Der Ärger der Berliner über die BVG ist groß. Nicht nur die U-Bahn ist auf allen Linien durch Fahrzeugmangel und Krankenstand aus dem Takt geraten. Nun hat die Chaos-Krise der BVG auch die Busse erwischt. Laut einer neuen Studie sind auch diese Fahrzeuge recht unterirdisch in Berlin unterwegs. Sie werden auf Jahren ins Chaos rollen.
Von dem vor Jahren noch von den grünen Verkehrssenatoren hoch beschworenen modernen öffentlichen Nahverkehr ist bei der BVG aktuell nichts zu merken. Versäumnisse der Vergangenheit fallen laut einer aktuellen Analyse von Verkehrsplanern nun dem Verkehrsunternehmen und seinen Fahrgästen mächtig auf den Füßen. Demnach herrschen in den Bus-Depots der BVG Zustände, die sich auf dem Niveau von vor fast zehn Jahren bewegen, berichtet der RBB.
Die Analyse des Centers Nahverkehr Berlin, die die Verkehrsplaner im Auftrag des Senats erarbeitet und im August vorgelegt hatten, ist vernichtend. Danach kommen die Busse der BVG offenbar ihren vertraglich vereinbarten Fahrleistungen nicht hinterher. Auch in diesem werden die „Gelben“ nur eine Fahrleistung von 90,2 Millionen Fahrkilometern erreichen. So einen niedrigen Wert gab es zuletzt 2016. Vereinbart waren mit dem Land Berlin für 2024 jedoch 97,9 Millionen Fahrkilometer.
BVG-Chaos: Das Busangebot sinkt seit 2021 katastrophal nach unten
Laut der Analyse sinkt das Busangebot der BVG seit 2021 kontinuierlich nach unten. Damals hatten die Fahrzeuge immerhin noch 94,5 Millionen Jahreskilometer auf dem Tacho. Und die Verkehrsplaner sind sich sicher, dass die BVG das mit dem Land Berlin vereinbarte Ziel von 101 Millionen Fahrkilometern bis 2030 bei den Bussen nicht erreichen wird.
„Ohne erneuten Aufwuchs droht 2030 eine Angebotslücke von über 11 Millionen Bus-Kilometern“, steht warnend in der Analyse der Verkehrsplaner. Das entspreche in etwa der heutigen Busleistung im gesamten Bezirk Spandau.
Über rund 1600 Busse hat die BVG im Bestand. Doch die technischen Probleme häufen sich. In diesem und im kommenden Jahr sollen 50 neue Elektro-Gelenkbusse geliefert werden. Doch ob sie wirklich kommen?
Dass auch die BVG-Busse nicht im richtigen Takt rollen, viele Linien ausgedünnt und schon lange nicht mehr nach den Fahrplanvorgaben unterwegs sind, sehen die Verkehrsplaner in ihrer Analyse vor allem im Personalmangel bei den Busfahrern begründet. Zwar haben die Verkehrsbetriebe mit Personalgewinnungsaktionen begonnen, „jedoch bislang ohne durchgreifende Verbesserung und Rückkehr in einen Bereich, der Rücknahme von Leistungsreduzierungen oder gar Aufwuchs von Leistungen ermöglicht“, zitiert der RBB aus der Analyse.
Trotz Personalaktionen der BVG: Bei den Bus-Fahrplänen ist keine Besserung in Sicht
Und das hat Auswirkungen: Zum Fahrplanwechsel im Dezember seien „realistisch keine nennenswerten Neuleistungen möglich“, sagen die Verkehrsplaner laut RBB voraus. Es wird wohl auch keine Rücknahme der reduzierten Bus-Fahrplänegeben. Zum Fahrplanwechsel zum Jahresende 2030 hatte die BVG die Takte auf 44 Buslinien ausgedünnt.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) musste bereits zugeben: „Ganz ohne Frage stehen die Mitarbeiter der BVG vor großen Herausforderungen, um das tägliche Angebot an Bussen und Bahnen bei offensichtlichem Fahrzeugmangel und hohen Krankenständen zu gewährleisten.“
Die BVG äußerte sich sehr schmallippig zu der vorgelegten Analyse der Verkehrsplaner. Sprecherin Maja Weihgold erklärte dem RBB, dass die BVG für dieses Jahr mit dem reduzierten Fahrplan weiterhin eine Leistung von 92,4 Millionen Buskilometern anstrebt. „An etwaigen Hochrechnungen, was bis zum Ende des Jahres passieren könnte, wollen wir uns nicht beteiligen.“ ■