigenen Adventskalender-Traditionen nachzudenken. Hat man denn wirklich Spaß am Schoko-Adventskalender oder ist der Kauf mehr Gewohnheit als alles andere?

Bei mir wird es zum Beispiel auch nicht jedes Jahr der teure Beauty-Adventskalender. Manchmal lese ich auch einfach gerne Bücher wie „Das Weihnachtsgeheimnis“ von Jostein Gaarder, die darauf ausgelegt sind, dass man jeden Tag bis Weihnachten ein Kapitel liest, wie als würde man ein Adventskalender-Türchen öffnen. Das finde ich eigentlich am besinnlichsten.

Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com