Warten auf den Baustart

Pankower Brache ist Krötenland

Investor Kurt Krieger träumt von einem neuen Stadtviertel in Pankow. Doch geschützte Kröten und langsame Entscheidungen der Politik bedrohen den Plan.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Investor Kurt Krieger hält an seinem Plan, ein neues Pankower Stadtviertel zu bauen, felsenfest.
Investor Kurt Krieger hält an seinem Plan, ein neues Pankower Stadtviertel zu bauen, felsenfest.Markus Wächter/Berliner Kurier

Kurt Krieger steht auf der riesigen Brachfläche des ehemaligen Güterbahnhofs. Wo jetzt Wildwuchs, Schotter und Sandhaufen liegen, sollen bald 2000 bis 2500 Wohnungen entstehen – dazu Kitas, eine Schule, Grünflächen und sogar eine neue Straßenbahntrasse. Ein ganzer Stadtteil für Berlin, mitten in Pankow.

Seit 15 Jahren verfolgt der 77-Jährige das Projekt. „Ich gehe hier nicht weg“, sagt er entschlossen. Für ihn ist das „eine Herzensangelegenheit“. Immer wieder musste er Rückschläge einstecken, neue Pläne schmieden, Kompromisse machen. Aufgeben? Keine Option.

Am Dienstag lädt er zur großen Runde. Auf dem Podium: die Pankower Umweltstadträtin Manuela Anders-Granitzki, Stadtrat für Stadtentwicklung Cornelius Bechtler – und eigentlich auch NABU-Chef Rainer Altenkamp, der aber fehlt. Krieger attackiert die Politik: „Wir haben 15 Jahre lang geliefert, jetzt ist die Politik gefragt.“ Neben ihm lächeln die Bezirksvertreter gequält.

Vom Güterbahnhof zum Zankapfel

Die Geschichte beginnt 1997: Damals wird der größte Güterbahnhof Berlins stillgelegt. Kurz darauf landen zwei Kreuzkröten auf dem Gelände – wahrscheinlich mit einem Kieslaster eingeschleppt. Sie überleben, vermehren sich, und heute lebt hier die einzige Kreuzkrötenpopulation Berlins. Ein paar Hundert Tiere.

Krieger kauft 2009 das erste Grundstück, nach und nach weitere Flächen. Er organisiert Beteiligungsverfahren, Infoboxen, Werkstattgespräche. Politiker kommen und gehen: Geisel, Kirchner, später Lompscher und Benn. Sozialwohnungen werden ausgehandelt, ein Einkaufszentrum verworfen, Denkmalschutz zugesichert. Krieger übernimmt Verantwortung für den Rundlokschuppen – sechs Millionen Euro zahlt er allein dafür. Doch eine Frage bleibt seit Jahren offen: Wohin mit den Kröten?

800 der streng geschützten Kröten sollen auf dem Gelände zwischen Granitzstraße und Neumannstaße leben.
800 der streng geschützten Kröten sollen auf dem Gelände zwischen Granitzstraße und Neumannstaße leben.Markus Wächter/Berliner Kurier

Wenn Naturschutz zum Endgegner wird

Umsiedlungen von Amphibien sind heikel. Der NABU verweist auf die Verantwortung gegenüber der streng geschützten Art. Das Ersatzgelände, das Krieger extra gekauft hat – eine ehemalige Kleingartenkolonie nahe dem Bahngelände – sei zu klein und zudem Heimat der ebenfalls geschützten Zauneidechse. Die Folge: Klagen drohen. „Die Kröte verfolgt uns“, stöhnt Krieger. Und tatsächlich: Ohne Einigung kein Bauen.

Während Berlin unter Wohnungsmangel ächzt, blockiert ausgerechnet eine Krötenkolonie den dringend benötigten Wohnungsbau. Cornelius Bechtler warnt: „Man baut hier gegen steigende Wohnungslosigkeit in Berlin an. Die Menschen erwarten, dass die Politik endlich etwas hinkriegt.“

Vertrag unterschrieben – aber Baustart unklar

Immerhin: Im März 2025 wurde ein städtebaulicher Vertrag fixiert. Darin stehen die Eckpunkte des Projekts: Wohnungen für bis zu 4000 Menschen, große Grünflächen, Kitas, eine Schule und eine Straßenbahnverbindung. Bis Ende 2026 soll der Bebauungsplan verabschiedet sein.

Doch solange die Krötenfrage nicht geklärt ist, bleibt unklar, ob Bagger überhaupt anrollen dürfen. Der NABU ist zu allem entschlossen. Und Krieger? Er gibt sich kämpferisch: „Wir hauen hier nicht ab. Wir werden das zu einem guten Ende bringen. Für Pankow und für die Kröten.“

Symbol für ein größeres Problem

Das Pankower Tor steht beispielhaft für ein Dilemma in Berlin. Immer wieder bremsen Artenschutzkonflikte große Bauprojekte. Naturschutzorganisationen nutzen jede Lücke, um vor Gericht zu ziehen. Manche Vorhaben verzögern sich dadurch um Jahre.

Krieger erinnert an die Berliner Wasserbetriebe: Seit zehn Jahren wollen sie einen Regenwasserkanal verlegen – blockiert, weil die dafür nötige Straße auf „Krötenland“ verlaufen würde. Auch hier klagt der NABU. „Wenn ich daran denke, sehe ich schwarz für das Pankower Tor“, sagt Krieger. So sei ein Baustart Ende 2026 nicht zu erreichen.

Und doch: Ganz ohne Klagen hat es in Berlin noch kein großes Bauprojekt gegeben. Für den Investor gehört das fast schon dazu.

Pressekonferenz zum Stand des Bauvorhabens Pankower Tor mit Investor Kurt Krieger, Manuela Anders – Granitzki und Cornelius Bechtler.
Pressekonferenz zum Stand des Bauvorhabens Pankower Tor mit Investor Kurt Krieger, Manuela Anders – Granitzki und Cornelius Bechtler.Markus Wächter/Berliner Kurier

Rennen gegen die Zeit

Die Ironie des Ganzen: Während die Verfahren laufen, verschwindet das, was die Kröten so schätzen. Offene, sandige Flächen wachsen mit Sträuchern zu, Lebensraum geht verloren. Krieger argumentiert: Wer es ernst meine mit dem Naturschutz, müsse die Tiere jetzt umsiedeln – nicht irgendwann.

Doch bis eine Lösung gefunden ist, bleibt das Pankower Tor ein Ort voller Widersprüche: Ein riesiges Gelände, das dringend gebraucht wird, und gleichzeitig ein Schutzgebiet für eine kleine, lautstarke Population. Politiker versprechen weiter Lösungen. Bezirksstadtrat Bechtler mahnt: „Mitten in der Krise der Demokratie sagen die Menschen: Ihr müsst auch mal etwas hinkriegen.“

Hinweis: Dieser Text wurde mit Hilfe von KI-Tools formuliert und von Redakteuren des Berliner KURIER auf seine Richtigkeit geprüft.