Wird's jetzt endlich besser?

Wegen Chaos bei der BVG: Technik-Vorstand Rolf Erfurt sagt Tschüss!

Bei der BVG geht's drunter und drüber. Nichts läuft, wie es soll. Technik-Vorstand Rolf Erfurt verlässt jetzt das Unternehmen.

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BVG-Technik-Vorstand Rolf Erfurt geht.
BVG-Technik-Vorstand Rolf Erfurt geht.Funke-Foto-Services/imago

Uralte Züge, Personalmangel und extrem hohe Krankenstände. Das Chaos bei der BVG dürfte sich so schnell nicht verziehen. BVG-Chef Henrik Falk macht wenig Hoffnung, dass die Lage sich rasch bessert. Jetzt zieht er die Reißleine. Und sein Technik-Chef – der verlässt das Unternehmen.

Das Chaos bei der BVG fordert sein nächstes prominentes Opfer: Technik-Vorstand Rolf Erfurt (54) geht. Wie die „B.Z.“ erfuhr, wurde diese Entscheidung am Freitagmorgen in den zuständigen Gremien bekannt gegeben – darunter der Personalausschuss, die Gewährträgerversammlung und der Aufsichtsrat. Offiziell wird die Trennung als „gegenseitiges Einvernehmen“ dargestellt. Die BVG selbst spricht von unterschiedlichen „Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens“. Erfurt gehört zu den bestbezahlten Managern Berlins.

Besonders dramatisch zeigt sich die Lage bei der U-Bahn, wie BVG-Chef Henrik Falk vor Abgeordneten erklärt hatte: Neue Züge, die die ständig ausfallenden Oldtimer ersetzen sollen, werden frühestens 2025 oder 2026 erwartet. Doch bis dahin gibt es keinerlei Spielraum. Von den 600 breiten U-Bahn-Zügen (Linien U6 bis U9) sind nur 470 einsatzfähig.

Bei den schmaleren Zügen (Linien U1 bis U4) sind es gerade einmal 360 von 480 – für einen regulären Fahrplan wären jedoch 390 notwendig. Schon seit Wochen wurden die Fahrpläne als Notmaßnahme gestreckt, viele Linien fahren in größeren Abständen.

Rolf Erfurt gehört zu den Top-Managern Berlins, mit einem Gehalt von 448.700 Euro im vergangenen Jahr. Seit Oktober 2019 war er für den Betrieb bei der BVG verantwortlich. Auch seine letzte positive Nachricht, die er in einer Fachzeitschrift verkündete – dass ab Herbst 2025 die ersten neuen Züge für die schmaleren Linien in Betrieb gehen sollen – konnte ihn nicht mehr retten.

Die BVG-Aufsichtsratsvorsitzende Franziska Giffey (SPD) dankte Erfurt „für seine ausgezeichnete Arbeit“. Er habe „den Betrieb der BVG erfolgreich weiterentwickelt und wichtige innovative Impulse gesetzt“.

Rolf Erfurt ist der zweite prominente Abgang bei der BVG

Es ist bereits der zweite große Abgang bei der BVG innerhalb kurzer Zeit. Im April 2023 verlor die damalige BVG-Chefin Eva Kreienkamp (61) ihren Posten, obwohl ihr Büro bereits seit längerer Zeit verwaist war, da sie krankgemeldet war.

Ihre Bezüge von 360.100 Euro (Stand 2021) behielt sie bis Ende September. Bis Januar 2024, als Henrik Falk aus Hamburg den Chefposten übernahm, hatte der Technik-Vorstand auch diesen Posten interimsmäßig inne.

Die Berliner Verkehrsbetriebe stecken schon länger in einer tiefen Krise, das macht sich auf mehreren Ebenen bemerkbar. Ein zentrales Problem ist der massive Fahrzeugmangel, vor allem bei der U-Bahn. Von den 600 breiten Zügen, die für die Linien U6 bis U9 benötigt werden, sind nur 470 einsatzfähig. Bei den schmaleren Zügen, die auf den Linien U1 bis U4 fahren, sind es sogar nur 360 von 480, obwohl eigentlich 390 Züge benötigt werden, um den regulären Fahrplan aufrechtzuerhalten.

Volle Bahnhöfe, schlechte Taktzeiten und uralte U-Bahnzüge. Die BVG kommt nicht aus den Schlagzeilen.
Volle Bahnhöfe, schlechte Taktzeiten und uralte U-Bahnzüge. Die BVG kommt nicht aus den Schlagzeilen.Jürgen Held/imago

Diese Situation führt dazu, dass viele Linien schon seit Wochen mit verlängerten Taktzeiten verkehren, was für die Fahrgäste längere Wartezeiten und eine Verschlechterung des Angebots bedeutet. Hinzu kommt, dass die bestehenden Fahrzeuge oft alt und anfällig für technische Störungen sind. Neue Züge, die dringend benötigt werden, werden, wie oben erwähnt, frühestens 2025 oder 2026 erwartet, was kurzfristig kaum eine Entlastung verspricht.

Chaos bei der BVG ist hausgemacht

Neben den technischen Problemen kommt es bei der BVG auch auf Führungsebene zu Verwerfungen. Innerhalb kurzer Zeit gingen zwei hochrangige Manager: Erst Eva Kreienkamp, nun Rolf Erfurt. Solche personellen Veränderungen erschweren eine stabile Unternehmensführung und machen es schwieriger, langfristige Strategien zur Lösung der bestehenden Probleme zu entwickeln. Der Verlust wichtiger Führungskräfte verstärkt die Unsicherheit im Unternehmen und bei den Beschäftigten, während gleichzeitig der Druck auf die verbliebenen Manager wächst.

Zusätzlich zu den Schwierigkeiten im Tagesgeschäft hat die BVG mit einem enormen Sanierungsstau zu kämpfen. Viele Bereiche der Infrastruktur – etwa U-Bahn-Tunnel und Gleisanlagen – sind stark sanierungsbedürftig, was wiederum hohe Investitionen erfordert. Diese Projekte sind oft langwierig und teuer, wodurch sich die Probleme im täglichen Betrieb verschärfen. Die ohnehin angespannte finanzielle Lage der BVG wird dadurch weiter belastet.

Ein defekter BVG-Bus muss abgeschleppt werden.
Ein defekter BVG-Bus muss abgeschleppt werden.Seeliger/imago

Ein weiteres Thema ist die unzureichende Kommunikation mit den Fahrgästen. Viele Menschen fühlen sich schlecht informiert über Zugausfälle, Fahrplanänderungen oder andere Unannehmlichkeiten im Betriebsablauf. Die kurzfristige und oft lückenhafte Kommunikation der BVG stößt bei den Nutzern auf Unverständnis und Frust.

BVG für Fahrgäste immer teurer

Schließlich sieht sich die BVG auch mit steigenden Kosten konfrontiert. Der hohe Sanierungsbedarf, die Anschaffung neuer Fahrzeuge und die gestiegenen Betriebskosten führen dazu, dass ständig über Fahrpreiserhöhungen nachgedacht wird. Das stößt bei den Fahrgästen auf wenig Verständnis, da die Servicequalität gleichzeitig stark nachlässt. Die steigenden Preise bei einer sinkenden Qualität des Angebots schüren Unmut in der Bevölkerung und belasten das Image der BVG weiter.

Insgesamt kämpft die BVG mit einer Vielzahl von Problemen, die sich gegenseitig verstärken. Die finanzielle Lage ist angespannt, die Infrastruktur veraltet, und personelle Querelen erschweren die Umsetzung notwendiger Reformen. Fahrgäste sehen sich mit längeren Wartezeiten, Zugausfällen und unzureichender Kommunikation konfrontiert, während die Zukunft des Unternehmens ungewiss bleibt. ■